Trierer Professor ist „erste Adresse“ für Unwort des Jahres

Prof. Martin Wengeler sammelt Vorschläge und wählt in der Jury aus

Döner-Morde, alternativlos, betriebsratsverseucht, notleidende Banken, Herdprämie: Das waren die „Unwörter“ der vergangenen fünf Jahre. Welches wird das Unwort 2012? An dieser Entscheidung  wirkt ein Professor der Universität Trier maßgeblich mit. Der Germanist Prof. Dr. Martin Wengeler gehört seit 2006 der Jury an, seit zwei Jahren laufen bei ihm die eingereichten Vorschläge ein. Rund 1200 Einsendungen für das Unwort des Jahres 2012 füllen bislang das Postfach des Linguisten. Im vergangenen Jahr zählte er 2420 Beiträge mit 923 verschiedenen Wörtern – so viele wie nie zuvor. Bis zum 31. Dezember können alle Bürger ihre Vorschläge per Mail (<link mail>vorschlaege@unwortdesjahres.net) einreichen.

Sein persönliches Unwort 2012 hat Martin Wengeler noch nicht entdeckt. Auf einen der eingereichten Begriffe will er sich ebenfalls nicht festlegen. „Ich habe in diesem Jahr den Eindruck, dass sich noch kein wirklicher Favorit heraushebt“, sagt er. Zu den Wörtern mit den bisher meisten Nennungen gehören „Anschlussverwendung“, „Schlecker-Frauen“ (beide im Zusammenhang mit der Insolvenz der Drogeriemarkt-Kette), „Ehrensold“ (Ex-Bundespräsidentschaft Wulff) oder „Kultur-Flatrate“ (Vergütungspauschale für digitale Inhalte).

Die Anzahl der „Unterstützer“ eines Wortes ist für die Jury jedoch kein maßgebliches Kriterium, alleine schon um gesteuerten Kampagnen keine Plattform zu bieten. Die besten „Siegchancen“ haben in dem Wettbewerb „Wörter und Formulierungen in allen Feldern der öffentlichen Kommunikation, die gegen sachliche Angemessenheit oder Humanität verstoßen“, heißt es in den Grundsätzen.

 „Wir diskutieren in der Jury zwar lebhaft, aber die Entscheidungen werden im Konsens getroffen. Richtig kontroverse Diskussionen entstehen meistens erst nach der Bekanntgabe des Unwortes“, erläutert Wengeler. Die Reaktionen auf die Wahl der Jury sind mitunter heftig und lösen auch schon mal politischen Wirbel aus. Warum setzt sich Martin Wengeler dieser Kritik aus? „Ich arbeite in der Aktion mit, weil ich sie als eine Chance sehe, in der Öffentlichkeit sprachwissenschaftlich reflektierte Sprachkritik zu vermitteln.“ Diese Motivation deckt sich mit dem Ziel der Unwort-Initiative, „auf öffentliche Formen des Sprachgebrauchs aufmerksam zu machen und dadurch das Sprachbewusstsein und die Sprachsensibilität in der Bevölkerung zu fördern.“

Weitere Informationen: <link http: www.unwortdesjahres.net _blank external-link-new-window>www.unwortdesjahres.net

Hintergrund
Die Aktion „Unwort des Jahres“ ist institutionell unabhängig. Der ehrenamtlich arbeitenden Jury gehören vier Sprachwissenschaftler, ein Journalist und ein wechselndes Mitglied aus dem Kultur- und Medienbetrieb an. Zuletzt war es der frühere Bundesminister Heiner Geißler, in diesem Jahr ist es Ralph Caspers („Wissen macht Ah“, „Sendung mit der Maus“).