Burghard R i e g e r,

ordentlicher Professor (emeritus) für Computerlinguistik und langjähriger erster Geschäftsführer des Faches Linguistische Datenverarbeitung (LDV) an der Universität Trier, ist seit nahezu 40 Jahren in Forschung und Lehre aktiv. Er hat auf verschiedenen Gebieten zunächst der Literaturwissenschaft und Stilistik, danach fast ausschließlich zu Themen der germanistischen Linguistik und Computerlinguistik gearbeitet. Sein Forschungsinteresse richtete sich dabei sehr früh auf die Entwicklung und Erprobung der Möglichkeiten, die der Einsatz von Computern für die Analyse von Texten und Sprache methodisch wie methodologisch eröffnet. Der Schwerpunkt seiner Untersuchungen liegt – wie der größere Teil seiner Arbeiten ausweist – auf der (computerlinguistischen) Semantik und Wissensrepräsentation, mit einem in den letzten Jahren zunehmenden Interesse an Fragen der sprachlichen Bedeutungskonstitution. Diese werden von seiner Konzeption einer dynamischen Semantik nahegelegt, welche natürlichsprachliche Bedeutungen mit dem Prozeß ihrer Konstitution im Verstehen von Texten identifiziert. Damit liefern die im Modell sich realisierenden Prozeßzustände Repräsentationen von Wortbedeutungen und Textinhalten. Voraussetzung hierfür ist eine systemtheoretische Modellierung kognitiver Prozesse, in denen die Bedeutungen der verarbeiteten Zeichen nicht vorausgesetzt, sondern als ein Resultat dieser Verarbeitung im Rechner selbst erst produziert werden. Dynamische Systeme des maschinellen Bedeutungserwerbs und des lernenden Sprachverstehens sind die Zielvorstellungen dieser Forschungsrichtung (Computational Semiotics). Sie widmet sich – auf der Grundlage und mit Hilfe von Techniken der quantitativ linguistischen Datenanalyse und unscharfen (fuzzy) Modellierung – der prozeduralen (Re-) Konstruktion sprachlicher Einheiten und Strukturen sowie der Simulation semiotisch-kognitiver Prozesse im Rechner.

Nach seiner Promotion (1969) an der RWTH Aachen war er an verschiedenen akademischen Institutionen als Forscher und Dozent tätig (RWTH Aachen, Universiteit van Amsterdam, Universität GHS Essen), ehe er an der RWTH habilitierte (1986) und auf den neuen Lehrstuhl für Computerlinguistik an der Universität Trier (1987) berufen wurde.

Er schrieb bisher zwei Monographien über quantitative Textanalyse und Stilistik (1970) und über unscharfe Semantik der natürlichen Sprache (1989), veröffentlichte rund 90 Aufsätze in Zeitschriften und Büchern und gab einige Aufsatzsammlungen und Konferenzbände zur Linguistik, Computerlinguistik und Linguistischen Datenverarbeitung heraus. Einen beträchtlichen Teil seiner Aktivitäten als akademischer Lehrer und Forscher dokumentieren die mehr als 170 Vorträge, die er auf Einladung von Akademien und Universitäten, auf Konferenzen und Tagungen im In- und Ausland hielt.

Er ist bzw. war Mitglied zahlreicher nationaler und internationaler wissenschaftlicher Gesellschaften, war Vorsitzender (1989-93) der Gesellschaft für Linguistische Datenverarbeitung (GLDV) und Vizepräsident (1990-94) der Gesellschaft für Terminologie und Wissenstransfer (GTW); er war Prodekan (1997-99) und Dekan (1999-2001) des FB II: Sprach- und Literaturwissenschaften der Universität Trier.