Theater von Arles

Citharam iam poscit Apollo Victor. Architektur und Bauornamentik der Scaenae frons des augusteischen Theaters von Arles

Bearbeiter: Christophe Coulot, M.A.

Betreuer: Prof. Dr. Markus Trunk

Zusammenfassung:

Im Gegensatz zum benachbarten Amphitheater, dessen hervorragenden Erhaltungszustand Jahr für Jahr eine Schar von Touristen bestaunt, wirkt das nur noch geringfügig erhaltene römische Theater [Abb. 1] wie ein verlassener „Ruinengarten“, in dem sich die Besucher gerne aufhalten und zwischen den alten Steinen flanieren [Abb. 2]. Gewiss versucht die städtische Denkmalpflegebehörde seit vielen Jahren, den antiken Bau als kulturelle Stätte zu vermarkten; zahlreiche Restaurierungsmaßnahmen von Cavea und Bühnenbereich, die aus Sicht mancher Archäologen nicht unproblematisch sind, erfolgten daher in letzter Zeit.

Abb. 1: Arles, Theater: Blick nach Westen von der Cavea auf das Bühnengebäude (Foto: C. Coulot).
Abb. 2: Arles, Theater: Blick nach Süden auf das Lapidarium (Foto: C. Coulot).

Ziel der Dissertation ist es, anhand der im Katalog aufgenommenen Blöcke, die rein typologisch dem augusteischen Theater von Arles zugeordnet werden können, die Architektur und Bauornamentik seiner – im Gegensatz zum Theater von Orange – nicht mehr vorhandenen Scaenae frons zu untersuchen. Nach einem ersten Kapitel, in dem zusammenfassend der topographische Kontext der Colonia Iulia Paterna Arelate Sextanorum und ihres Theaters zu Beginn der augusteischen Zeit geschildert sowie die Forschungsgeschichte des Schauspielbaus bis zu seiner Freilegung im 19. Jh. skizziert wird [Abb. 3], werden in einem weiteren Kapitel die einzelnen Bauglieder des Theaters beschrieben und der Bau selbst durch Vergleiche typologisch eingeordnet. Das folgende vierte Kapitel bildet den eigentlichen Kern der Arbeit: In diesem wird vorerst der Grundriss der Scaenae frons anhand ihres noch erhaltenen Fundamentes sowie den wenigen älteren Grundrissen, die noch zur Verfügung stehen, sorgfältig beschrieben und typologisch eingeordnet; ein weiteres Unterkapitel beschäftigt sich mit der Untersuchung der im Katalog beschriebenen Bauglieder [Abb. 4 und 5] und deren zeitlicher Einordnung. Diese Untersuchung soll zu einer hypothetischen Rekonstruktion der Scaenae frons führen [Abb. 6]. Zusätzlich wird die bereits in mehreren Publikationen gut erforschte Bauplastik in Bezug zur Architektur der Scaenae frons gesetzt: Dabei geht es vor allem um die Frage nach der Aufstellung der Skulpturen und Altäre im Theater sowie die Problematik ihrer Sichtbarkeit. Das letzte Kapitel widmet sich den beiden augusteischen Baukomplexen von Arles, dem Theater und dem Forum, als architektonischem Ausdruck der kaiserlichen Friedenspolitik und Propaganda der Jahre 29-26 v. Chr., deren Erfolg einst die augusteischen Dichter Vergil, Ovid, Properz und Tibull besangen.

Abb. 4: Arles, Theater: Kranzgesims-Fragment (Kat.-Nr. MDAA.KG.0001) (©Foto: C. Coulot).
Abb. 5: Arles, Theater: Profil zweier Kranzgesimse (Kat.-Nr. MDAA.KG.0002 [r.] und MDAA.KG.0003 [l.]). Maßstab 1 : 5 (©C. Coulot).
Abb. 6: Arles, Längsschnitt des rekonstruierten Theaters. Maßstab 1 : 250 (©C. Coulot).

In einem „interdisziplinären Projekt“ in Kooperation mit Studierenden der Hochschule Rhein-Waal in Kamp-Lintfort (Prof. Dr. Frank Zimmer, Fakultät Kommunikation und Umwelt) entsteht derzeit eine 3D-Modellierung des augusteischen Theaters [Abb. 7], die auf den aktuellen archäologischen Erkenntnissen des Dissertationsprojektes basiert.