COMPUTER UND
LITERATUR.
Zur Diskussion um quantifizierende
Verfahrensweisen in der Literaturwissenschaft.
[Verschriftung
eines Radiobeitrags von Burghard Rieger. Gesendet im Dritten Programm des Westdeutschen
Rundfunks Köln, am 19.
Juni 1970 (WDR-III : 21:00 - 22:00 Uhr). – Mit Interview-Beiträgen der
Professoren (in alphabetischer Folge) Dr. Thomas Finkenstaedt (Anglistik), Dr.
Walther L. Fischer (Mathematik), Dr. Wilhelm Fucks (Physik), Dr. Hans Glinz (Deutsche Philologie/Linguistik), Dr.
Helmut Kreuzer (Germanistik/Literaturwissenschaft), Dr. Hans Schwerte
(Germanistik/Literaturwissenschaft).]
"Immer wieder wird man
versucht sein, die Geschichte der einzelnen Wissenschaften im Zuge einer in
sich geschlossenen Entwicklung vorzutragen. Man spricht ja gern von autonomen
Wissenschaften. Und wenn mit dieser Formel zunächst auch nur das begriffliche
System der einzelnen Disziplinen gemeint ist - die Vorstellung von der
Autonomie gleitet doch ins Historische leicht hinüber und führt zu dem
Versuch, die Wissenschaftsgeschichte jeweils als einen selbständig
abgesonderten Verlauf außerhalb des politischgeistigen Gesamtgeschehens
darzustellen [...] Wenn, wie im folgenden dargelegt wird, die Literaturgeschichte
mitten in einer Krise steht, so ist diese Krise nur Teilerscheinung einer sehr
viel allgemeineren. Die Literaturgeschichte ist nicht nur Disziplin, sondern in
ihrer Entwicklung selbst ein Moment der allgemeinen Geschichte." [W.
Benjamin: „Literaturgeschichte und Literaturwissenschaft“ in: Angelus Novus, Frankfurt/M. 1966, S.454]
Auf Literaturgeschichte und
Literaturwissenschaft heute trifft nach wie vor zu, was Walter Benjamin in der
Berliner "Literarischen Welt" vom 17. April 1931 schrieb. Freilich,
die Motivationen sind andere als vor 40 Jahren, und das heute allemal
vorgetragene Lamento steht in keinem überzeugenden Verhältnis zu den wenigen
kritischen Stimmen von damals, weder quantitativ noch qualitativ.
Ohne deswegen einstimmen zu
wollen in den Chor der Krisenkonstateure, deren Aussagen sich ohnehin weit
öfter durch schönen Bekenntnischarakter als durch Nachprüfbarkeit ihres
folgernden Schließens auszeichnen, scheint es gleichwohl angebracht, einige
schon historische Momente germanistischen Selbstverständnisses vorab zu
beleuchten. Dies geschieht sicherlich nicht in der Absicht, einen weiteren
Beitrag zur ideologiekritischen Wissenschaftsgeschichte der Germanistik zu
liefern (inzwischen recht zahlreich vorliegende Publikationen leisten dies
dankenswerterweise inhaltlich faktenreich und nachlesbar besser), sondern es
geschieht in der begründeten Hoffnung, systemabhängige Bindungen aufzudecken,
welche die bestehende germanistische Literaturwissenschaft und ihre Krise erst
ermöglichten. Die wissenschaftstheoretischen Grundlagen der Germanistik
scheinen die Wurzel ihrer perpetuierten Fragwürdigkeit zu sein.
"Die gegenwärtige
Germanistik stellt, um es im Vokabular der Kybernetik zu sagen, einen eigenen,
isolierten Regelkreis dar, der seine Voraussetzungen aufgrund des Rückkopplungsprozesses
zwischen Literaturwissenschaft, literarischer Kritik und literarischer Produktion,
permanent selbsttätig produziert. Diese Isolierung der Germanistik – sie steht
stellvertretend für die aus Arbeitsteilung und Spezialisierung resultierende
systematisierte Undurchschaubarkeit aller Wissenschaft im Spätkapitalismus – zu
durchbrechen, wird die dringendste Aufgabe der neuen Germanistik sein." [M. Pehlke: „Aufstieg und Fall der Germanistik – von der Agonie einer bürgerlichen
Wissenschaft“ in: Ansichten einer
künftigen Germanistik, hrsg. von J. Kolbe, München 1969, S.26]
Die durch stete Affirmation
habitualisierten Denkstrukturen sogenannter autonomer Wissenschaft abzubauen,
bildet heute eine der größten Schwierigkeiten in der Wissenschafts- und
Methoden-Diskussion. (Ihr gegenwärtiger Stand wird übrigens durchaus nicht von
jener rationalen Kritik getragen, wie deren häufige argumentative Beanspruchung
glauben machen könnte). Der eilfertige Gebrauch eines inzwischen modischen Vokabulars
jedenfalls – Michael Pehlke macht hierin keine Ausnahme – stellt nicht schon
kritische Reflexion her.
Das Thema dieser Sendung Literaturwissenschaft und Datenverarbeitung sowie einige Überlegungen am Rande
einer auch diesem Komplex gewidmeten Tagung, die vorgestern in Aachen zu Ende
ging, werden dies im folgenden leider nur zu häufig verdeutlichen können.
Doch
zunächst ein kurzer Rückblick:
Als vor vier Jahren der
"Deutsche Germanistentag 1966" in München die ideologie-kritischen
Ansätze in der Germanistik gegen diese selbst richtete, wurde vom etablierten
Wissenschaftsbetrieb offiziell nachvollzogen, was untergründig längst geschehen
war: die Liquidierung der Gleichsetzung von deutscher Sprache, deutscher Dichtung
und deutschem Geist.
"In dieser einfachen Formel“
– so Eberhard Lämmert damals –
„treten die besonderen Auflagen der deutschen
Germanistik unverhofft klar zutage. Der Gedanke nämlich, daß aus Sprache und
Dichtung der Deutschen der ihnen eigene und sie auszeichnende Geist am ehesten
zu erschließen sei, und der zweite Gedanke, daß die Germanistik vor allem zu
dieser Aufgabe berufen sei, bilden seit der Etablierung dieser Wissenschaft
eine so feste Einheit, daß nur Denkgewohnheiten von ungewöhnlicher
historischer Gewalt für sie verantwortlich gemacht werden können." [E. Lämmert: Germanistik – eine deutsche Wissenschaft“ in: Germanistik, eine deutsche Wissenschaft, Frankfurt/M. 1967, S. 10]
Die Entwicklung solcher
Denkgewohnheiten in der und durch die Germanistik hatte als ein Moment der allgemeinen
Geschichte insofern immer auch politische Funktion, als sich in ihnen diese
allgemeine Geschichte als die Geschichte der Nicht-Entstehung der deutschen
Nation aufheben ließ.
Von den Zielvorstellungen
eines Jacob Grimm, die Einheit deutschen Wesens in Mythos, Sitte, Recht und Sprache
aufweisen zu wollen, über die von einem positivistischen Historismus provozierte
Geistesgeschichte mit ihrer übergreifend auf Wert, Geist und Epoche
zentrierten Problem- und Kulturgeschichte, bis hin zur Proklamation einer
Deutschwissenschaft und ihrer programmatisch auf Gestaltung eines ‚deutschen Menschen’ ausgerichteten
Vermittlung völkischer Bildungsgüter,
spannt sich ein Bogen. Gleichzeitig läuft ein sprachlich analysierbarer Prozeß
ab, den die bis zur terminologischen Auswechselbarkeit führende, zunehmende
Verflechtung völkisch-nationaler Wissenschaft mit völkisch-politischer
Ideologisierung im Dritten Reich aufweisbar illustriert.
"Die Begründung des Volkes als
des höchsten (irdischen) Wertes ist eine Glaubenssetzung, und alle
Beschreibung von Werten des Volkes und seiner wertvollen Lebensäußerungen, des
Volkstums, arbeitet mit Überzeugungsfixierungen. Die wertende Beweisführung
greift zu setzenden Behauptungen, was oft in der sprachlichen Formulierung zu
jenen sattsam bekannten Superlativbildungen wertender Wörter führt und die
Präfixe „un-“ und „ur-“ zu aufdringlichen Wegweisern in die dem Denken nicht
mehr zugänglichen Bezirke werden läßt. Wortreich umschreibende Ungenauigkeiten
folgen auf dem Fuße." [K.O. Conrady:
„Deutsche Literaturwissenschaft im Dritten Reich“ in: Germanistik, eine deutsche Wissenschaft, Frankfurt/M. 1967, S.81]
Gewiß, dies und ähnliches
ist aus der Lektüre ideologiekritischer Arbeiten weitgehend geläufig; dem nur
einigermaßen mit der einschlägigen Literatur vertrauten Hörer wird damit
inhaltlich kaum etwas Neues geboten werden, wozu also dieses Repetitorium?
Weil – wie mir scheint – die
oben von Otto Conrady und ähnlich von anderen konkretisierten inhaltlich-argumentativen
Entsprechungen geeignet sind, eher zu verdecken als das zu enthüllen, was
allein die nach 1945 verpaßte radikale Revision der germanistischen Literaturwissenschaft
befördern könnte: nämlich die Strukturmerkmale jener "Denkgewohnheiten von
ungewöhnlicher historischer Gewalt" aufzudecken und aufzubrechen, welche
offensichtlich auch durch ungewöhnlich gewaltige historische Ereignisse nicht
bewußt, geschweige denn verändert wurden.
Nicht schon dadurch, daß ein
politisch-ideologischer Wert (das Volk)
gegen einen formalistisch-ästhetischen Wert (das dichterische Kunstwerk) ausgetauscht wird,
dokumentiert sich Wandel, ist Veränderung bewirkt! Entscheidender als der
Wechsel inhaltlicher Bestimmungsstücke ist das strukturelle Schema ihrer Verknüpfung.
Absehend also vom möglichen Wechsel inhaltlicher Wertsetzungen, wäre in dem
Prozeß der Übernahme oder Ausbildung eines aus Überzeugungsfixierungen im
Behauptungsverfahren sich konstituierenden Wertsystems das operational faßbare
Strukturmerkmal isolierbar, dessen Definition – positiv formuliert – lauten
könnte: Anerkenntnis durch Glauben –
negativ formuliert – Unzugänglichkeit gegenüber rationaler Überprüfung.
Dieses Strukturmerkmal – so
scheint es – bestimmt nach wie vor germanistisch-literaturwissenschaftliches
Selbstverständnis. Wie anders ließe sich verstehen, daß einmal der Übergang von
völkischer Deutschkunde zu
werkimmanenter Dichtungsexegetik
fast bruchlos vollzogen wurde und darüber hinaus dann noch in eine "energisch vollzogene Wendung", die
sich nur als "Gegenschlag" erklären lasse, umgedeutet werden konnte?
Wie Otto Conrady 1966, so
formuliert Jost Hermand auf das gleiche Stichwort noch 1968:
"Daß nach dem Zusammenbruch des
Nazireiches eine solche methodische Begeisterung für das rein ‚Formale’
einsetzte, läßt sich nur als Gegenschlag oder Flucht interpretieren. Wie um
1930 begann man, sich wieder auf das rein Künstlerische zu besinnen, was zu
einem mächtigen Anschwellen aller ästhetisch-formalistischen
Betrachtungsweisen führte. Während selbst in den steilsten metaphysischen
Verirrungen der geisteswissenschaftlichen Methodik der zwanziger Jahre stets
ein Rest an Geschichtlichkeit durchgeschimmert hatte, schwor man jetzt auf
eine Werkimmanenz, die sich nur noch mit dem "Dichterisch-Sprachlichen"
auseinandersetzte, d. h. jedes Kunstwerk qua Kunstwerk betrachtete." [J. Hermand: Synthetisches Interpretieren,
München 1968, S.140f]
Diese Zitate stehen – um es
noch einmal zu betonen – nicht für ihre im übrigen diskutierbare Sachhaltigkeit,
sondern für die betriebsblinde Art der darbietenden Verknüpfung
germanistisch-wissenschaftsgeschichtlicher Fakten mit dem historischen Datum
1945. Nicht das Übersehen der wissenschafts-theoretisch bedingten, systemerhaltenden
Kontinuität soll dabei schon als Indiz gewertet werden. Charakteristischer für
diese starr auf die nazistische Literaturwissenschaft präfixierte
Ideologiekritik ist vielmehr, daß ihr der bloße Austausch inhaltlicher
Wertsetzungen neben „Fluchtmotiv“ eben doch schon „energische Wendung“ und „Gegenschlag“
zu signalisieren scheint.
"Gerade die Vernachlässigung des
politischen und sozialen Kontextes von Dichtung hat die Autoren zur
unschuldigen Beute faschistischer Bildungspolitik und Selbstrechtfertigung
werden lassen. Der Republikaner Herder wurde zum irrationalen Herold des Rassengedankens,
der rauhe Sozialankläger Voss zum völkischen Heimatdichter, der Hain zum
Vorläufer der HJ und der jacobinische Hölderlin zum Sänger großdeutscher Kriegslust.
Und das sind sie in den Augen mancher „fortschrittlicher“ Germanisten noch
heute – freilich mit anderer Wertung. Abgelöst von der gesellschaftlichökonomischen
Basis und der politischen Situation ihres Autors, reduziert auf Seinsdeutung
und sprachliche Kunstwerke, einer Artigkeit des Einfühlens, einer Kunst der
Interpretation, engsinniger Untersuchung ihrer formalen Qualitäten und ihres
rein stilgeschichtlichen Stellenwertes anheimgegeben: können historische
Werke ideologischem Mißbrauch verfallen." [H.W. Jäger:
„Gesellschaftskritische Aspekte der Germanistik“ in: Ansichten einer künftigen Germanistik, hrsg. von J. Kolbe, München
1969, S.61]
Man könnte – im Anschluß an
Hans-Wolf Jäger – versucht sein, die Linie wissenschafts-theoretischer Ideologeme, um die es sich hier handelt, bis heute weiter zu verfolgen.
Kritisch gegenüber der jeweils vorangegangenen, in diesem Falle auf das
literarische Kunstwerk kaprizierten Betrachtungsweise, wäre es dabei nicht
verwunderlich, wenn auch der neueste Wechsel inhaltlicher Fixierungen auf
nunmehr soziopolitische Relevanz von Dichtung wiederum als der seit
langem überfällige strukturelle Wandel des Selbstverständnisses mißdeutet
würde. Ohne einer hier nicht zu leistenden Analyse vorgreifen zu wollen, die
diese Vermutung anhand sprachlicher Manifestationen konkret belegen müßte, läßt
die Durchsicht einiger weniger Arbeiten hierzu doch erkennen: nur zu leicht
begegnet ein aus pauperisiertem Seminarmarxismus gespeister Jargon, der leider
wiederum unüberprüfbare Überzeugungsfixierungen im Behauptungsverfahren als
neue, kritische Wissenschaftlichkeit anbietet.
Gerade
für die im Rahmen dieser Sendung zu behandelnde Thematik läßt sich beispielhaft
einiges hierzu dem noch 1969 (bei Hanser in München) erschienenen Sammelband Ansichten einer künftigen Germanistik
entnehmen. Sein Herausgeber, Jürgen Kolbe, der vierzehn Beiträge von neun
Professoren, vier Assistenten, einem Studenten und einem Schriftsteller in
dem Band vereinigte, schreibt im Vorwort:
"Daß die Krise der Germanistik in Kritik überzugehen habe, ist schon eine einigermaßen betagte Forderung. Es scheint an der Zeit, neben der Kritik und über sie hinaus nun auch Aussichten darauf zu bieten, wie es in dieser vielgeschmähten Disziplin weitergehen soll. Beides, die kritischen Einwände und die künftigen Möglichkeiten, versucht dieser Band vorzuführen." [J. Kolbe: „Vorbemerkungen des Herausgebers“ in: Ansichten einer künftigen Germanistik, München 1969, S.7]
Beides, die Einwände und die
künftigen Möglichkeiten innerhalb eines zwar nur relativ eng umrissenen, dafür
aber klar definierten Teilbereichs der derzeitigen, eher praxisorientierten
Methodendiskussion sind es daher auch, die uns im folgenden Bericht in
Gegenüberstellungen, Diskussionen und Interviews kritisch beschäftigen werden: Literaturwissenschaft und Datenverarbeitung.
Das war das Thema der (in
Deutschland) ersten Tagung dieser Art, die aus Anlaß der 100-Jahr-Feier der Rheinisch Westfälischen Technischen
Hochschule in Aachen zu Beginn dieser Woche vom 15. bis 17. Juni im
Rechenzentrum der RWTH stattfand. Mehr
als 70 Wissenschaftler – vornehmlich des deutschsprachigen Raums und einige
Vertreter der ausländischen Germanistik – trafen hier zusammen, um über erste
Erfahrungen, Ergebnisse und Erwartungen zu berichten und zu diskutieren,
welche der Einsatz der Datenverarbeitung, die Anwendung exaktwissenschaftlicher
Methoden in Literaturwissenschaft und Linguistik vermittelt. Prof. Dr. Hans
Schwerte, Ordinarius für Neuere Deutsche Literaturgeschichte am Germanistischen
Institut der RWTH Aachen und Veranstalter der Tagung, sagte während seiner
Eröffnungsansprache unter anderem:
Schwerte: Ich begrüße Sie hier aufs herzlichste in Aachen zu einer Tagung – oder sprechen wir bescheidener: zu einem ersten Erfahrungsaustausch – zur Diskussion über das Thema „Literatur und Datenverarbeitung“. Ein Thema, das manchen nur modisch zu sein scheint, anderen eher sensationell, hinter dem in Wirklichkeit aber, wie Sie alle, die Sie hier versammelt sind, wissen, die sehr nüchterne wissenschaftliche Frage nach neuen, text-analytischen Methoden innerhalb der Sprach- und Literaturwissenschaft steht. Methoden, die mit Hilfe der Mathematik, der Statistik, der Informationstheorie auf sicherere Urteilsbildung und Urteilsfindung aus sind, auf Urteile, die Texten gegenüber stichhaltig und nachprüfbar sind, woran Linguisten und Literaturwissenschaftlern in gleich hohem Maße gelegen sein muß. [...] Wir wissen, daß aufgrund fortschreitender Erarbeitung eines neuen Textverstehens, eines neuen Textbegriffes, der Text als einen Kommunikationsprozeß in bestimmten historischen und gesellschaftlichen Situationen faßt, wir wissen, daß von daher auf die Dauer eine sinnvolle Trennung zwischen Linguistik und Literaturwissenschaft nicht mehr vernünftig, ja, nicht mehr möglich ist. Dennoch behält die Literaturwissenschaft, wie ebenso die Sprachwissenschaft, ihren eigenen Forschungs- und Verstehensauftrag vom gegebenen Stoff her: dem spezifisch literarischen Text (in dessen Definition freilich – dessen bin ich mir bewußt - schon ein ganzes Bündel von Fragen und Problemen steckt, das keineswegs mehr weder kanonisch noch allein gesellschaftlich-historisch, wahrscheinlich auch nicht allein mathematischinformationstheoretisch aufzuschlüsseln möglich sein wird.
Die während der dreitägigen
Veranstaltung gehaltenen Referate mit jeweils anschließenden Diskussionen
ließen jedoch erkennen, daß mehr als 70 Prozent der laufenden oder geplanten
Unternehmen sich mit der Erstellung von Indizes und Konkordanzen, mit Problemen
der Lemmatisierung und des sog. Retrieval
im Rahmen des Dokumentationswesens beschäftigen, Projekte also, die sich noch
im Vorfeld literaturwissenschaftlicher Fragestellungen bewegen. Das zentrale
Kolloquium am Nachmittag des zweiten Tages, das generell die Frage der Relevanz
datenverarbeitender Methoden in Anwendung auf Sprache und Literatur aufnehmen
sollte, zeigte in seiner Disproportionalität den derzeitigen Stand der
Forschung, zumindest in Deutschland. Prof. Helmut Kreuzer, Saarbrücken,
versuchte als Diskussionsleiter eine Aufgaben-Gliederung:
Kreuzer: Ich glaube, es wird vielleicht doch auf
Zustimmung stoßen. wenn ich voraussetze, daß man zu den unbestrittenen Aufgaben
der Literaturwissenschaft gegenwärtig rechnet: einmal die
Materialbereitstellung, Überlieferungspflege etwa im philologischen Sinne
(denken Sie an Editionen); zweitens die Literarhistorie, die
Literaturgeschichtsschreibung, und drittens die Literaturtheorie, die dann
mit dem Ästhetischen zusammenhängt, und viertens die kritische Aufgabe der Kanonbildung
und Kanonrevision. Diese vier Unterdisziplinen sind natürlich praktisch nicht
voneinander zu trennen, die eine lebt von der anderen. Aber wir können
vielleicht trotzdem so vorgehen, daß wir in dieser Reihenfolge die verschiedenen
Vorträge, die bisher gehalten worden und einschlägig sind, diskutieren, und unter
Umständen natürlich auch weitere Fragen ins Spiel bringen. Damit wären wir bei
Punkt 1: die philologischen Aufgaben, die sich etwa auf Editionen, auf
Indizes, auf Lexika usw. beziehen können.
Auf die Frage, worin er die
Notwendigkeit, mehr als die Möglichkeit der Anwendung datenverarbeitender
Methoden in Literatur- und Sprachwissenschaft sehe, antwortete Prof. Finkenstaedt, Saarbrücken, nach seinem Referat:
Finkenst.: Wir brauchen zunächst, das gilt insbesondere für das Deutsche, noch sehr viel mehr Lexika. Wir wissen einfach viel zu wenig und aus diesem Grunde kommen manche falsche Urteile etwa über das Dichterische zustande. Ich glaube auch, daß man quantifizierende Verfahren immer anwenden sollte zur Kontrolle seiner Aus sagen. Es ist nicht unbedingt ein Beweis, aber es ist in vielen Fällen eine Möglichkeit der Falsifizierung.
Rieger: Quantifizierende Verfahrensweisen demnach verstanden als Verbesserung der Informationsgrundlage für Aussagen, die meist ja auch Urteile beinhalten ?
Finkenst.: Das auf alle Fälle und in einigen Fällen auch eine Entscheidungsgrundlage.
Die im Zusammenhang der
Wortschatz-Forschung, der Wortschatz-Erhebung wiederholt an die Linguisten
gerichtete Frage nach den Kriterien etwa für das Überleben von Wör-tern,
veranlaßten Prof. Hans Glinz, Aachen, ein in vielerlei Hinsicht
aufschlußreiches Beispiel zu geben:
Glinz: Ich frage mich aber überhaupt, ob
Aussagen, wie die von Herrn Finkenstaedt über größere Chance von Wörtern, die
von dem und dem gebildet sind, einen Sinn in weiteren Zusammenhängen haben. Ich
möchte nur ein ganz kleines Beispiel für Lebensdauer geben: das Wort "Obrist", Plural "die Obristen" war bis vor drei
Jahren doch, für mein Gefühl, total ausgestorben, d. h. es gehörte nicht mehr
zur produktiven Kompetenz, sondern nur noch zur rezeptiven Kompetenz, wenn man
es las. Seit in Athen die Junta zur Herrschaft gekommen ist, wird überall in
der Zeitung nicht von den "Obersten", sondern von den "Obristen"
gesprochen. Bestimmt, weil man damit das Archaische, das Nicht-Zeitgemäße einer
solchen Herrschaft noch deutlicher betonen will. –
Aber was sollen wir nun tun ?
Im Anschluß an die über
Gebühr ausgeweitete Diskussion der möglichen editorischen Hilfen durch die
Datenverarbeitung und die maschinelle Herstellung von Indizes zu verschiedenen
Werken verschiedener Literaturen, wurde angeregt, zumindest für den deutschsprachigen
Raum, eine zentrale Registratur aller einschlägigen Projekte (möglicherweise
in Aachen) einzurichten, um dadurch den fachlichen Informationsfluß zu
verbessern. Für den englischsprachigen Raum geschieht dies in der Zeitschrift
"Computer and the Humanities"
und in der Arbeitsgruppe SIGLASH der "Association
for Computing Machinery" (ACM). Für den französischsprachigen Raum
übernimmt diese Aufgabe seit langem das "Bulletin du Tresor de la Langue Française" in Nancy.
Unter
Punkt 2 wurde im Kolloquium die Frage nach der Relevanz der datenverarbeitenden
Methoden für die Literaturgeschichte gestellt.
Damit trat die Diskussion der Normfindung und der Normfixierung in den
Vordergrund. Prof. Hans Schwerte, Aachen, dazu:
Schwerte: Ganz abgesehen nun von den einzelnen Methoden, die man als Literarhistoriker in diesem Kreise der Informationstheoretiker nicht immer ganz mitmachen kann, bin ich davon überzeugt, daß wir künftig in der Literaturgeschichtsschreibung, wahrscheinlich auch in der Literaturdarstellung und damit in der Literaturwissenschaft ohne das, was hier im Groben immer wieder "Normschicht" genannt worden ist, nicht auskommen werden. All das, was bei uns mit Werten zusammenhängen könnte, mit Fragen also der Zusammenhänge etwa sogenannter kanonischer Literatur mit – nennen wir es einmal abgekürzt – Subliteratur, bei all dem werden wir ohne solche Normschichten, sei es nun einer Gattungsschicht, sei es eines Epochenstils, sei es bestimmter Schrift schreibender Gruppen, deswegen nicht mehr auskommen können, weil sich damit eben auch immer die konkreten Leserschichten erfassen lassen, die in solchen Normschichten ihre Erwartungen erfüllt bekamen. Und von wo aus, meiner Meinung nach, überhaupt erst ein Ansatz möglich ist, zu entscheiden, warum gewisse Innovationen nun als „hohe Literatur“ in unseren Literaturgeschichten geführt werden oder nicht. Wir wissen ja, daß das dauernd auf- und absinkt, jeder kennt aus dem 18. und 19. Jahrhundert Beispiele genug, daß gewisse Autoren nicht hoch genug gelobt wurden, weil sie angeblich bestimmte Kunstideologien erfüllten. Wir haben das bis heute mitgeschleppt, weil uns eben ganze Normschichten fehlen, von denen aus wir heute stichhaltig urteilen könnten. Wer kann sagen: das und das war gar keine Innovation damals, das hat nur bestimmte Leser-Erwartungen, bestimmte Leser-Schichten, vielleicht auch Lese(!)-Schichten in den einzelnen Lesern, angesprochen und entsprochen. [...] Insofern möchte ich das als eine wesentliche Voraussetzung bezeichnen, was hier – ich nehme das Wort „Normschichten“ nochmals auf, egal, wie das nun erarbeitet werden kann oder nicht – Normschicht genannt wurde. Denn ohne die Herstellung solcher Normschichten zu den verschiedensten Zwecken werden wir zu literarischen Urteilen nicht mehr kommen können.
Damit rückte der Stilbegriff in den Blick, seine Definition
und Fixierung als Textcharakteristikum: einmal als die Summe aller formal
beschreibbaren Textmerkmale, zum anderen aber auch als Abweichung von einer
Norm. Dieser doppelte Aspekt des Stilbegriffs veranschaulichte exemplarisch
die Unschärfe mancher Termini und die in der Diskussion daraus resultierenden
Verständigungsschwierigkeiten:
Diskutant: Ich darf unmittelbar daran anknüpfen und auch davor warnen, den Stilbegriff der Germanistik in den Stilbegriff von Herrn Müller (Mannheim) hineinzuprojizieren. Es ist ganz klar, daß unter „Stil“ zu gewissen Zeiten eben „Normerfüllung“ geradezu gemeint war. Das heißt also, wir würden dann, wenn wir das allgemein machen würden, einer Stilideologie, nämlich derjenigen des 19. Jahrhunderts, aufsitzen und die dann in diese Definition hineinprojizieren. Es gibt also diese Dinge nur im definierten Rahmen, und in solchem definierten Rahmen natürlich sind Ergebnisse dann zu betrachten. Also ich möchte davor warnen, unsere normale Stildefinition hineinzuprojizieren.
Während
der Aussprache über Editionstechnik und Indizes, über Normschichten und die
Frage der Abweichung, über Stilmerkmale und Textcharakteristika bildeten sich
zwei Gruppen, EDV-Fachleute und Literaturwissenschaftler, heraus. Einer der
Teilnehmer umriß die Schwierigkeiten und unterstrich damit die Notwendigkeit
solcher und ähnlicher interdisziplinären Tagungen und Veranstaltungen, wenn
er den Literaturwissenschaftlern vorwarf:
Diskutant:
Ich möchte nur sagen, daß ich bisher festgestellt habe, daß die
Literaturwissenschaftler offensichtlich nicht so richtig damit herausrücken
wollen, was sie überhaupt untersucht haben wollen mit den Methoden der
Datenverarbeitung. Man kann sich natürlich darüber unterhalten, was Norm ist,
aber man muß doch zunächst einmal sagen, was man überhaupt mittels dieser
Methoden, die auf große Mengen gehen usw. überhaupt untersucht haben will. Und
da eine Liste zusammenzustellen, wäre doch z. B. eine Möglichkeit, hier bei
diesem Kongreß – wenn ich es so sagen
will – zu
einem handfesten Ergebnis zu kommen, wo also Probleme angerissen werden, damit
einige Leute gezielt einige Gedanken zu ihrer Lösung daran wenden können.
Für die Teilnehmer dieser
Tagung – das machte das zentrale Kolloquium deutlich – bildete die Möglichkeit
und Notwendigkeit des Einsatzes datenverarbeitender Maschinen und exaktwissenschaftlicher
Methoden in Sprach- und Literaturwissenschaft keinen Diskussionsgegenstand mehr:
ihnen standen konkrete Fragen der praktischen Anwendung im Vordergrund.
Dagegen ließe sich am Beispiel der allgemeinen germanistischen Diskussion um
die Gegenstandsbestimmung der Literaturwissenschaft und ihre thematische
Erweiterung, um die Anwendbarkeit exaktwissenschaftlicher Methoden unter dem
Schlagwort „Verwissenschaftlichung“ die ganze Skala möglicher Einwendungen,
die bisher gemacht wurden, belegen: vom stichhaltigen Argument bis zum aus
schlichter Unkenntnis geborenen Vorurteil, von Zeugnissen eher
fetischistischer Computer-Gläubigkeit bis zu solchen ähnlich irrationaler
Verketzerung datenverarbeitender Maschinen im Umkreis des „Dichterischen“.
Wir interviewten zu diesem Fragenkomplex einen Physiker und einen Germanisten.
Prof. Wilhelm Fucks,
Direktor des 1. Physikalischen Instituts der RWTH Aachen und Mitveranstalter
der Tagung, hielt am zweiten Tag den einzigen öffentlichen Vortrag:
Fucks: Das Thema meines Vortrags ist ein
bißchen provokatorisch formuliert, es heißt: "Literatur eignet sich nicht für eine mathematische Behandlung - oder
doch?"
Rieger: Wie ist das zu verstehen ?
Fucks: Nun, es läuft im Grunde darauf hinaus,
ob man einen Zweig der Literaturwissenschaften entwickeln kann, der exakt
ist. Das heißt, ob es so etwas wie eine exakte Literaturwissenschaft geben
kann. Und wenn Sie mich gleich nach meiner Antwort auf diese Frage fragen,
dann würde ich sagen: distinguo – ich
mache einen Unterschied! Es gibt gewisse Bereiche in dem, was in der Literatur
vorliegt, also im Schrifttum: sagen wir empfindungsstarke Gedichte oder
provokatorische Textstellen oder dergleichen, bei denen das Eigentliche – das,
worauf es ankommt, das also in uns Resonanzen erzeugt, Dinge zum Mitschwingen
bringt, die starke Emotionen bei uns herbeiführen – nicht so leicht wird
mathematisch gefaßt werden können. Es gibt aber große andere Bereiche dessen,
was in der Literatur vorliegt, die sehr wohl mit mathematischen Hilfsmitteln
erfaßt werden können und bei denen nicht nur das möglich ist, sondern bei denen
man auch Gesetze finden kann, die mathematisch beschrieben werden können –
genau so wie das etwa in der Physik geschieht.
Rieger: Liegt aber nicht eine beträchtliche Gefahr darin, die Literatur zwar unter exaktwissenschaftlichen Aspekten analysieren zu wollen, gleichzeitig aber den Bereich des „Dichterischen“, des „künstlerisch Esoterischen“ dabei auszusparen? Sollte es nicht darum gehen, gerade auch diesen Bereich, in dem allemal urteilende Aussagen gemacht werden, auf eine nachprüfbare Grundlage zu stellen ?
Fucks: Da würde ich wieder einmal sagen: distinguo. Ich will dazu ein bißchen
weiter ausholen: Ich würde glauben, nachdem der Mensch und seine Spezies ein
Teil der Natur ist, nachdem alles, was irgend jemand, der oder irgend etwas,
das ein Teil der Natur ist, hervorbringt, ein Naturprodukt ist, müssen
schließlich und endlich eines Tages auch die menschlichen Hervorbringungen –
welcher Art auch immer – einer im Sinne der Naturwissenschaften naturgesetzlichen
und natürlichen Deutung zugeführt werden können. Das ist – glaube ich – meine
Antwort auf Ihre Frage. Soweit das nun noch nicht geschehen ist, liegt in der
Tat eine Phasennacheilung vor, deren Aufholen natürlich unter Umständen noch
sehr lange dauern kann.
Um verschiedene Aspekte
genau dieser „Phasenverzögerung“ geht es in der gegenwärtigen Methodendiskussion
innerhalb der Germanistik. Die beiden folgenden Zitate (von Eberhard Lämmert
und Hans-Wolf Jäger), die Aussichten auf eine künftige Germanistik umreißend,
bildeten dabei den Hintergrund:
"Die „Verwissenschaftlichung“ allerdings wird hier wie anderwärts erkauft nur um den Preis einer prinzipiellen Einschränkung des Erkenntnisanspruchs auf die sprachlichen und literarischen Aspekte des Gegenstands. […] Der Literaturwissenschaft muß diese Einschränkung ihren Gegenständen gegenüber schwerer fallen" (anders als der Linguistik), "und die Frage muß gestellt werden, ob solche Verwissenschaftlichung, besser „Scientifizierung“ [sic] ihrer Aussagen in Wahrheit nicht zu teuer erkauft ist, weil sie so weder über den gemeinten Inhalt noch gar über die Moral eines Stückes wird urteilen können – so wenig wie der Physiker über die Moral einer von Physikern ermöglichten Kernfusion. Das aber widerspricht dem Anspruch der Exegese oder Interpretation, als deren Vorstufe sich die wissenschaftlich exakteren, texterschließenden und textkritischen Methoden der Philologen immer verstanden haben. [. . .] Es fällt den Germanisten leichter als anderen, festzustellen, daß sie in einer Literaturlehre, die sich solchermaßen purgiert, ein Autonomiebestreben – nun unter dem Mantel der exakten Wissenschaft – wiederherstellt. […] Tatsächlich ist die Reduktion auf den Erkenntnissektor, der ihre verbalen und lettristischen Materialien betrifft […] der Preis, den nicht wenige Philologen und womöglich ganze Disziplinen zu zahlen willens sind, wenn sie sich nun zu einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung nach außen zusammenschließen." [E. Lämmert: „Germanistik - eine deutsche Wissenschaft“ in: Germanistik - eine deutsche Wissenschaft, Frankfurt 1967, S.84f]
Und
ähnlich das zweite Zitat:
"Die Germanistik hat es leichter, die Sinnfrage zu stellen, als etwa die Naturwissenschaft, wo die Faszination des Exakten und Verifizierbaren die nötige gesellschaftliche Selbstbesinnung erschwert. Sie sollte mit gutem Beispiel vorangehen. Eine Fluchtbewegung indes, die gerade in letzter Zeit versucht wird, gilt es abzuschneiden: daß die Germanistik bei ihrem ganz anders gearteten Gegenstand und Zweck den einer Naturwissenschaft angemessenen heuristisch-methodischen Aufwand, die dort angebrachte Kompliziertheit auch für sich geltend machen möchte – zur Niederhaltung kritischer Initiativen." [H.W. Jäger: „Gesellschaftskritische Aspekte der Germanistik“ in: Ansichten einer künftigen Germanistik, hrsg. v. J. Kolbe, München 1969, S.64]
Hierzu wiederum Prof.
Wilhelm Fucks:
Fucks:
Dazu würde ich
vergleichsweise folgendes sagen wollen. Die Physik, oder irgendeine Wissenschaft,
die früher Philosophie hieß (im ganz allgemeinen Sinne des Wortes war alles philosophia), hatte ein höchstes Ziel –
das waren die alten großen, metaphysischen Probleme: Gott, freier Wille, Seele des Menschen, Fortleben nach dem Tode, Gut
und Böse, und dergleichen mehr. Man hätte erwarten können, daß irgendeine
Wissenschaft, die sich mit irgend etwas befaßt, z. B. mit der Himmelsmechanik
– und so war es ja früher auch – an irgendeiner Stelle (wie Napoleon beispielsweise
Laplace vorgeworfen hat) „le Bon Dieu“ nicht vergessen durfte.
Nun, die Physik hat andere Aufgaben gefunden als die Philosophie sie durch die
Jahrtausende behandelt hat. Sie hat vollkommen neuartige, eigene
Problembereiche, ganz neue Welten entdeckt und exakt und objektiv zu beschreiben
gelernt. Auch die mathematische Struktur, die wissenschaftstheoretische
Struktur, der Erkenntniswert (sozusagen „um drei Ecken herum“), z. B. auch für
die Frage, was ein Mensch ist, sind ursprünglich in der Physik und zwar bis auf
heute, in die Möglichkeit der Bearbeitung getreten dadurch, daß man primär
einmal von diesen alten überkommenen Problemen total abgesehen hat. – So würde
ich es für methodisch fruchtbar halten, wenn die Aufgabe einer exakten
Literaturwissenschaft, wie sie mir vorschwebt, zunächst ganz und gar nicht
darin gesehen wird, überkommene Probleme der historisch, hermeneutisch,
ausdeutend, wertend usw. arbeitenden Literaturwissenschaften zu lösen,
sondern wenn sie sich primär die Aufgabe stellen würde, zunächst einmal ihren
eigenen, ganz andersartigen Weg zu gehen, wobei man mit verhältnismäßig
einfachen Problemen wird anfangen müssen. Aber ich bin sicher, daß diese Wissenschaft,
die sehr schnell wachsen wird, später einmal – sozusagen um drei Ecken herum –
auch das eine oder andere der großen Probleme der überkommenen,
hermeneutisch-historisch arbeitenden Literaturwissenschaften viel
überzeugender wird lösen können, als es der direkte Zugriff gestattet. Zum
Beispiel die alte Frage der Philosophie: was ist eigentlich ein Mensch in einem
großen Kosmos. Zu diesem Fragenkomplex hat die Physik, die Astro-Physik und
die Astronomie usw., die moderne Biologie, Molekularbiologie und Erbbiologie
viel überzeugendere, interessantere und geradezu faszinierende Lösungen beigebracht,
an die die Philosophie niemals auch nur hätte denken können.
Es bleibt allerdings die
Frage, ob sich ein in der Geschichte der Naturwissenschaften nachweisbarer
Prozeß gesellschaftspolitischer Rückkopplung wird wiederholen können in der
durchaus noch utopischen Entwicklung einer exakten Literaturwissenschaft.
Zum
gleichen Komplex nahm der Germanist Prof. Helmut Kreuzer, Ordinarius für Neuer
Deutsche Literaturgeschichte an der Universität Saarbrücken Stellung. Auf die
Äußerungen Lämmerts und Jägers unter dem Schlagwort „Szientifizierung“
eingehend, sagte er:
Kreuzer: Ich meine, daß Szientifizierung selbstverständlich mehr einträgt. Denn niemand ist ja dadurch gehindert, die Dinge, die sich nun z. B. den statistisch-formalisierenden Methoden entziehen, mit anderen Methoden zu bearbeiten. Das ist also nur ein Plus, was dazukommt, ohne irgendeinen Verlust. Selbstverständlich kann ich die szientifischen Methoden – im Sinne des Lämmert’schen Szientifik-Begriffs – nur anwenden, wenn ich bestimmte Askese übe, wenn ich also meine Fragestellung den Möglichkeiten anpasse. Das bedeutet aber doch nicht, daß man nun ständig diese Askese üben muß, sondern selbstverständlich kann man die Fragestellung weiterverfolgen, die sich im Moment jedenfalls mit szientifischen Methoden noch nicht behandeln läßt.
Rieger:
Dahinter steht u. a. aber auch
– wie ich meine – die Vorstellung, daß die Anwendung exaktwissenschaftlicher
Methoden einer notwendigen Reflexion der gesellschaftlichen Bedingtheit und
Relevanz der Literaturwissenschaften mehr und mehr enthebt. Sind Sie der
Meinung, daß das in der Tat der Fall sein wird ?
Kreuzer: Ich bin nicht der Meinung, daß das so ist.
Ich bin der Meinung, daß die gesellschaftliche Relevanz der Literaturwissenschaft
nur wachsen kann, wenn sie szientifische Methoden benutzt und wenn sie auf
diese Weise ihren Prestigeverlust wettzumachen vermag, den sie erlitten hat.
Das kann dann auch nur den gesellschaftspolitischen Aussagen der Germanistik,
die sie ihrer Textinterpretation abgewinnen kann, zusätzliche Relevanz
verleihen.
Rieger: Verstehe ich Sie richtig, wenn ich sage,
daß die Quantifizierung, die mengenorientierte Betrachtung, überhaupt die
exaktwissenschaftliche Methodik in der Literaturwissenschaft eine bessere
Grundlegung der Informationen für Urteilsbildung ganz allgemein legt, und daß
diese Urteilsbildung dann natürlich wird einwirken können gerade auch auf die
Analyse gesellschaftspolitischer Relevanz von Dichtung, von Literatur, die
soziale Bedingtheit von Schrifttum, etc. – wie immer man es sehen will ?
Kreuzer: Ja, ich meine schon. – Allerdings müßte
dann die szientifische Untersuchung der objektiv faßbaren Textcharakteristika
und Stilmerkmale verbunden werden mit einer gleichfalls szientifischen,
experimentellen Untersuchung der pragmatischen Dimension, also der Rezeption,
so daß auf diese Weise etwa zur Stilstatistik noch die Sozialpsychologie, mit ihren
experimentellen Methoden hinzukäme, Korrelationen zwischen objektiven,
quantitativ faßbaren Stilmerkmalen und Reaktionen des Publikums herzustellen.
Aber ich bin nicht der Meinung, daß also nun diese Methoden die anderen absolut
ablösen sollen, sondern ich bin der Meinung, daß sie die anderen ergänzen können
und ihnen größere Relevanz verleihen könnten.
Rieger: Das ist ungefähr der Tenor dessen, was
1965 von Ihnen in der „Einführung“ des von Ihnen mit Rul Gunzenhäuser
herausgegebenen Sammelbandes Mathematik
und Dichtung [München, Reihe Dialog 3, Nymphenburger Verlag] ausgeführt
wurde. Würden Sie aber heute so weit gehen zu sagen, daß Germanistik oder
Literaturwissenschaft im weiteren Sinne zu einer Hilfswissenschaft, einmal der
Soziologie werden könnte, oder aber auch ein Teilbereich einer allgemein ansetzbaren
Kommunikationswissenschaft sei, oder doch werden könnte ?
Kreuzer: Ich würde meinen, daß einerseits die Soziologie eine Hilfswissenschaft einer allgemeinen Ästhetik, deren Teil auch die Literaturtheorie wäre, sein könnte, und daß umgekehrt selbst verständlich auch die Literatursoziologie als Teil der Literaturwissenschaft eine Teil- und Hilfswissenschaft einer allgemeinen Soziologie wäre. Ich glaube, daß – je nach dem gewählten Aspekt – jede Wissenschaft Hilfswissenschaft für eine andere ist. Ich würde meinen, daß ich sowohl die Ästhetik und die Literaturtheorie als Zielwissenschaften definieren kann, die Soziologie und die Statistik als Hilfswissenschaften, wie umgekehrt andere Wissenschaften als Zielwissenschaften erklären kann und dann etwa die Textinterpretation im traditionellen Sinne wie in einem neueren Sinne als Hilfswissenschaft benutzen kann.
Rieger: Kämen wir damit unter Umständen wieder
zu einem allgemeinwissenschaftlichen Universalismus ?
Kreuzer: In der Tat würde ich meinen, daß diese
Antithese von Naturwissenschaften und Geisteswissenschaften hinfällig ist und
es tatsächlich zu einer
Wissenschaftstheorie kommen könnte, die alle diese so antinomisch einander
entgegengesetzten Wissenschaften wieder unter einen gemeinsamen wissenschaftlichen
Aspekt bringt.
Der Begriff der Wissenschaftlichkeit
war es, der am letzten Tag den Mathematiker Walter L. Fischer, Erlangen,
provozierte, als er zu Beginn seines Referates den Versuch einer Genese, den
Entwurf des Aufbaus von Wissenschaft überhaupt, machte.
Fischer: In dem Aussagenbereich, den man heute unter den Schlagworten Strukturalismus, Mathematische Linguistik, Mathematische Stilanalyse usw. umreißt, herrscht ja eine solche Betriebsamkeit, daß man die Fülle der Publikationen kaum mehr übersehen kann. Darüber hinaus stellt sich der Gesamtkomplex – das sieht man auch an dieser Tagung als ein kaleidoskopartiges Nebeneinander dar. Die Bewohner der einzelnen Parzellen haben vielfach keinen oder nur geringen Kontakt oder sie schließen sich gar in Schulen voneinander ab. Das sind Erscheinungen, wie sie in Pionierzeiten immer typisch sind.
Bei einem Versuch nun, diese verschiedenen Arbeitsrichtungen und Ergebnisse zu gliedern, bieten sich – meiner Meinung nach – grundsätzlich zwei Möglichkeiten an. Eine synchrone Betrachtungsweise des Materials unter der ordnenden Zucht und Kraft eines hinreichend präzisierten Strukturbegriffes (in meiner Sicht des Strukturbegriffes der heutigen Mathematik, wozu ich heute nichts sagen will). Die zweite Möglichkeit der Gliederung besteht in einer historisierenden Betrachtungsweise, die die verschiedenen Arbeitsmethoden und Ergebnisse wissenschaftstheoretisch in Hinblick auf die Genese einer Wissenschaft wertet und ordnet.
Nun, im Lichte der modernen Wissenschaftstheorie stellt sich die Frage nach der Genese einer Wissenschaft als eine Frage nach dem Stufenbau der Wissenschaft dar. Die moderne Wissenschaftstheorie sieht zunächst die Genese einer Wissenschaft ausgehend von einer deskriptiven Phase fortschreitend zu einer explikativen Phase, in der nach Ausbildung einer Fachsprache, die umgangssprachliche Beschreibung des Materials eine erste Präzisierung erfährt (nämlich in der Präzisierung des verwendeten Begriffsarsenals), und führt schließlich dann zu einem Abschluß in der theoretischen Phase, in der nach Ausbildung von allgemein theoretischen Aussagen als Hypothesen und von Hypothesen-Hierarchien schließlich die Hypothesen einer Schicht verschmelzen: und das ist dann bereits eine einfache Theorie. – Am Ende dieser Phasen kommt es dann zum Aufbau einer Theorie mit einem Basisteil, in dem das Gegebene deskriptiv erfaßt wird, und einem theoretischen Teil, in dem eine von Gesetzen beherrschte Ordnung der Basis aufgerichtet wird. Und dann hat man noch einen Zuordnungsteil, in dem die empirischen Termini durch Korrespondenz-Regeln mit den theoretischen Termini verknüpft werden. Im Sinne dieses letztgemeinten Schemas der Genese einer Wissenschaft glaube ich, daß wir mit vielen Bemühungen im Bereich der mathematischen Text- und Sprachtheorie noch immer am Anfang stehen. Lassen Sie mich den Vergleich wählen: wenn ich hier immer so viel von Indizes höre, dann erinnert mich das lebhaft an die Entwicklung der Biologie. Im Sinne der Genese einer Wissenschaft entspricht die Erstellung von Indizes etwa dem Stadium der Botanisierbüchse: sammeln und sichten und beschreiben, also z. B. auch Erstellung von Indizes – recht viel mehr ist das häufig nicht. Auch dort nicht, wo man sich, in der Sicht des Mathematikers, theoretisch großspurig gibt.
Ich glaube, daß es vom Anfang des Weges, an dem wir jetzt stehen, bis zur abstrakten Theorie noch sehr weit ist. In bezug auf bestimmte künstliche Präzisionssprachen, also z. B. auf die sog. einfachen, die kanonischen, normalen Sprachen ist dieser Weg schon lange zurückgelegt, nämlich von Post (und das vergessen viele Leute, die Chomsky so sehr verehren). Damit sei nichts gegen Chomsky gesagt, ich will nur sagen: Chomsky ist einen Weg, der schon beschritten war, weitergegangen und zwar um einen entscheidenden Schritt weitergegangen in Richtung auf eine abstrakte Theorie der Grammatik, aber auch er hat eben Vorläufer.
Was man dabei von philologischer Seite der abstrakten Theorie zum Vorwurf macht, ist – wie ich glaube – ein Gesetz der Sache. Der empirische Gehalt der Aussagen nimmt beim Aufstieg von der deskriptiven zur theoretischen Phase in dem Maße ab, in dem die Abstraktion und die theoretische Stärke der Hypothesen wächst. Ich möchte sagen (unter Physikern ist es ein Schlagwort), daß in einem abstrakten Bereich wie etwa der Relativitätstheorie auf 100 Seiten Theorie ein Experiment kommt. So etwa möchte ich umschreiben, was ich damit meine, daß also der empirische Gehalt der Aussagen mit dem Aufstieg zur Abstraktion abnimmt. Es ist noch etwas anderes damit verbunden: das Problem-Denken schlägt allmählich um in ein System-Denken, und die Vielzahl der speziellen Modellbildungen verlangt mehr und mehr nach einem allgemeinen Prinzip. Was ich unter Prinzip verstehe, möchte ich etwa mit den Newton’schen Gesetzen in der Physik sagen. Das sind nicht mehr reine Modellbildungen, die für irgendeinen speziellen Bereich der Mechanik gelten, sondern „aktio = reaktio“ ist ein Satz, der für jedes physikalische Geschehen der klassischen Mechanik zutreffen sollte. In dem Sinne möchte ich das ein „Prinzip“ nennen und die Prinzipienbildung als ein Stadium über die Modellbildung hinausheben.
Nun, meine Erörterungen zum Thema "Texte und Zufallsfolgen" haben ihren wissenschaftlichen Standpunkt oder ihren Ort im Bereich dieser abstrakten Theorienbildung, und ich glaube, daß es von einiger Bedeutung ist für die Fundierung und auch die Gewinnung von Stilcharakteristiken.
Die
weitgehende wissenschaftstheoretische Unsicherheit der Praktiker im Bereich der
datenverarbeitenden (und exaktwissenschaftliche Methoden anwendenden)
Literatur- und Sprachwissenschaft kennzeichnet jeden Neuansatz. Gegenüber
dieser vorherrschenden, und daher nach allen Seiten offenen Unsicherheit
erscheinen voreilig abwertende Einwände ebenso wie übertriebene Hoffnungen –
wenn schon nicht mangelnde Sachkenntnis bezeugend – zumindest als verfrüht.
"Die noch unausgeleuchteten Ecken
bestimmter Epochen und Gattungen etwa des 16. Jahrhunderts, der Zweck- und
Trivialliteratur, werden: ihre fachidiotischen (Begriff rein als terminus
technicus gebraucht) Bearbeiter finden. Neue germanistische „Spitzenbegabungen“
werden auch noch die soziologische, die politwissenschaftliche, die statistische
Methode – gar mittels Computer – auf bislang so nicht traktierte Werke,
besonders der „hohen Literatur“ anwenden. Auch fortschrittliche Stränge der
vergangenen Literatur werden gebührend beachtet werden. Das schon fertige
Gehäuse wird innen komplettiert, dem Bestand des Faches wird aber nichts
qualitativ Neues hinzugefügt." [H.W. Jäger: „Gesellschaftskritische
Aspekte der Germanistik“ in: Ansichten
einer künftigen Germanistik, hrsg. v. J. Kolbe, München 1969, S.63]
Der ironisierenden Skepsis
Hans Wolf Jägers steht Herbert Singers hoffnungsfrohe Erwartung einer
künftigen Germanistik gegenüber:
"Weniger schwierig wäre es, wenigstens einen Anfang zu machen mit der Erforschung der Wirkung literarischer Werke. Dazu fehlt uns vor allem ein Computer, der uns die Mühe abnimmt, einige hunderttausend Seiten Briefe, Memoiren, Aufzeichnungen und Dokumente aufzuarbeiten, so daß wir mit leichter Mühe feststellen können, welches Buch von wem und unter welchen Umständen und mit welcher Wirkung gelesen worden ist." [H. Singer: „Literatur, Wissenschaft, Bildung“ in: Ansichten einer künftigen Germanistik, hrsg. v. J. Kolbe, München 1969, S.57f]
Entscheidender als alles
Pro, und Contra, das sich im Umkreis des Reizwortes „Computer“ vernehmen
läßt, wird für die Germanistik die Frage danach bleiben, wie die nur zu starken
Denkgewohnheiten eines literaturwissenschaftlichen Selbstverständnisses
aufzubrechen und nachhaltig zu verändern seien. Und hierzu vermag – wie mir
scheint – gerade die kritische Aufnahme und Verwendung eines von den
Naturwissenschaften bereitgestellten, jeweils zu modifizierenden Methodenarsenals
einen kaum schon abschätzbaren Beitrag zu leisten. Denn auch das, was heute als
"Linke Germanistik" gilt, unterliegt nur zu oft noch einem
Wissenschaftsverständnis, das nach wie vor Überzeugungsfixierungen im
Behauptungsverfahren als kritische Wissenschaftlichkeit mißversteht.
Weniger gefährlich als
ärgerlich ist daran zunächst. daß dem ohnehin weder auf erweiterten Kenntnisstand
noch auf intersubjektive Überprüfbarkeit zielenden Abwertungsbedürfnis
traditioneller Kritik die Ablehnung des ihr Unverständlichen – weil Neuen –
leicht gemacht wird. (Ohne Ungeduld zeigen zu müssen. darf man inzwischen doch
wohl dem Absterben ihrer alternden Repräsentanten beruhigt entgegensehen). Schwerer
wiegt dagegen schon. daß in der verzerrenden Systemfixierung eines sowohl
thematisch als auch methodisch neuartigen, operationalen
Ansatzes gerade dessen unmittelbarer Überzeugungswert depraviert: die
grundsätzliche prozessuale Offenheit dialektischer
Wissenschaftlichkeit. Sie bestimmt sich ja gerade nicht nach den aufgrund eines
jeweils vorausgesetzten Wertsystems affirmativ erbrachten Ergebnissen, sondern
nach dem kritisch-dialektischen Vermögen, die heuristisch je notwendigen Wertsysteme
selbst wieder in Frage zu stellen. Erst indem die wertsetzenden Bedingungen,
welche etwa eine Untersuchung so gegebener Fakten ermöglicht, selbst wieder
zum Gegenstand von Analyse gemacht werden – nun freilich auf anderer Reflexionsebene
mit höherem Abstraktionsniveau – werden die auf sogenanntem „falschen Bewußtsein“
und limitiertem Kenntnisstand beruhenden Vorurteile abgebaut, wird Bewußtsein verändert werden können.
Dieser die Methodik
und Begriffsbildung von Informationstheorie und Kommunikationswissenschaft
inkorporierende Prozeß fortschreitender Aufklärung als Voraussetzung aller
Veränderung ist nicht als allmähliche Annäherung
an die Wahrheit zu verstehen,
sondern besser faßbar als iteratives Entfernen
vom Zustand jeweiliger Unkenntnis.
Während letzterer von jeder höheren Reflexionsstufe spezifisch und überprüfbar
sich angeben läßt, bleibt der Begriff der Wahrheit utopisch.