Die Genese der modernen Gesellschaft und des Wohlfahrtsstaats sind eng verbunden. Prozesse der Demokratisierung waren die Grundlage dafür, dass die Interessen der Bevölkerungsmehrheit an einem gewissen Maß an materieller Gleichheit, sozialer Sicherheit und Arbeitsregulierung politisch wahrgenommen werden mussten und sich durchsetzen konnten. Schritt für Schritt kamen soziale Sicherungssysteme hinzu, die Risiken einer dynamischen Ökonomie einbetten und gesellschaftlich akzeptabel machen. Steuern und Abgaben sorgen für ein Mehr an Egalität, begleitet von gesellschaftlichen Konflikten darum, wie umfangreich und „kostspielig“ die soziale Einbettung der Marktwirtschaft sein darf.

Sozialpolitik trägt so zur Stratifizierung einer Gesellschaft bei, indem sie unterschiedliche soziale Rechte entwickelt. Die Ausgestaltung der Arbeitsmarkt-, Renten-, Pflege-, Familienpolitik wie auch der Steuern überformt Einkommenspositionen und individuelle Lebenschancen.

Für Lehre und Forschung ergeben sich aus diesen Grundlagen folgende Themen:

  • Wie entsteht soziale Ungleichheit und wie kann sie der Sozialstaat beeinflussen?
  • Wie unterscheidet sich die redistributive Politik diverser wohlfahrtstaatlicher Regime?
  • Dient der Wohlfahrtsstaat primär Haushalten unten in der Einkommenshierarchie und nicht eher der breiten, politisch einflussreichen Mittelschicht?
  • Wieviel politische Unterstützung gibt es für den Sozialstaat und seine Programme?
  • Was prägt die aus demokratietheoretischer Sicht wichtigen Einstellungen der Bevölkerung: mehr Ungleichheit oder die Narrative v.a. auch der Medien und die Politisierung der Probleme?

Da wir Sozialpolitik mit gesellschaftlichen Ungleichheiten zusammendenken, lehrt und forscht die Professur auch im Feld der Analyse sozialer Strukturen:

  • Gibt es eine verunsicherte, schrumpfende Mittelschicht - mit welchen politischen Folgen?
  • Welche Folgen haben Globalisierung, Finanzialisierung oder demografischer Wandel?