Aylin Seeboth - Porträtfoto

Aylin Seeboth, M. A.

Doktorandin der Kunstgeschichte

1. Warum habe ich mich für ein Studium der Kunstgeschichte entschieden?
Für mich war schon lange klar, dass ich beruflich in irgendeiner Weise mit Kunst zu tun haben möchte. Anfangs hatte ich noch im Hinterkopf, selbst künstlerisch aktiv zu werden, und während des Studiums der Kunstgeschichte wollte ich mir ein Portfolio dafür aufbauen – aber dann habe ich ganz schnell realisiert, dass die wissenschaftliche Arbeit genau das Richtige für mich ist, und ich blieb bei der Kunstgeschichte.

2. Warum in Trier?
Ehrlich gesagt war das eine rein pragmatische Entscheidung. Ich bin meinem damaligen Freund (jetzt mein Mann) gefolgt, der ein paar Jahre zuvor einen recht seltenen Studiengang in Trier begonnen hatte. Ich hatte vorher gar keinen Bezug zu der Stadt, aber der Zufall war auf meiner Seite: Heute bin ich überzeugt, dass das kleine Fach genau richtig war, um mich in entscheidenden Momenten aufzufangen. Lehrende wie Stephan Brakensiek und Detlef Dörrbecker waren immer mit aufbauenden Worten und gezielter Förderung zur Stelle. Also habe ich auch in Momenten voller Zweifel weitergemacht und heute bin ich sehr froh darum.

3. Was mache ich heute?
Heute promoviere ich an der Uni Bonn, wo ich meinen Master gemacht habe, im Bereich der mittelalterlichen Architektur. Ich untersuche eine eher unbekannte Gewölbeform, das hölzerne Tonnengewölbe, und versuche herauszufinden, warum es so oft genutzt wurde, um Kirchenräume, Dormitorien in Klosterbauten und Rathäuser einzuwölben. Dabei konzentriere ich mich auf das Schwerpunktgebiet Mitteldeutschland, wo die Holztonne besonders oft vorkommt. Das ist ziemlich praktisch, denn inzwischen wohne ich in Erfurt, der Landeshauptstadt Thüringens, und die Objekte meiner Doktorarbeit liegen mehr oder weniger vor meiner Haustür. Weil meine Arbeit durch ein Stipendium der Gerda Henkel Stiftung finanziert wird, bin ich sehr flexibel, was die konkrete Gestaltung meines Arbeitslebens und meiner Forschung angeht.

4. Welche Tipps für Studierende habe ich?
Am wichtigsten finde ich, dass man ein Fach wie Kunstgeschichte nur studieren sollte, wenn man wirklich tiefgehendes Interesse verspürt und sich gerne, ausdauernd und umfassend mit Kunst beschäftigt. Wer nur eine ganz bestimmte Strömung oder Epoche spannend findet und den Rest nicht so, oder wer nach einer halben Stunde im Museum auch wieder genug hat, sollte es lieber lassen. Die Begeisterung muss schon sehr tief sitzen, damit sie sich nach Jahren intensiver Beschäftigung nicht irgendwann abnutzt. Und ja, der Arbeitsmarkt hat es in sich, das sollte man sich nur 'antun', wenn man es ganz unbedingt möchte.
On a lighter note: Unbedingt das Studium genießen! Ich habe einige Stunden mit Zukunftsängsten verschwendet, anstatt einfach die wundervolle Zeit auszukosten und inzwischen bin ich sicher: Es wird alles gut! Alle meine Freundinnen und Freunde, die mit Leib und Seele der Kunstgeschichte verschrieben sind, haben tolle Volontariate, Promotionsstellen und Stipendien bekommen, ohne tausende Bewerbungen schreiben und viele Niederlagen einstecken zu müssen. Wer das Studium genießt, alle Erfahrungen mitnimmt, die sich bieten, und richtig tief in die eigenen Lieblingsthemen eintaucht, der findet am Ende auch den passenden Weg.