Praktikumsbericht St. Paul (USA)

Hamline University, St. Paul, USA, 25.01.09-22.05.09

Praktikumsbericht von Niels Christopher Uhlendorf

Als Amerikanistik-Student wollte ich nun endlich einmal in die USA und habe mich daher an unserer Partneruniversität Hamline in St. Paul, MN als Lehrassistent beworben. Die Partnerschaft der beiden Universitäten funktioniert hervorragend und besteht auch schon sehr lange. In Hamline freut man sich über DaF-Studenten aus Trier, auch weil das Netzwerk schon seit einiger Zeit besteht und hoffentlich nicht einfriert. Das Praktikum war nicht vergütet, aber mit dem Kurzstipendium des DAAD war es relativ gut finanzierbar. Frühe Planung ist zwar nicht lebensnotwendig, aber sicher nicht schlecht: Ich war zum Beispiel froh, in einer billigen (und netten) WG zur Zwischenmiete unterzukommen.

Stadt und Uni

St. Paul und Minneapolis sind zusammen eine mittelgroße Metropole im Norden der USA. Es muss gesagt werden: Über den Winter (Dezember bis März) kann es manchmal ganz schön kalt werden und man muss mit einigen Schneestürmen rechnen. Optimal wäre daher ein Aufenthalt von September bis Mitte Dezember. Aber mit guter Winterjacke ist auch der Zeitraum Januar bis April gut zu überstehen (ab April wird es auch wieder sehr schön), außerdem bietet Hamline Summer Camps, für die immer mal wieder Deutschlehrer gesucht werden.

Schon bevor ich in den Flieger gestiegen bin, war mein Eindruck recht positiv. Der Kontakt zu Kari Richtsmeier, der dortigen Leiterin des German Departments, war sehr warm und freundlich. Insgesamt pflegt Hamline ein sehr „lockeres“ Verhältnis untereinander, das heißt, man duzt sich mit Professoren und man macht auch außerhalb der Kurse viel miteinander. Da die gesamte Atmosphäre in Hamline sehr „familiär“ ist, trifft man schnell auf Bekanntschaften und Freunde. Die Universität ist auch im Vergleich zu konservativen Colleges in den USA sehr progressiv und liberal ausgerichtet, was wirklich sehr bereichernd ist und wo man sich als Europäer schnell wohl fühlt. Die Aktivitäten, die für internationale Studierende angeboten werden, sind super und man findet sich auf diese Weise schnell zurecht und ist integriert. Auch die Orientierungswoche für Internationals würde ich in jedem Fall mitmachen. So erfährt man viel über die Universität und man lernt viele Leute aus den verschiedensten Ländern kennen. Als Lehrassistent ist man ebenfalls nicht alleine: Die Fächer Französisch und Spanisch haben i.d.R. eigene Assistants, mit denen man sich gut austauschen kann.

Aufgaben

Als Lehrassistent hatte ich folgende Aufgaben: Zunächst habe ich in drei Kursen hospitiert, in denen wir sehr viel Team-Teaching gepflegt haben. Das heißt, dass wir uns vor dem Unterricht abgestimmt haben, was wir unterrichten möchten und dann aufgeteilt haben, wer welchen Teil übernimmt. Nach dem Unterricht konnte man sich immer sehr gut mit den Dozenten unterhalten, was gut und was schlecht gelaufen ist. Nach einigen Wochen habe ich 2x pro Woche 90 Minuten alleine unterrichten dürfen, in enger Absprache mit meiner Chefin. Das war zwar nicht verpflichtend, ich habe aber gerne angenommen, schließlich will man auch ein bisschen Erfahrung sammeln. Darüber hinaus war es meine Aufgabe, jede Woche eine Aktivität mit Bezug zu deutscher Kultur zu organisieren. Diese konnte ich völlig frei und eigenständig organisieren und mir war viel kreativer Freiraum gegeben. So habe ich z.B. Picknicks, Exkursionen, Filmabende, Abende mit deutscher (Pop)musik, Spieleabende, und ähnliches angeboten. Die Reaktionen waren meistens ganz positiv.

Kurse

Da ich in verschiedenen Kursen aushelfen konnte, war es ziemlich abwechslungsreich. In diesen Kursen habe ich mitgewirkt:

1) Beginning German II

Dieser Kurs setzte sich aus 7 Studierenden zusammen, alles US-Amerikaner. 3 Stunden pro habe ich zusammen mit der Dozentin unterrichtet, 3 Stunden durfte ich selbst gestalten. Das Kursprogramm richtete sich dabei an dem Lehrwerk Schritte, was ziemlich gut funktioniert hat und übersichtlich war.

2) Intermediate German II

An diesem Kurs nahmen 10 Studierende teil. Er fand 3 mal pro Woche jeweils 60 Minuten statt, die ich zusammen mit der Dozentin unterrichtete. Die Absprache hat hervorragend funktioniert und mir war viel kreativer Freiraum gegeben. An fast allen Stunden habe ich in der ein oder anderen Weise mitgeholfen und Teile selbst unterrichtet. War die Dozentin verhindert, durfte ich als Vertretung alleine unterrichten.

3) Issues in Translation

In diesem Kurs haben wir Texte aus dem Deutschen ins Englische übersetzt. Meine Aufgabe war es, als Muttersprachler Hinweise zu den deutschen Texten zu geben. Hin und wieder habe ich den Kurs auch in Vertretung unterrichtet, ansonsten haben wir sehr organisch gearbeitet und viel diskutiert, wo ich mich gut beteiligen konnte.

Die Anforderungen waren von Kurs zu Kurs unterschiedlich. Beginning German II richtete sich an Studierende, die erst vor etwa 6 Monaten mit Deutsch angefangen haben. Issues in Translation richtete sich hingegen an Studierende mit einem sehr breiten Vorwissen, was sie hier vertiefen konnten. Für alle Kurse habe ich mich als Tutor bereitgestellt, was hin und wieder, wenn auch nicht regelmäßig, genutzt wurde. Dort habe ich Übungen noch einmal mit den Studierenden durchgesprochen oder Aufsätze zusammen mit ihnen korrigiert. Alles in allem ließ es sich aber sehr gut bewältigen und ich hatte viel Spaß mit den Studenten. Auch die Stunden haben gut funktioniert und ich hatte viel Freiraum.

Sonstiges

Der Kontakt zu den DozentInnen war super und auch privat sind wir sehr gut miteinander ausgekommen. Wir haben uns auch oft außerhalb der Arbeit getroffen, um uns ein bisschen kennenzulernen und zu plaudern.

Fazit: Hamline ist ein prima Ort für ein DaF-Praktikum in den USA und Minneapolis als Stadt ist auch sehr lohnenswert, nur im Winter sollte man warme Klamotten mitnehmen. Man bekommt eine hohe Verantwortung übertragen und sammelt dadurch viel Erfahrung und es ist nicht schlimm, wenn man als angehender Lehrer mal Fehler macht. Die Unterstützung war daher einmalig und ich habe viel gelernt. Auch weil mir viel Freiraum für eigene Ideen im Unterricht gegeben wurde. Adäquate Englischkenntnisse sind nicht schlecht, aber natürlich muss man noch nicht fehlerfrei sein, wenn man rüberkommt. Wenn ihr noch Fragen habt, mailt mir ruhig, meine Uni-ID ist uhle4201.