History-Podcast „Porta“: Massaker in Namibia. Kommandeur aus Trier verübt einen Völkermord

Vor 120 Jahren wird im damaligen Südwest-Afrika, dem heutigen Namibia, an Herero und Nama ein Massaker verübt. Der verantwortliche Befehlshaber war zuvor Kommandeur in Trier.

Ab 1815 war das Exhaus in Trier Standort der preußischen Armee. 1904 startete von hier aus Generalleutnant Lothar von Trotha, Kommandeur der in Trier stationierten Division, zum kompromisslosen Vernichtungskrieg gegen die Herero und die Nama in Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia). Foto: Berthold Werner, Datenbank der Kulturgüter in der Region

Kaum vorstellbar heute, aber vor circa 150 Jahren war der Besitz von Kolonien sozusagen „angesagt“ bei den europäischen Großmächten: Frankreich, Großbritannien, Russland und auch Deutschland sahen darin eine Sicherung ihrer politischen und wirtschaftlichen Macht. Und diese Kolonien galt es zu schützen, mit Verträgen und militärischer Gewalt.

Auch Deutschland erwirbt Kolonien

In diesem Zeitalter des Imperialismus wird im Wettlauf um Afrika der Kontinent am Ende aufgeteilt, lediglich das (christliche) Kaiserreich Äthiopien und der von freigelassenen US-amerikanischen Sklaven gegründete Staat Liberia bleiben unabhängig. Das Deutsche Reich erwirbt so Territorien in Südwest- und Südostafrika als „Schutzgebiete“: Namibia, Tansania, Togo.

Die Kolonie Deutsch-Südwestafrika entstand auf Initiative eines Bremer Geschäftsmanns: Adolf Lüderitz erwarb 1883 Land an der Küste Namibias (gestorben 1886) und forderte kurz darauf erfolgreich den Schutz des Deutschen Reiches ein.

Doch nicht nur Militärs und Händler werden in Übersee aktiv und lassen sich teils sogar dauerhaft nieder. Missionare zieht es ebenfalls nach Afrika, darunter der in Trier mit ansässige Orden der sogenannten „Weißen Väter“ (Afrikamissionare), gegründet in Algerien 1868. Er will eine eigenständige afrikanische Kirche aufbauen, seine Mitglieder tragen eine Burnus-ähnlichr weiße Tracht (daher der Name).

Zugleich gelangen Waren aus Asien, Amerika und Afrika nach Deutschland und werden in „Kolonialwarenläden“ verkauft – eines davon war am Hauptmarkt in Trier angesiedelt, wo bis heute ein Werbeschild daran erinnert. Ein anderes gehörte dem bekannten Trierer Original Fischer Maathes.

»»»» Postcast starten

Aufstand in Namibia

In Namibia erheben sich 1904 die einheimischen Herero und Nama. Als sie nicht unterwerfen werden können, entsendet die Reichsregierung den General Lothar von Trotha, Kommandeur der Garnison in Trier, nach Namibia. Er zwingt die aufständischen Herero zur Flucht in die Omatheke-Wüste und unterbindet deren Versuche, Wasserstellen zu erreichen. Der eigenmächtig erteilte „Vernichtungsbefehl“ des Generals wird von der Reichsregierung zwar später zurückgenommen, von den circa 80.000 Herero überleben schließlich aber nur 20.000.

Unsere Gesprächspartnerinnen

Die Historikerin Eva Bischoff von der Universität Trier und die Juristin Christiana Kaup-Ijezie von der Afrikanischen Community Trier sind die Macherinnen eines einen neuen Rundgang in Trier, der am 15. November erneut stattfindet (Start 11 Uhr, an der Wissenschaftlichen Bibliothek/Stadtarchiv in der Weberbach 25). Die Organisatoren der Stadtführung „Trier Postkolonial“ bieten zusätzlich auch Führungen auf Anfrage an. Anmeldung und Kontakt: infoafrikanischecommunitytrierde.

Text: https://www.volksfreund.de/nachrichten/kultur/voelkermord-an-herero-general-von-trotha-war-kommandeur-in-trier_aid-136640341