Ein großer Schritt in die digitale Zukunft der Geschichtswissenschaft

Die Universität ist Teil eines Konsortiums im Rahmen der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur.

Das Konsortium „NFDI4Memory“ wird seine Arbeit am 1. März 2023 aufnehmen. Beteiligt sind elf Institutionen aus den Bereichen Wissenschaft, Forschungsinfrastruktur sowie Museen und Archive. Sie bringen große Erfahrung in der Nutzung digitaler Methoden mit. Sie werden von mehr als 70 Einrichtungen aus der gesamten Breite der historischen Forschung unterstützt. Gemeinsam beschäftigen sie sich mit Fragen der Datenqualität, Datenkonnektivität, Datenkompetenz und Datenkultur.

Kern historischen Arbeitens

Das Trierer Team wird von der Historikerin Prof. Dr. Ursula Lehmkuhl und Marina Lemaire vom Servicezentrum eSciences geleitet. Zusammen mit Prof. Dr. Stefan Schmunk von der Hochschule Darmstadt verantworten die Trierer Co-Sprecherinnen des Konsortiums den Arbeitsbereich „Datenkompetenz“. „Bei unserer Arbeit geht es um den Kern des historischen Arbeitens unter Bedingungen der Digitalität“, betont Professorin Ursula Lehmkuhl die Dimension der Aufgabe. Historiker und Historikerinnen müssen befähigt werden, historische Forschungsdaten unter Anwendung entsprechender Methoden und Verfahren zu sammeln, zu managen und nachhaltig zu archivieren. Auch der Umgang mit digitalen Werkzeugen zur Auswertung historischen Quellenmaterials gehört mittlerweile zum Alltag historischen Arbeitens.

„Unsere Arbeit wird auch der Ausbildung von historisch arbeitenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von morgen zugutekommen“, ist Professorin Ursula Lehmkuhl überzeugt. „Wir wollen die Vermittlung digitaler Kompetenzen in das Geschichtsstudium integrieren. Ich freue mich deshalb sehr, dass wir mit Prof. Dr. Matthias Busch, unserem neuen Vizepräsidenten für Lehre, einen ausgesprochenen Experten im Bereich der Erforschung der Herausforderungen historischen Lernens und Lehrens unter Bedingungen gesellschaftlicher Digitalität haben“, erklärt Ursula Lehmkuhl und ergänzt: „Perspektivisch dürften neben der klassischen historischen Quellenkritik bald auch Themen wie Algorithmuskritik in der historischen Propädeutik unterrichtet werden“.

Digitale Methoden integrieren

In der ersten fünfjährigen Förderphase sollen Kompetenzprofile für den Umgang mit Daten, zertifizierte Schulungskonzepte, sowie curriculare Standards für die Integration digitaler Methoden in die geschichtswissenschaftliche Lehre erarbeitet sowie Service- und Beratungsstellen eingerichtet werden. In Kooperation mit einem breiten Expertennetzwerk werden dazu die Herausforderungen und methodischen Auswirkungen der Digitalisierung auf die Geschichtswissenschaft kartiert und untersucht. Langfristig zielt das Konsortium darauf, die Kultur des historischen Arbeitens zu verändern. Es hat dafür den Arbeitsbereich „Datenkultur“ eingerichtet, an dem der Trierer Historiker Prof. Dr. Lutz Raphael in seiner Funktion als Vorsitzender des Verbands der Historiker und Historikerinnen Deutschlands als Co-Sprecher beteiligt ist.

Auf die Herausforderungen der Mitarbeit in dem Konsortium sehen sich die Beteiligten der Universität Trier gut vorbereitet. So setzen sich Forschende aus Trier seit langem als Mitglieder in Fachvereinigungen sowie in datenbezogenen Einrichtungen und Initiativen auf nationaler und internationaler Ebene mit der Thematik auseinander. Auch baut die Universität Trier seit fast 20 Jahren eigene Strukturen, Services und Anwendungen für das Management und die Publikation von Forschungsdaten in den Geisteswissenschaften auf und stellt sie auch für Forschungsprojekte jenseits der eigenen Einrichtung bereit.

Weitere Informationen: www.4memory.de

Kontakt
Prof. Dr. Ursula Lehmkuhl
Internationale Geschichte
E-Mail: lehmkuhl@uni-trier.de
Tel. +49 651 201-4101