Spätantike Grabbauten bei St. Matthias

Der spätantike Baukomplex auf dem Friedhof von St. Matthias zu Trier.

Bearbeiter: Markus R. A. Siedow, M.A.

Betreuer: Prof. Dr. T. Mattern (Trier) und Prof. Dr. W. Weber (Trier)

Auf dem Friedhof bei der Kirche St. Matthias im Süden Triers befinden sich vier römische Grabkammern, die bis in jüngste Zeit als Untergeschosse selbstständiger Grabbauten angesprochen worden sind (Abb.2). Bei dem Areal handelte es sich um einen Teil der südlichen Nekropole der römischen Kaiserresidenz, dessen Bedeutung durch die Freilegung zahlreicher Sandsteinsarkophage und weiterer Baureste belegt wird (Abb.1, Nr.6).

Neben kleineren früheren Untersuchungen fanden auf dem Friedhof im Jahr 1931 umfangreiche Grabungen statt, bei denen in 33 Schächten systematische Sondagen vorgenommen wurden. Weitere Untersuchungen erfolgten anlässlich der Restaurierung der Grabkammern in den 1960er Jahren. Die im Rahmen dieser Maßnahmen erstellten aber unpublizierten Unterlagen befinden sich im RLM Trier und wurden von mir zusammengestellt und aufgearbeitet. Ergänzend kamen eigene Beobachtungen am noch sichtbaren Befund hinzu.

So ließ sich erschließen, dass es sich bei den Grabkammern nicht um die Reste eigenständiger Bauten handelt, sondern um Teile eines bisher nicht erkannten größeren Baukomplexes (vgl. Abb.1, Nr.6). Dieser bestand aus einem großen Rechteckbau, der in seinem NW das Untergeschoss eines älteren Grabbaus in das Fundament inkorporierte. Innerhalb des großen Baues konnten Reste eines festen Fußbodens zu ebener Erde, sowie farbiger Wandmalerei beobachtet werden. Der Baukörper wurde im Osten durch drei Anbauten erweitert: Im S entstand zunächst ein größerer Apsidenbau mit einer großen unterirdischen Kammer, in der sich ein Reliefsarkophag fand (Abb.2). Nach Norden schlossen sich ein kleiner rechteckiger Bau und ein weiterer Anbau in Apsisform an, die ebenerdig begehbar waren. Innerhalb des Rechteckbaus kam es zum Einbau von zwei unterirdischen Kammern, von der eine noch erhalten ist.

Störungen im Bereich des südlichen Apsidenanbaus deuten darauf hin, dass der Baukomplex in der vorgestellten Form nicht sehr lange genutzt worden ist. Aufgrund von Funden kann er in konstantinische Zeit datiert werden und wurde offenbar schon um die Mitte des 5.Jhs. aufgegeben.   

Hinsichtlich der Lage, der baulichen Disposition und Datierung ließ sich zu diesem Befund in den benachbarten gallischen und germanischen Provinzen keine direkte Parallele finden. Am ehesten vergleichbar scheint ein weiterer Baukomplex aus Trier, der Coemeterialbau unter der Kirche St. Maximin in der nördlichen Nekropole. Auch dieser Bau inkorporierte ältere Grabbauten, die meisten Bestattungen der Anlage erfolgten jedoch in Sarkophagen, die in großer Zahl in den unbefestigten Boden eingelassen worden sind. In dieser Praxis wie auch der Bauentwicklung unterscheidet sich dieser Komplex von jenem bei St. Matthias. Wurde für die Deutung der Anlage unter St. Maximin schon auf die stadtrömische Entwicklung der Grabbasiliken verwiesen, so bleibt auch im vorliegenden Falle zu prüfen, ob Bauten wie San Sebastiano als Vorbild gedient haben könnten und ob so weitere Parallelen zu erschließen sind.