Dissertationsprojekt
 

Tempel und Altar im römischen Westen - Untersuchungen zu Architektur und Kultpraxis

Bearbeiterin: Désirée Joerg

Betreuer: Prof. Dr. Markus Trunk


Zusammenfassung:

"Normalerweise wurde das Opfer vor dem Tempel, nicht im Innern dargebracht; dort befand sich in der Regel der Altar". Mit diesen Worten beschreibt Kurt Latte im Handbuch der Altertumswissenschaften einen scheinbar regelhaften Zustand im Hinblick auf römische Opferhandlungen, der sich allerdings im archäologischen Denkmälerbestand nicht widerspiegelt: In Rom selbst und im gesamten römischen Westen sind nur wenige feststehende und architektonisch fassbare Altäre, sei es auch nur im Fundamentbefund, bekannt.

Emil Reisch hat bereits 1894 einen Altar als kultische Notwendigkeit erachtet: "Der eigentliche Opfer-Altar des Tempels ist der vor dem Tempel stehende, [...] Ohne einen solchen ist kein Tempelkult denkbar. [...] Auch vor dem römischen Tempel steht regelmässig ein Brandopfer-Altar, der mit diesem gleichzeitig dediciert wird".

Ziel der Dissertation ist es, die in der Literatur bekannten Befunde im Zusammenhang aufzuarbeiten, zu erschließen, in die römische Kultgeschichte einzuordnen und damit eine Forschungslücke zu füllen.
Kernstück des Projektes ist die kritische Durchsicht der archäologischen Baubefunde im Vorfeld römischer Tempel nach einem Fragenkatalog und deren Aufnahme in eine Datenbank. Sämtliche Befunde von Tempel und Altar werden in einheitlichem Maßstab (1:250) gezeichnet und - zum Vergleich ihrer Orientierungen - genordet in Zusammenstellungen gegenübergestellt.
Dabei ist die stadtrömische Situation, bzw. die Situation an gut untersuchten Orten wie Pompeji und Ostia, mit der Überlieferung in den römischen (West)-Provinzen zu vergleichen, in denen die Forschungssituation zwar ähnlich ist, mit deren Einbeziehung in die Diskussion aber durchaus auch durch signifikante Befunde neue Aspekte gewonnen werden können.
Basierend auf der genannten Datenbank sind dann auch Antworten auf mögliche Veränderungen im Kult vor dem Tempel und auch mögliche regionale Schwerpunkte und Besonderheiten zu erwarten.