Strenge Corona-Maßnahmen stärken Vertrauen in die Regierung

Die Bewertung des Pandemie-Managements durch die Bürger ist wichtig für den Erfolg der Strategie.

Covod-Maske und Globus.
Die Studie untersucht weltweit Vertrauen in die Regierungen im Zusammenhang mit der Pandemie-Bekämpfung. Foto: Colourbox

Wie sehr vertrauen Menschen ihren Regierungen bei der Bewältigung der Corona-Krise? Diese Frage hat politische Tragweite, denn wissenschaftlichen Studien zufolge erhöht Vertrauen die Bereitschaft, Corona-Regeln konsequent zu befolgen und damit die Pandemie-Bekämpfung zu unterstützen. Prof. Dr. Marc Oliver Rieger von der Universität Trier und Prof. Dr. Mei Wang von der WHU-Otto Beisheim School of Management haben untersucht, welche Faktoren das Vertrauen in der Anfangsphase der Pandemie beeinflussten. „Die Botschaft unserer Studie lautet, dass eine unzureichende Reaktion auf die Pandemie in der Öffentlichkeit eher zu Unzufriedenheit und Misstrauen führt als ein zu drastisches Vorgehen“, sagt Prof. Dr. Marc Oliver Rieger.

Der Wissenschaftler vermutet, dass in demokratischen Systemen der Teil der Bevölkerung, der Corona-Maßnahmen als ungenügend bewertet, eher schweigt als der Teil, der das Vorgehen als zu streng einstuft. Für Entscheidungsträger sei die schweigende Mehrheit nicht wahrnehmbar, was die Politik dazu verleiten könnte, in der Pandemie zu locker und zu langsam zu reagieren.

Heterogenes Bild

Für ihre Studie werteten Marc Oliver Rieger und Mei Wang Daten einer Umfrage aus, die in der ersten Infektionswelle im März und April 2020 in 57 Ländern mit mehr als 100.000 Teilnehmern durchgeführt wurde. Bei den Faktoren, die das Vertrauen beeinflussen, zeigte sich im Ländervergleich ein heterogenes Bild. Übergreifend ließ sich feststellen, dass schnelles Handeln, die Umsetzung strenger Maßnahmen und eine geringe Zahl von Covid-Todesfällen das Vertrauen in die politischen Akteure stärken. Wird das Vorgehen der Verantwortlichen als ungenügend wahrgenommen, wirkt sich diese Einschätzung stärker auf Vertrauens- bzw. Misstrauenswerte aus als im Fall, dass Handlungen als überzogen empfunden werden.

Die subjektive Bewertung des Regierungshandelns hängt von der Fähigkeit und Motivation der Bürger ab, relevante Informationen zu suchen und zu verarbeiten. Daher beleuchteten Marc Oliver Rieger und Mei Wang außerdem, wie sich die für die Urteilsbildung maßgeblichen Werte Bildung und Medienfreiheit auf Vertrauen auswirken. Den Umfragedaten zufolge reduziert Medienfreiheit das Vertrauen. Dieser zunächst überraschende Effekt dürfte darauf beruhen, dass Medienfreiheit einerseits die Informationsbeschaffung und die Wissensbildung fördert. Andererseits führt die mit Medienfreiheit oft verbundene tendenziell negative Berichterstattung zu einer schlechteren Bewertung des Pandemie-Managements der Regierung.

Bildung und Vertrauen

Zu Wechselwirkungen zwischen Bildung und Vertrauensaufbau stellten Marc Oliver Rieger und Mei Wang fest, dass ein höheres Bildungsniveau mit größerem Vertrauen in die Regierung verbunden ist. Zugleich neigen Menschen mit höherem Bildungsgrad weniger dazu, die Corona-Maßnahmen als zu extrem einzustufen. Dieser Effekt ist dagegen bei Anhängern von Verschwörungstheorien zu beobachten, die staatliche Corona-Maßnahmen durchweg als zu streng empfinden. Für die Untersuchung dieses Aspekts griffen die Autoren auch auf eine eigene Studie zurück, in der sie die Beurteilung des Regierungshandelns in Deutschland und den Glauben an eine Reihe von Corona-Verschwörungstheorien maßen.

Die Studie
Rieger, M.O., Wang, M. Trust in Government Actions During the COVID-19 Crisis.
Soc Indic Res (2021).
https://doi.org/10.1007/s11205-021-02772-x

Kontakt
Prof. Dr. Marc Oliver Rieger
Betriebswirtschaftslehre/Bank- und Finanzwirtschaft
Mail: mriegeruni-trierde
Corona-Forschung