Resilienzforschung in Rheinland-Pfalz wird ausgebaut

Die Universität Trier startet gemeinsam mit dem Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA), der Universität Mainz und dem Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR) einen Leibniz-WissenschaftsCampus zum Thema Resilienz.

Egal, ob nach Naturkatastrophen, im Zusammenhang mit der mentalen Gesundheit einzelner Personen oder im Hinblick auf die Fähigkeiten einer ganzen Gesellschaft schwierige Zeiten zu meistern – Resilienz wird in vielfältigen Kontexten verwendet. Auch in der Forschung findet das Konzept der Resilienz in unterschiedlichen Fächern Anwendung. „Der Leibniz-WissenschaftsCampus soll unter anderem rund um die Begriffslandschaft Resilienz ein Glossar entwickeln und diesen vielfältigen Begriff kartieren“, sagt Martin Endreß, Soziologie-Professor an der Universität Trier und Sprecher des Projekts.

[Translate to Englisch:] Forschende der Universität Trier, des Leibniz-Zentrums für Archäologie (LEIZA), der Universität Mainz und des Leibniz-Instituts für Resilienzforschung (LIR) haben sich zum Start des Leibniz-WissenschaftsCampus in Mainz getroffen. Foto: LEIZA / René Müller.
[Translate to Englisch:] Forschende der Universität Trier, des Leibniz-Zentrums für Archäologie (LEIZA), der Universität Mainz und des Leibniz-Instituts für Resilienzforschung (LIR) haben sich zum Start des Leibniz-WissenschaftsCampus in Mainz getroffen. Foto: LEIZA / René Müller.

Der neue Leibniz-WissenschaftsCampus „Resiliencies: Comparing and Integrating Methodologies, Methods, Narratives, and Theories” (RECOMENT) fördert die Zusammenarbeit zwischen Leibniz-Einrichtungen und Hochschulen als regionalen Partnern. Um den Forschungsbereich der Resilienz weiterzuentwickeln, haben sich Forschende der Universität Trier mit dem Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA), der Universität Mainz und dem Leibniz-Institut für Resilienzforschung (LIR) zusammengetan.

Vom Umgang mit Krisen sind nicht nur moderne Gesellschaften geprägt. Bereits in der Antike gab es Epidemien, Kriege und Flucht, weiß LEIZA-Generaldirektorin und Sprecherin des Projekts Prof. Dr. Alexandra W. Busch: „In einem vorangegangenen interdisziplinären Projekt haben wir untersucht, was Menschen in der Antike widerstandsfähig machte. Wir wollen mit diesem Wissen verstehen, welche Faktoren es Menschen in unterschiedlichen Zeiten und Räumen ermöglichen, Stresssituationen zu bewältigen.“

Aus den Disziplinen Soziologie, Ethnologie, Archäologie, Geographie, Politik, Medizin und Psychologie vergleichen die Beteiligten des Leibniz-WissenschaftsCampus ihre Methoden, Theorien und Erkenntnisse. „In RECOMENT bringen wir immer zwei Forschende zusammen, die ihre methodischen und theoretischen Ansätze zur Resilienzforschung vergleichen. Diese Tandems werden sowohl innerhalb der einzelnen Disziplinen als auch interdisziplinär, inter- genauso wie innerinstitutionell gebildet“, erklärt Endreß. Die Herausforderung liege darin, unterschiedliche Konzepte von „Resilienz“ zu integrieren. „Denn mal wird Resilienz als analytische Kategorie, als heuristische Methode, dann wieder als empirisches Phänomen oder als alltägliches Konzept und in der Politik genutzt“, so der Sprecher.

In der Soziologie etwa dient Resilienz als analytische Kategorie, um zu untersuchen, wie menschliche Sozialformen auf Krisen wie etwa Naturkatastrophen reagieren. In der Ökologie wird Resilienz genutzt, um beispielsweise die Regeneration von Ökosystemen nach Störungen zu verstehen. Psychologinnen und Psychologen erforschen Resilienz als empirisches Phänomen, indem sie beobachten, welche Faktoren nach traumatischen Erlebnissen zu höherer Widerstandsfähigkeit führen. Politikerinnen und Politiker erwähnen Resilienz oft im Zusammenhang mit Sicherheits- und Entwicklungspolitik, etwa um Staaten durch wirtschaftliche Stabilisierung widerstandsfähiger zu machen.

Projekte, wie die seit 2016 in Trier bestehende DFG-Forschungsgruppe „Resilienz“ oder die Polizei-Studie „INSIDER – INnere SIcherheit und DEmokratische Resilienz. Bedingungen und Wechselwirkungen polizeilichen Handelns in der pluralen Gesellschaft“, an der ebenfalls die Universitäten Trier und Mainz zusammengearbeitet haben, nahmen bereits das Thema Resilienz in den Blick. „Wir können von diesen und weiteren Vorerfahrungen mit der Thematik profitieren. Genauso möchten wir Synergien vorhandener Verbünde, Projekte, Forschungsschwerpunkte und Infrastrukturen nutzen“, so Endreß weiter. Für das ehrgeizige Ziel, die Resilienzforschung am Standort Rheinland-Pfalz langfristig auszubauen, erhalten die Partnerorganisationen insgesamt über eine Million Euro. Mit den vorhandenen Mitteln sollen aber nicht nur bereits existierende Ansätze verglichen und genutzt werden. Der Leibniz-WisenschaftsCampus RECOMENT wird in den kommenden vier Jahren neue, interdisziplinäre Projektideen hervorbringen. So wollen die Universitäten Trier und Mainz, LEIZA und das LIR die Resilienzforschung in Trier und Mainz auf ein neues Level heben.

Kontakt

Prof. Dr. Martin Endreß
Allgemeine Soziologie
Tel. +49 651 201-2697
Mail: endress@uni-trier.de