ADEBAR (Atlas Deutscher Brutvogelarten)

ADEBAR in der Region Trier

Nachdem der Ornithologische Beobachterring Saar (OBS) im Jahr 2005 - auch unter Beteiligung Trierer Biogeographen - den ersten flächendeckenden Brutvogelatlas für unser benachbartes Bundesland vorlegte (Bos et al. 2005), konnte die bundesdeutsche Landkarte regionaler Atlasprojekte im Südwesten Deutschlands ein stückweit vervollständigt werden. Für Rheinland-Pfalz existiert leider noch kein landesweiter Brutvogelatlas. Rheinwald (1993) stellte bereits kurz nach der Deutschen Wiedervereinigung aus unterschiedlichen Regionalkartierungen (mit zwischen den Bundesländern teilweise stark voneinander abweichenden Erfassungsmethoden) den ersten gesamtdeutschen Brutvogelatlas zusammen, der den avifaunistischen Stand um 1985 widerspiegelt. Was jedoch immer noch fehlte, war ein auf einer einheitlichen Kartierungsmethode beruhender, moderner und aktueller Brutvogelatlas für ganz Deutschland (vgl. Bauer 1998, Bauer & Nottmeyer-Linden 2000).

Im Jahr 1998 wurde durch den gemeinsamen Beschluss des Dachverbands Deutscher Avifaunisten (DDA), des Deutschen Rats für Vogelschutz (DRV) und der staatlichen Vogelschutzwarten der Bundesländer (LAG VSW) das so genannte ADEBAR-Projekt auf den Weg gebracht - ein neuer deutscher Brutvogelatlas moderner Prägung, der quantitative Kartierungsmethoden einsetzt. Nachdem die Finanzierung dieses ehrgeizigen Prestigeprojekts im Jahr 2003 gesichert werden konnte, begannen die Freilandarbeiten mit der Kartierungs-Saison 2005 (vgl. Gedeon et al. 2004a). Federführung für ADEBAR hat seit 2003 die neu gegründete "Stiftung Vogelmonitoring Deutschland" (SVD).

Das ADEBAR-Projekt steht und fällt mit dem Engagement der ehrenamtlichen Kartierer im Freiland, die sich in ganz Deutschland zu hunderten v.a. aus den Reihen der in unterschiedlichsten Verbänden organisierten Amateur-Ornithologen (im positivsten Wortsinn!) rekrutieren. Das Projekt kann nur erfolgreich sein, wenn alle zur Verfügung stehenden Kräfte den neuen Atlas als gemeinsame Aufgabe verstehen und sich mit ihren Möglichkeiten dort einbringen. Auch die Abteilung Biogeographie engagiert sich deshalb bei ADEBAR durch die Bearbeitung mehrerer Messtischblätter in der Großregion Trier. Dabei ist über weite Strecken avifaunistische Pionierarbeit zu leisten, da gerade in der so genannten "Normallandschaft" oft sehr wenig über die regionalen Bestände der meisten Vogelarten bekannt ist. Die Freilandarbeiten im Rahmen von ADEBAR laufen noch bis einschließlich Juni 2008.

Unterschieden wird bei dieser Atlaskartierung zwischen 1) allgemein verbreiteten und häufigen Brutvogelarten (z.B. Kohlmeise, Buchfink) 2) seltenen Arten inkl. vieler Koloniebrüter (z.B. Uhu, Zwergseeschwalbe) und 3) mittelhäufigen Arten (z.B. Gartenrotschwanz, Wasseramsel) (vgl. Gedeon et al. 2004b). Während die Bestandszahlen pro Messtischblatt für alle Vogelarten der ersten Kategorie auf der Grundlage tausender repräsentativer 1km2-Probeflächen, die über ganz Deutschland verteilt sind, statistisch hochgerechnet werden (hier reicht der Hinweis seitens des Bearbeiters, dass die entsprechende Art als Brutvogel auf dem bearbeiteten Messtischblatt vorkommt) und die Vogelarten der zweiten Kategorie überwiegend durch spezielle Arterfassungsprogramme außerhalb von ADEBAR abgedeckt werden, sind es vor allem die mittelhäufigen Arten, die den größten Kartieraufwand im Freiland erfordern. Auch in diesem Projekt ist die freiwillige Mitarbeit von Studierenden in der Abteilung Biogeographie willkommen und bietet allen Beteiligten die Möglichkeit zur methodischen und faunistischen Weiterqualifizierung über die Lehrveranstaltungen hinaus.

Literatur:

Bauer, H.-G. & K. Nottmeyer-Linden (2000): Das Projekt "Adebar" - ein neuer deutscher Brutvogelatlas. Vogelwelt 121:217-232

Bauer, H.-G. (1998): Der neue deutsche Brutvogelatlas - "Atlas 2005" - Zielvorstellung, Konzeption und methodischer Ansatz. Ber. Vogelschutz 36:13-24

Bos, J., M. Buchheit, M. Austgen & O. Elle (2005): Atlas der Brutvögel des Saarlandes. Ornithologischer Beobachterring Saar. Mandelbachtal

Gedeon, K., A. Mitschke & C. Sudfeldt (2004a): Atlas Deutscher Brutvogelarten - Dessauer Tagung gab Startschuss für 2005. Vogelwelt 125:123-135

Gedeon, K., A. Mitschke & C. Sudfeldt ; Hrsg. (2004b): Brutvögel in Deutschland. Stiftung Vogelmonitoring Deutschland. Hohenstein-Ernstthal

Rheinwald, G. (1993): Atlas der Verbreitung und Häufigkeit der Brutvögel Deutschlands - Kartierung um 1985. Schriftenr. Dachverband Dt. Avifaunisten 12

 

Ansprechpartner: Dr. Ortwin Elle (elle@uni-trier.de)

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