„Vom Königsbesuch bis in die Gosse“: Weichenstellendes Kapitel Trierer Geschichte tritt aus dem Schatten

Stadtmuseum Trier: Aquarellierte Federzeichnung der Simeonstraße in Trier durch den belgischen Künstler Paul Lauters, Trier ca. 1830 (Inv.-Nr. IV 0250)

Die Geschichtsschreibung der Stadt Trier wird um rund 940 Seiten reicher. Am 24. April 2018 präsentieren die Herausgeber Jort Blazejewski, Stephan Laux und Nina Schweisthal ihre kürzlich fertiggestellte Edition „Quellen zur Geschichte der Stadt Trier in der frühen Preußenzeit (1815-1850)“. Bemerkenswert an dem Werk ist über den beeindruckenden Umfang hinaus der behandelte Zeitraum. Obwohl der junge Karl Marx in jenen Jahren in Trier lebte und entscheidende Weichen für den Weg der Stadt in die heutige Zeit gestellt wurden, führte dieses Kapitel bislang eher ein Schattendasein in der regionalen Historiographie.

„Das historische Gedächtnis Triers ist recht einseitig auf die Reminiszenz an seine römischen Altertümer und mittelalterlichen Sakralbauten fixiert. Der schwierige Übergang der Stadt in die Moderne ist dagegen ungeachtet der Verdienste früherer wie aktueller Verfasser vernachlässigt worden“, schreiben die Herausgeber. Nach dem Ende der Besetzung durch Napoleon prägten in der frühen preußischen Herrschaftsphase die wirtschaftlichen und sozialen Gegensätze das Stadtbild. „Da besuchte der preußische König in Erwartung huldvoller Zustimmung die Stadt, und in der nächsten Straße lebten die Menschen unter erbärmlichsten Lebensumständen“, schildert Stephan Laux die damaligen Verhältnisse und unterstreicht zugleich ein zentrales Anliegen der Autoren: „Wir wollen mit dieser Edition die vielschichtigen Konstellationen in Trier dokumentieren, aber auch das Leben plastisch darstellen, in einer Zeit, in der die Auswüchse der Massenarmut (Pauperismus) ebenso zu Tage traten wie der Reichtum einer sehr kleinen Oberschicht“, so Stephan Laux, Professor für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Trier.

Es sind Jahrzehnte des Umbruchs, geprägt von Armut, Auswanderung, Weinkrise, von Kirchenkampf und Revolution sowie den allerdings noch sehr bescheidenen Anfängen von Modernisierung und Industrialisierung. Der Schwerpunkt der Quellenauswahl liegt auf der Darstellung des gesellschaftlichen wie sozialpolitischen Klimas der damaligen Zeit. „Damit soll auch das von der älteren Landesgeschichtsschreibung gezeichnete Bild einer recht beschaulich dahinlebenden Stadt, die von den großen Aufregungen der Zeit unberührt blieb, korrigiert werden“, so die Herausgeber.

Die Sammlung richtet sich an ein breites Publikum und ist gleichsam für den Unterricht in der Schule wie auch für die Lehre an der Universität geeignet. Außerdem ist sie eine reiche Quelle für diejenigen, die an speziellen Aspekten interessiert sind. Die Edition ist als Kooperationsprojekt insbesondere mit Stadtbibliothek und -archiv Trier entstanden und erscheint in der Schriftenreihe „Publikationen aus dem Stadtarchiv Trier“.

Die Edition „Quellen zur Geschichte der Stadt Trier in der frühen Preußenzeit (1815–1850)“ wird am Dienstag, 24. April, 18.00 Uhr, in einer farbigen und kurzweiligen Präsentation im Lesesaal der Stadtbibliothek Trier, Weberbach 25, vorgestellt.

Jort Blazejewski/Stephan Laux/Nina Schweisthal (Hgg.), Quellen zur Geschichte der Stadt Trier in der frühen Preußenzeit (1815–1850); Publikationen aus dem Stadtarchiv Trier, Bd. 4, Trier: Verlag für Geschichte und Kultur; 941 S., 5 Abb.; ISBN: 978–3–945768–04–4; 49,90 Euro.

Kontakt
Prof. Dr. Stephan Laux
Universität Trier/Geschichtliche Landeskunde
Tel. 0651/201-3179
E-Mail: lauxst@uni-trier.de