Jiddistik aktuell

 

 

XXVII. Symposium für Jiddische Studien in Deutschland

2. bis 4. September 2024 in Düsseldorf

 

Das XXVII. Symposium für Jiddische Studien in Deutschland wird vom 2. bis 4. September 2024 an der Universität Düsseldorf stattfinden. Dieses jiddistische Forum wird jährlich im Wechsel von den Jiddistik-Lehrstühlen der Universitäten Trier und Düsseldorf veranstaltet.

Wie in den Vorjahren haben wir auf ein einengendes Rahmenthema verzichtet, um keines der Forschungsfelder der Jiddistik auszugrenzen. Interdisziplinäre Forschung mit einem jiddistischen Bezug wird ebenfalls gern berücksichtigt.

Wir laden Sie herzlich ein: Das Symposium ist offen für alle an der Jiddistik Interessierten. Bitte melden Sie sich frühzeitig an.

Das Programm des XXVI. Symposiums für Jiddische Studien finden Sie hier.

 

Anmeldung und Informationen:

Universität Trier

FB II / Jiddistik

Email: jiddisch@uni-trier.de

Berichte über die vorangegangenen "Symposien für Jiddische Studien in Deutschland" finden Sie unter Symposium Archiv.

 

Prof. Dr. Simon Neuberg

FB II - Jiddistik

Universität Trier

Prof. Dr. Marion Aptroot

Abt. für jiddische Kultur, Sprache und Literatur, Institut für Jüdische Studien

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf

 

 

 

Intensivkurs Jiddisch I

14. - 18. Oktober 2024, Universität Trier, 9-16 Uhr

Der Intensivkurs Jiddisch I ist ein Kurs für Anfänger ohne/mit geringen Vorkenntnissen, Äquivalent für Jiddisch I (Zugangsvoraussetzung für Jiddisch II sowie Schwerpunktmodul Jiddistik). ECTS-Punkte/Teilnahmescheine können vergeben werden. Der Sprachkurs ist nicht als Fortbildungsveranstaltung gem. Bildungsfreistellungsgesetz anerkannt.

Die Teilnahme ist kostenfrei, selbstverständlich auch für Nicht-Mitglieder der Universität Trier.

 Literatur:

Wenn Sie noch über keinerlei Hebräisch-/Jiddisch-Kenntnisse verfügen, können Sie, wenn Sie mögen, das kleine Arbeitsheft von Karin Weiss, Dorothea Greve, Smadar Raveh-Klemke: "Der Alef-Beys trit bay trit. Jiddisch lesen und schreiben lernen." Bremen: Hempen 2013, 144 Seiten, zur Vorbereitung verwenden. Es ist im Buchhandel erhältlich.

Im Unterricht wird das Arbeitsbuch Aptroot/Nath: "Einführung in die jiddische Sprache und Kultur" verwendet, die entsprechenden Texte werden in Kopie zur Verfügung gestellt.

Anmeldung:

Studierende der Universität Trier: über PORTA sowie per Email an <jiddisch@uni-trier.de>

Externe Teilnehmer: per Email an <jiddisch@uni-trier.de> sowie telefonisch: 0651-201-2325

Wir bitten um Angabe Ihrer Kontaktdaten (Postadresse, Tel./Fax., Studienfächer/ Fremdsprachkenntnisse).

Anfahrtskizzen, Wegbeschreibungen sowie Raumpläne der einzelnen Gebäude finden Sie auf der Startseite der Homepage der Universität Trier rechts oben unter der Rubrik „Anfahrt“.

Für weitere Fragen stehen wir jederzeit zur Verfügung.

Der Intensivkurs Jiddisch I 2023 unternahm einen Rundgang durch das jüdische mittelalterliche Trier unter Leitung von JProf. Dr. Andreas Lehnertz, Mittelalterliche Geschichte, Universität Trier. Einen ausführlichen Bericht finden Sie hier.

 

 

 

 

In Memoriam Walter Röll

[Nach Redaktionsschluss erreichte uns die traurige Nachricht, dass Prof. Dr. Walter Röll am 25. Dezember 2016 gestorben ist. Wir geben deshalb hier die Worte wieder, die Erika Timm bei seinem Begräbnis gesprochen hat.] Walter Röll hat uns nach langer schwerer Krankheit, im Alter von 79 Jahren, nun für immer verlassen. Wir trauern um ihn und werden ihn nicht vergessen. Seine wissenschaftliche Laufbahn hat Walter Röll einst als Altgermanist begonnen, und der Altgermanistik ist er auch treu geblieben, in der Lehre bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2002 und in der Forschung bis zuletzt. 1962 wurde er an der Universität Hamburg promoviert mit einer Arbeit über den sogenannten Jüngeren Titurel, 1969 wurde er habilitiert mit Arbeiten über den faszinierenden Liederdichter Oswald von Wolkenstein. Sein letztes großes Projekt ist unvollendet geblieben: die Edition einer mittelhochdeutschen Version der Gesta Romanorum. Insgesamt hat er mehr als 50 gewichtige Beiträge zu diesen und anderen Themen der mittelhochdeutschen Dichtung publiziert – dabei sind Miszellen, Lexikonartikel und Rezensionen noch nicht einmal mitgezählt. Seine ganz große Liebe aber galt, sozusagen aus der Altgermanistik erwachsen, der Jiddistik – also der Erforschung der jiddischen Sprache, Literatur und Kultur. Und auch dieser großen Liebe ist er bis zuletzt treu geblieben, deshalb soll sie jetzt im Mittelpunkt stehen. Ich konzentriere mich auf einige der markantesten Ereignisse in diesem seinem Wirkungsbereich. Angefangen hat alles vor mehr als einem halben Jahrhundert in Hamburg. Und als eine seiner ältesten wissenschaftlichen Weggefährten habe ich diese Geschichte von Anfang an miterlebt. Anfang der 60er Jahre entdeckte Walter Röll als junger Assistent in der Bibliothek des Hamburger Germanischen Seminars den kleinen grammatischen Abriss der Jiddischen Sprache von Salomo Birnbaum von 1918 – und war sofort fasziniert. Er erkannte sehr schnell, dass das Jiddische eine im Wesentlichen germanische Sprache ist, die dem Deutschen sehr nahe steht, und dass ihre Erforschung somit eine interessante und unbedingt wichtige Aufgabe der Germanistik ist. Er nahm Kontakt auf zu dem im Londoner Exil lebenden Autor, der vor und noch zu Beginn der Nazizeit als Dozent an der Universität Hamburg sich erfolglos um die Institutionalisierung des Faches Jiddistik bemüht hatte. Der alte Birnbaum ermunterte den jungen Röll zur Weiterarbeit und blieb bis zu seinem Tod 1991 ein hilfreicher, gütiger Ratgeber. Nicht lange nach diesem Fund bot Walter Röll dann (1964) – mutig wie er damals schon war – das erste Jiddisch-Seminar an, zu dem gleich mehr als 40 Teilnehmer aller Fakultäten erschienen. Sicherlich hat er – den eifrigen Teilnehmern immer knapp voraus – bei den Vorbereitungen für dieses Seminar schwer geschuftet und geschwitzt, denn das waren keine Erstsemester, sondern ziemlich hohe, manche waren schon promoviert, und entsprechend waren natürlich die Fragen. Nun, nicht wenige der damaligen Teilnehmer wurden so gefesselt, dass sie heute noch dabei sind. Das war übrigens das erste Jiddisch-Seminar der Nachkriegszeit in Deutschland, wahrscheinlich sogar in Europa. Seitdem hat Walter Röll noch in Hamburg weitere Seminare angeboten, angefangen mit den Klassikern des 19. Jahrhunderts, also Mendele Mojcher Sforim, Jizchok Lejbusch Perez und Scholem Alejchem, doch bald auch übergehend zu alten Texten des Mittelalters und der frühen Neuzeit. Als er 1970 auf den Lehrstuhl für Ältere deutsche Philologie an die neugegründete Universität Trier berufen wurde, scheute er keine Mühe, den Kollegen die jiddische Sprache nahezubringen und für ihre Integrierung in das germanistische Lehrprogramm zu sorgen. Denn als Altgermanist und Jiddist wurde er nie müde, darauf hinzuweisen, was Germanistik und Jiddistik einander geben können. Bereits im Sommer 1976 organisierte er in Trier das erste wissenschaftliche Jiddisch-Symposium der Nachkriegszeit in Deutschland, zum Thema „Fragen des älteren Jiddisch“, mit internationaler hochkarätiger Besetzung und nicht zuletzt mindestens sechsen von der ersten Hamburger Nachwuchsgeneration. Schon 1977 erschien die Publikation des Tagungsbandes. Im Sommer 1986 sorgte er während seiner Amtszeit als Dekan dafür, dass unser alter Mentor Salomo Birnbaum zum Ehrendoktor der Universität Trier ernannt wurde und dass der Geehrte zu dieser Feierlichkeit, wieder mit Gästen aus aller Welt, nach mehr als fünfzig Jahren Exil zum ersten Mal wieder nach Deutschland kam. Inzwischen war Trier weltweit eines der wichtigsten Zentren für die Erforschung des Altjiddischen geworden, so dass um 1990 die Voraussetzungen für die Errichtung des ersten Lehrstuhls für Jiddistik in Deutschland geschaffen waren. Einige Jahre später wurde an der Universität Düsseldorf ein zweiter Lehrstuhl errichtet und kürzlich ein weiterer – zunächst für fünf Jahre – in Berlin. Auch an anderen deutschen Universitäten finden wir heute seriöse Lehr- und Forschungsaktivitäten. Angefangen aber hat alles vor einem halben Jahrhundert in Hamburg. Ich bin überzeugt, im Namen aller seiner Schüler zu sprechen, wenn ich unserem alten Lehrer nachrufe: Hab Dank, Walter Röll!