Das moderne Menschenbild und die Grundlegung der Sozialwissenschaften

Neuer Aufsatz von Andrea Maurer

 Handbuch Menschenbilder, Hrsg. Michael Zichy. Springer VS, Wiesbaden.

Das moderne Menschenbild und die Grundlegung der Sozialwissenschaften
(Andrea Maurer)

Zusammenfassung

Die Prämisse vom vernunftfähigen, die soziale Welt konstituierenden Menschen hat das moderne Denken entscheidend inspiriert und die modernen Sozialwissenschaften fundiert. Bereits die Aufklärer haben die Arbeit mit Handlungsmodellen und -theorien erkenntnis- und sozialtheoretisch begründet. In Anlehnung an die Arbeiten von David Hume, Adam Smith und später denen von Max Weber und Karl Popper haben sich große Teile der Sozialwissenschaften als Erfahrungs- und Handlungswissenschaft entwickelt. Eines der zentralen Werkzeuge dafür sind Modelle menschlichen Handelns. Sie dienen dazu, soziale Zusammenhänge und Strukturen kausal als Folge individuellen Handelns zu erklären und auch praxisrelevante Gestaltungsvorschläge zu gewinnen. Vor allem zwischen der Ökonomie und der Soziologie haben sich dafür unterschiedliche methodologische Prinzipien und Funktionen von Handlungstheorien ausgebildet, die allerdings in den letzten Jahren auch wieder Konvergenzen erkennen lassen. Sowohl für die Wirtschaftswissenschaften als auch für die Soziologie und die Politikwissenschaft können die analytisch und heuristischen Stärken sowie der systematische Ausbau handlungsbasierter Erklärungen dargelegt werden. Damit regt die Debatte um Menschenbilder, Handlungsmodelle und Handlungstheorien auch wieder dazu an, über die Aufgaben und Möglichkeiten der Sozialwissenschaften fundiert nachzudenken.