Theisoa (Lavdha)

Theisoa

Leitung: Prof. Dr. Torsten Mattern

Förderung: DFG

Kooperation: Niederländisches Institut Athen (NIA), Yvonne Goester

In den Jahren 1984–1988 wurde von einem niederländischen Team unter der Leitung von Prof. G.J.M.J. te Riele archäologische Untersuchungen auf dem Hügel von Lavdha (Λάβδα), etwa 15 km östlich von Andritsena (Peloponnes), durchgeführt. Dort befinden sich die gut erhaltenen Reste einer kleinen Siedlung, die mit dem antiken Ort Theisoa (Θεισόα) identifiziert werden. Sie umfassen eine gut erhaltene Stadtmauer, Hausmauern, eine Akropolis mit Umfassungsmauer sowie verstreut im Gelände liegende Bauglieder. 

Die markant aufragende Akropolis von Theisoa
Hügel von Lavdha mit der antiken Stadt Theisoa

Während der 1980er Jahre wurden die Befunde dokumentiert und an einigen Stellen Ausgrabungen durchgeführt. Auf Einladung des Niederländischen Instituts in Athen konnte die archäologische Erforschung des antiken Theisoa im Sommer 2007 durch eine zweiwöchige Kampagne unter der Leitung von Prof. Dr. Mattern wieder aufgenommen werden. 

Blick von der Akropolis auf Karitaina

Dokumentation von Baugliedern

Ziel der Arbeiten war eine möglichst vollständige Aufnahme der frei zugänglichen Bauglieder im Bereich des Stadtgebietes. Dabei wurde ein ungewöhnlicher Kunstbau des frühen Hellenismus identifiziert. Er besitzt eine dorische Ordnung mit ionischen Basen und verbindet ionische und dorische Kanneluren an den Säulenschäften. Aber nicht nur seine Gestaltung ist ungewöhnlich, auch die Bautechnik ist besonders innovativ, da sich deutliche Hinweise auf die Existenz eines Flächentragwerkes erhalten haben. Obwohl die Grundrisse noch unbekannt sind, spricht derzeit mehr für einen hallenartigen Bau als für einen Tempel. 

Südliches Stadttor, in fränkischer Zeit zugesetzt

Blick vom westlichen Stadtareal auf die Akropolis

2007 konnte außerdem eine Theorodokie-Inschrift geborgen werden, die von Dr. V. Grieb (Hamburg) bearbeitet wird. Sie bezeugt, völlig überraschend, die Autonomie von Theisoa, von dem durch die antike Historiographie eigentlich anzunehmen war, es habe nach der Gründung von Megalopolis nur noch als kleines Dorf bestanden.

Die Inschrift und der frühhellenistische Kunstbau zeigen damit sehr klar an, wie unverstanden derzeit noch die historische Situation im Alpheiostal ist.

Die Forschungen wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert. Ich danke allen Beteiligten und Mitarbeitern für Ihre Unterstützung! 

Theisoa – Literatur zum laufenden Projekt:

Y. Goester – V. Grieb – T. Mattern, Theisoa (Lavda). Vorbericht über die Kampagne 2007, Pharos 15, 2007, 193-203; T. Mattern, Ein ungewöhnlicher dorischer Bau in Theisoa (Peloponnes), in: Bericht 46. Tagung für Ausgrabungswissenschaft und Bauforschung der Koldewey-Gesellschaft vom 12. bis 16. Mai 2010 in Konstanz (Dresden 2012) 103-110; T. Mattern, Theisoa (Lavdha). Vorbericht über die Arbeiten 2011 und 2012, Pharos 19,2, 2013 57-77; T. Mattern, Theisoa. Eine antike Kleinstadt im Spannungsfeld hellenistischer Mächte?, AW 2014/2, 52-63