Keltische Wörter in Orts- und Gewässernamen der Region

Ein weiterer Bereich, in dem wir tagtäglich keltisches Sprachgut verwenden, ohne uns dessen bewusst zu sein, sind die Orts- und Gewässernamen der Region. So tragen zum Beispiel alle größeren und auch viele kleinere Flüsse Namen, die uns über das Gallische vermittelt worden sind.

Die Kelten sind nicht immer die Urheber dieser Benennungen, sondern haben einige Namen schon aus dem Indogermanischen ererbt:

  • Mosel, seit dem römischen Historiker Tacitus (um 100 n.Chr.) als Mosella bekannt, ist wohl eine Verkleinerungsform zu Mosa, dem Namen der Maas (Meuse). Indo­germanisch kann der Name als *mod-sā- „triefender, fließender (= Fluss)“ erklärt werden, von der o-Stufe des indogermanischen *mad- „nass sein, triefen, fließen“.
  • Saar, beim römischen Dichter und Staatsmann Ausonius (4. Jh.n.Chr.) zum ersten Mal erwähnt, hieß Saravus und hängt vielleicht mit indogermanisch *ser- „rötlich“ (vgl. den Quellfluss „Rote Saar“) oder *ser- (?)/ *sreu- „fließen“ zusammen.
  • Prims, in einer Urkunde aus dem Jahr 949 Primantia, gehört zu indogermanisch *bhrem- und bedeutet wohl der „summende, tosende Fluss“.

Einige Gewässernamen haben Siedlungen, die an ihren Ufern lagen, den Namen gegeben wie zum Beispiel

  • Lösterbach zu indogermanisch *lū-starā- „schlammiger, schmutziger Bach“ , dazu auch Losheim, im Jahr 897 Losma, 1098 Losema, aus *Lu-samā „(Siedlung am) schlammigen, schmutzigen Bach“.
  • Wadern, Wedern und Wadrill gehören zusammen, Wadern wird um 950 als Waderella erwähnt, die beiden anderen 981 als Waderola. Sie gehen auf indogermanisch *vodrā zurück, das im Keltischen oder Galloromanischen zu *Vodrellā weitergebildet wurde. Die Namen bedeuten also einfach „Wasser“ und „(Siedlung am) Wasser“.

Neben den Gewässern waren auch andere landschaftliche Merkmale namenprägend:

  • Kell, im 10. Jh. Callido, von gallisch *kall-ēto- „(Siedlung im) Wald“, vgl. (alt)irisch caill, walisisch celli „Wäldchen, Hain“.
  • Kaisen, um 1200 Caisen von gallisch *kassano- „Eiche“, das direkt zu französisch chêne geführt hat.
  • Zewen, im 11. Jh. Cebennamons, von gallisch cebenna „Bergrücken“, derselbe Name liegt auch den französischen Cévennes zugrunde.

Wieder andere Orte sind nach dem Namen einer Person bezeichnet worden:

  • Merzig von gallisch *Marciācum „Siedlung des Markos oder Marcus“. Der Personenname kann gallisch Mărkos oder römisch Mārcus sein;
  • Tincrey (arr. Château-Salins) geht auf gallisch *Tincoriācum zurück, das von dem Personennamen Tincorius abgeleitet ist, einer romanisierten Form des gut gallischen Tincorix, wahrscheinlich einer Variante von Tancorix „Friedenskönig“.