Unsere Tagung fand vom 10. - 12. Oktober 2008 in Trier statt.

 

Die 1337 am mallorquinischen Hof promulgierten ‚Leges palatinae‘ weisen auf 78 Folia einen Text auf, der vielfach als Zeremoniell bezeichnet wurde und das Hofleben sowie die Ämter des königlichen Haushalts schildern. In diesem Rahmen sind acht drittelseitige, 34 kleinere Abbildungen und Randminiaturen sowie 84 historisierende Initialen eingefügt; daneben sind noch eine Initiale auf besondere Art hervorgehoben sowie weitere 54 ornamental geschmückt. In vielen Fällen haben sie insofern illustrativen Charakter, als sie mehr oder weniger genau den Inhalt des folgenden Textes wiedergeben. In einigen besonderen Beispielen wird deutlich, wie man sich bestimmte Dinge am mittelalterlichen Hof vorstellen kann. In wenigen Miniaturen wird der performative und der zeremonielle Charakter der Hofordnung an dieser Stelle deutlich bzw. wird ersichtlich, WIE man sich diese Handlung vorstellen darf. Die Rede ist von Hand-, Arm-, Körperhaltung und Gestik.

Ausgehend von der Hypothese, dass es sich bei den auch als Ordines bezeichneten Leges palatinae um eine Rechtshandschrift handeln könnte, wurden in der ersten internationalen Tagung, die sich dieser wichtigen, in Brüssel befindlichen Handschrift widmete, Fragen gestellt, die in der früheren Forschung (Schwarz, Willemsen, Llompart, Durliat u.a.) bereits kurz auftauchten, jedoch einer abschließenden Beurteilung harren. Entgegengekommen sind uns hierbei die neueren Forschungen von Françoise Lainé zum sakralisierten Königtum oder etwa die Ergebnisse und Forschungen des SFB 496 „Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme“. Nicht zuletzt sind hier die weiterführenden Schriften des malloquinischen Kronarchives sowie anderer Forscherinnen und Forscher zu nennen, die sich in den letzten Jahren mehr oder weniger direkt dem Thema angenommen haben.

So wurde auf der Tagung die Frage gestellt, um welche Art Text es sich überhaupt handelt und welchen Stellenwert die Illustrationen haben. Selbstverständlich ist der Text nicht nur im Literalsinn verstehbar; er reagiert auf die komplexen politischen Bedingungen eines von Sekundogenitur des Königs und innenpolitischen Machtkämpfen unter Druck geratenen Königtums, das mittels einer weiteren, wenig früher entstandenen Handschrift, des ‚Privilegienbuches‘ das innenpolitische Verhältnis bereits „in den Griff bekommen“ wollte. Die ‚Leges palatinae‘ stellen in gewisser Weise eine Fortschreibung des ‚Privilegienbuches‘ dar, so dass Passagen des Textes der ‚Leges palatinae‘ aus dieser Perspektive neu evaluiert werden konnten.

Die Abbildungen/Miniaturen und historisierenden Initialen nehmen bildlich zu einem nahe des Zeremoniells befindlichen Text Stellung. Sie interpretieren bisweilen den Text, wie sie ihn auch oft nur bildlich wiedergeben. Letzteres ist interessant im Hinblick auf die Darstellungen höfischen Lebens und der dort auszuführenden Ämter, ersteres hinsichtlich der symbolischen Kommunikation.

Die Tagung wurde großzügig gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und bezuschusst durch das Land Rheinland-Pfalz, die Universität Trier, den Freundeskreis der Universität Trier, das HKFZ Mainz-Trier, das Centre Català Luxembourg, das Spanische Konsulat Frankfurt und Moselwein e.V.