Praktikumsbericht 2 Boone (USA)

Appalachian State University Boone, 2 Monate (WS 2003-2004)

Praktikumsbericht von Steffi Würtz

„In Boone braucht man entweder ein Auto oder gute Freunde mit Auto.“ Ich hatte bei meiner Ankunft in Boone weder das eine noch das andere und auf die Frage, weshalb ich ausgerech­net hierher gekommen sei, „wo ja nichts los ist“, hatte ich auch keine Antwort. Dennoch erlag ich sehr schnell dem Charme der Appalachian State University in Boone.

Gewohnt habe ich an einem der vielen Parkplätze, sehr zentral und praktisch auf dem Cam­pus gelegen, in einem wirklich großen Apartment, das mir von der Uni zur Verfügung gestellt wurde. Mein Mentor Herr Prof. Dr. Kennedy sorgte dafür, dass es an nichts fehlte und „or­ganisierte“ sogar einen CD-Player aus dem Sprachlabor – zwecks Unterrichtsvorbereitung versteht sich.

Donnerstagnachts konnte oder musste ich das Partyleben der Studenten verfolgen, die an meinem Schlafzimmerfenster vorbei von einer Party zur nächsten gingen; vor Foot­ballspielen war der Parkplatz schon morgens überfüllt von Hunderten von Sportbegeisterten, die erst mal bei einem Cook Out die Sportnachrichten hörten, ASUs Gewinnchancen disku­tierten und sich mental auf das Spiel vorbereiteten.

Ich war also wortwörtlich mittendrin im Studentenleben der ASU.

Wollte man zu Walmart, musste man zu Fuß eine 40-minütige Odyssee in Kauf nehmen, vor­bei an zahllosen Fast Food Ketten, über sechsspurige ampellose Strassen und stets die un­gläubigen Blicke vorüberfahrender Autoinsassen im Nacken. (Ich rate dazu, nicht zu laufen sondern zu joggen, dann fällt man nicht so auf.) Man konnte diese Zeit aber auch in das Stu­dium des Busplans investieren, denn das AppalCart braucht – wenn es fährt und man das System verstanden hat – nur 10 Minuten. Das geht schneller, ist komfortabler, weniger ge­fährlich und durchaus eine Erfahrung wert.

An jeder Ecke saßen Menschen mit ihren Freunden und Hunden, spielten Gitarre und sangen dazu. Barfüßige Studenten mit Batik-T-Shirt fielen in den Kursen zwar auf, waren aber eigentlich nichts Besonderes. Wer also nichts gegen eine gewisse Gemütlichkeit der Südstaaten hat und sich auch in einer „Hippiestadt“ mit viel Natur drumherum wohlfühlt, dem wird es in Boone gefallen. Man ist umgeben von den Appalachian Mountains, in denen es sich wunderbar wandern lässt und die zu zahlreichen Fotos animieren, besonders wenn sich die Berge im Oktober von ihrer schönsten, weil buntesten, Seite zeigen. Und hat man erst mal die wirklich netten Stu­denten ein wenig näher kennengelernt – was bei den Treffen des sog. „Stammtisches“ (gemeinsames Pizzaessen von Studenten und Lehrern, bei dem nur deutsch geredet wird) kein Problem ist – hat man auch schon die eingangs erwähnten Freunde mit Auto gefunden und kann die Natur dann auch aus der Nähe fotografieren.

Auch der eigentliche Grund meines Praktikums, Erfahrungen im Unterrichten zu sammeln und Einblicke in den Sprachunterricht zu erhalten, hat sich zu meiner vollsten Zufriedenheit erfüllt. Alle Professoren standen mir bei Fragen oder Problemen jederzeit zur Verfügung und banden mich sehr herzlich und interessiert in ihren Unterricht mit ein. In allen besuchten Kursen erhielt ich die Möglichkeit mindestens eine Stunde selbst zu unterrichten, wobei mir manche Professoren bei der Unterrichtsvorbereitung entweder absolut freie Hand ließen („Ach, mach mal so wie du denkst, dann lernst du am meisten“) oder wir die Stunden gemeinsam perfekt durchorganisierten und besprachen. Gerade bei der Zusammenarbeit mit vielen verschiedenen Lehrern und ihren unterschiedlichen Unterrichtsmethoden habe ich viel lernen können. Weiterhin hatte ich die Möglichkeit an einem Märchenwochenende und Lesungen einer deutschen Kinderbuchautorin teilzunehmen. Die sehr gute Atmosphäre zwischen Professoren und Studenten sorgte dafür, dass ich mich während der gesamten Dauer meines zweimonatigen Praktikums an der ASU sehr wohl fühlte und mir die Rückreise nach Deutschland extrem schwer fiel.