Praktikumsbericht Shanghai (China)

Deutsch-Kolleg Shanghai, März - August 2007

Praktikumsbericht von Eva Hoffer

Von März bis August 2007 habe ich ein sechsmonatiges Praktikum im Fach Deutsch als Fremdsprache am Deutsch-Kolleg der Tongji Universität in Shanghai, China, absolviert. Hier ein Bericht als Orientierungshilfe für andere DaF-Studierende, die mit dem gleichen Gedanken spielen.

Praktikumsort Shanghai

Shanghai als Praktikumsort ist sicher nicht nur für Sinologiestudenten geeignet, denn auch mit Englisch kann man viele Situationen bewältigen. Bei manchen Dingen, etwa der Eröffnung eines Bankkontos oder Verhandlungen mit dem Auslandsamt der Universität sollte man dagegen einen chinesischen Bekannten mitnehmen oder darauf bestehen, dass man von jemandem aus dem Deutsch-Kolleg begleitet wird.

Shanghai bietet viele Möglichkeiten, etwas zu unternehmen. Es gibt Museen, Diskos, Restaurants, Parks und Cafés, und die beiden für ihre Schönheit berühmten Städte Hangzhou und Suzhou sind nur eine ein- bis zweistündige Zugfahrt entfernt. Vom Deutsch-Kolleg aus ist man mit dem Bus in 20 Minuten am Bund und in einer halben Stunde am Volksplatz im Stadtzentrum. Andererseits ist Shanghai als Stadt riesig, so dass man bis zu manchen Zielen auch zwei Stunden mit Bus und U-Bahn unterwegs sein kann.

Weitere Nachteile, die die Größe Shanghais mit sich bringt, liegen in der hohen Luftverschmutzung, dem (Verkehrs-)Lärm und all den anderen Begleiterscheinungen einer 13 Millionen-Einwohner-Stadt.

Günstig sind dagegen die Lebenshaltungskosten: ein einfaches Mittagessen kostet umgerechnet 50 Cent, ein Besuch in einem richtigen Restaurant kostet von 4 Euro aufwärts - wobei es nach oben hin kaum Grenzen gibt. Auch öffentliche Verkehrsmittel sind billig, die meisten Busfahrten kosten 20 Cent, U-Bahn-Fahrten zwischen 30 und 50 Cent und auch Taxifahren ist bei sehr niedrigen Preisen eine Option.

Das Deutsch-Kolleg

Das Deutsch-Kolleg ist eine dem Bildungsministerium der Volksrepublik China unterstellte Einrichtung und gehört zur Tongji Universität. Es wurde 1979 gegründet und bereitet seitdem chinesische Studierende auf ein Auslandsstudium in Deutschland vor.

Inhalt meines Praktikums war das eigenständige Unterrichten von jeweils zwei Deutsch- Klassen. Hierbei wird ein Co-Lehrer-Prinzip praktiziert, nach dem sich jeweils ein deutscher und ein chinesischer Lehrer eine Klasse teilen. In der Praxis sah das so aus, dass ich die Klasse beispielsweise am Montag und Dienstag und der Co-Lehrer am Mittwoch und Donnerstag unterrichtete. Die Klassengröße lag zwischen 18 und 35 Studenten, die Regel sind aber um die 30 Studenten.

Wichtig zu wissen ist, dass es sich bei diesem Praktikum nicht um ein Praktikum nach deutschem Verständnis handelte, bei dem mir ein Betreuer zur Seite gestellt wurde, der mich insbesondere in der Anfangszeit beraten und mir geholfen hätte. Vielmehr war ich in der Unterrichtsplanung und -durchführung von der ersten Unterrichtsstunde an auf mich allein gestellt. Aus diesem Grund kann ich das Deutsch-Kolleg nur für Studierende, die bereits anderweitig Unterrichtserfahrungen gesammelt haben, empfehlen.

Was die Bezahlung des Praktikums anging, so war diese im Vergleich zu anderen Universitäten und Deutschinstituten relativ großzügig: Ich erhielt eine Flugkostenzuschuss von umgerechnet 375 Euro (einen Flugkostenzuschuss gibt es nicht für kürzere Praktika von z.B. 3 Monaten Länge), 200 Euro Monatsgehalt für ein Wochenpensum von 12 Unterrichtsstunden plus 8 bis 10 Euro Überstundengeld, und mir wurde ein Zimmer in einer Zweier-WG mit einer Deutschlektorin zur Verfügung gestellt. Eine andere deutsche Praktikantin, die für 3 Monate da war, wurde in einem Hotel in der Nähe des Deutsch-Kollegs untergebracht.