Zur (Re-)Produktion gesellschaftlicher Naturverhältnisse in Planungs- und Genehmigungsverfahren
Dieses Projekt untersucht räumliche Planung als den Ort, an dem gesellschaftliche Naturverhältnisse nicht nur verhandelt, sondern auch rechtlich und materiell produziert werden. Im Zentrum steht die Frage, inwiefern rechtliche Rahmenbedingungen bestimmte Narrative gesellschaftlicher Naturverhältnisse beinhalten und (re-)produzieren sowie dadurch die Umsetzung kapitalistischer Naturverhältnisse als Modus der (Klima-)Krisenbewältigung begünstigen.
Dazu werden zwei Großbauprojekte in Deutschland untersucht, anhand derer die Beziehung zwischen Gesellschaft, Natur und Recht analysiert wird. Großbauprojekte, die nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz genehmigt wurden (das BImSchG stellt ein zentrales Instrument der Vermittlung zwischen wirtschaftlicher Entwicklung sowie Belangen des Umwelt- und Klimaschutzes dar), eignen sich dabei besonders, um Spannungen zwischen wirtschaftlicher Entwicklung, Umwelt- und Klimaschutz sowie gesellschaftlicher Teilhabe sichtbar zu machen. Die beiden Fallstudien wurden ausgewählt, da beide Großbauprojekte im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit und Energietransitionen diskutiert werden.
Theoretisch verortet sich das Projekt in der Feministischen Politischen Ökologie sowie den Legal Geographies. Naturverhältnisse werden demnach konzeptionell als politisch umkämpft sowie rechtlich-diskursiv gerahmt verstanden. Kern der Untersuchung bildet eine qualitative Dokumentenanalyse relevanter Rechts- und Planungsdokumente. Diese Dokumente werden als Ausdruck und Instrumente von Wissensproduktion verstanden, die konkrete räumliche und materielle Auswirkungen hat. Die Dokumentenanalyse wird ergänzt durch semi-strukturierte Interviews sowie ethnographische Begleitforschungen, um die Aushandlung gesellschaftlicher Naturverhältnisse in der Planungspraxis bzw. dem -prozess näher zu erfassen.
Ziel des Forschungsvorhabens ist es aufzuzeigen, wie rechtliche Normen (historisch gewachsen und gegenwärtig ausgelegt) kapitalistische Naturverhältnisse nicht nur reflektieren, sondern aktiv (re)produzieren und damit bestimmte Transformationspfade begünstigen. Bei dem Forschungsprojekt handelt es sich um ein Dissertationsprojekt, das von Elena Freund durchgeführt wird.