Zur Geschichte der wiedergegründeten Universität Trier gehört auch eine Institution mit einem etwas komplizierten Namen: „Dienststelle für die Vorbereitung der Errichtung der Universität Trier-Kaiserslautern“. Am 26. März 1969 wurde der damalige Direktor des staatlichen Hochschulinstituts für Berufspädagogik in Mainz, Prof. Dr. Martin Graßnick, in das Büro des damaligen Kultusministers Dr. Bernhard Vogel gebeten. Dort wurde er zu seiner Überraschung gefragt, ob er die Leitung der gerade genannten Dienststelle übernehmen könne. Der Auftrag war mit einem klaren Ziel verbunden: pragmatisch, schnell und effizient eine zweite Landesuniversität mit den Standorten Trier und Kaiserslautern auf den Weg zu bringen. Knapp fünf Monate später, am 19. August 1969, wurde diese Dienststelle eingerichtet. Am 31. August 1970 beantragte ihr Leiter bereits wieder die Auflösung, weil die Aufgabe als erfüllt betrachtet wurde. Ende September war diese Institution Geschichte.
Vor wenigen Tagen ist Prof. Dr. Martin Graßnick im hohen Alter von 103 Jahren in Baden-Baden verstorben.
Zu seinem 100. Geburtstag gratulierten die ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Dienststelle mit einer Festschrift. Als Bernhard Vogel im Jahr 2010 auf 40 Jahre Universität Trier zurückblickte, vergaß er nicht die besondere Leistung dieser Einrichtung und seines Leiters hervorzuheben: „Er und seine Mitarbeiter haben eine organisatorische Meisterleistung vollbracht. Ohne diese Dienststelle hätten wir unser Ziel nicht erreicht.“ Er betonte zudem, dass auf Martin Graßnick „Loblieder auch nach über 40 Jahren nicht laut genug gesungen werden können“. Sein Studium der Architektur an der Technischen Hochschule Darmstadt hat ihm beim Aufbau einer neuen Universität offenbar gut Pate gestanden. Martin Graßnick blieb nach dieser Aufbauarbeit an der Teiluniversität Kaiserslautern, wurde Dekan des Fachbereichs Technologie. Im Jahr 1982 wurde er, dann an der Technischen Universität Kaiserslautern, emeritiert und zum Ehrensenator ernannt.
Die Erinnerungen an diese ersten Jahre einer neuen Landesuniversität unterstreichen immer wieder, dass die insgesamt doch sehr kurze Vorbereitungszeit von großer Sorgfalt gekennzeichnet war. Im Rahmen einer Festveranstaltung zum 80. Geburtstag wurde Martin Graßnick daher auch Lob und Anerkennung als „Gründervater“ zuteil. Für Trier ist unter anderem das Konzept eines einschichtigen Bibliothekssystems ein bis heute sichtbares Ergebnis dieser frühen Planungen.
Die Universität Trier verabschiedet sich in Dankbarkeit von Herrn Prof. Dr. Martin Graßnick. Die großen Verdienste aus den Anfangsjahren 1969/70 und die positive Begleitung der weiteren Entwicklung werden wir in guter Erinnerung behalten. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen.
In stillem Gedenken
Prof. Dr. Michael Jäckel
