Dr. Kim Björn Becker - Poträtfoto
Foto: © F.A.Z./Helmut Fricke

Dr. Kim Björn Becker

Politischer Redakteur, Frankfurter Allgemeine Zeitung

Warum Kunstgeschichte?
Dazu gibt es eine lange – nein, eine sehr lange - Vorgeschichte, die Kurzfassung geht in etwa so: Das Magister-Hauptfach Politikwissenschaft stand bereits fest, ebenso der Berufswunsch Politikjournalist, offen waren nur die Nebenfächer. Ich wollte etwas studieren, das mich interessiert und mit dem ich nach dem Abschluss noch etwas anfangen kann. Da dachte ich, Kunstgeschichte und Italienisch wäre doch was – da geht man, was die Kunstgeschichte betrifft, für den Rest seines Lebens mit einem etwas anderen Blick durch die Museen, und auch wenn man mal keine Ahnung hat, schnappt man in fünf Jahren Studium doch wohl genügend Techniken und Vokabeln auf, damit das zumindest keinem auffällt. Das Studium in Trier hat meine Erwartungen dann sogar übertroffen.

Was mache ich heute?
Als Politischer Redakteur schreibe bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über deutsche Innenpolitik. Nach dem Magisterexamen habe ich, ebenfalls in Trier, eine Promotion im Fach Politikwissenschaft begonnen und parallel bei der Süddeutschen Zeitung in München volontiert. Nach der zweijährigen Redakteursausbildung wurde ich Redakteur für Innenpolitik in München. In dieser Zeit kam dann auch das Promotionsverfahren zu einem Abschluss, doch noch. Seit Anfang 2018 lebe und arbeite ich in Frankfurt am Main. Im Beruf hilft mir die Kunstgeschichte jetzt sogar in ausgewählten Momenten: Als Politikjournalist hat man ja das Privileg, von Zeit zu Zeit das Büro eines Ministers oder eines anderen Spitzenpolitikers zu betreten. Bevor es ans Interview geht, sind die Bilder an der Wand ein gern gewähltes Gesprächsthema. Übrigens hängen sich die meisten Abgeordneten – jedenfalls die, die ich kenne - Werke von Künstlern aus ihrem Wahlkreis hin.

Tipps für Studierende
Wer das Glück hat, früh zu wissen, wohin die Reise gehen soll, ist klar im Vorteil. Wer das nicht weiß, und das ist ja meist die Mehrheit, tut gut daran, sich früh und intensiv mit der Frage zu beschäftigen. Denn je zielgerichteter der Weg ist, desto besser – das gilt insbesondere bei Studienfächern, die in Berufe münden, in denen es eher mehr Bewerber als freie Stellen gibt. Gleichzeitig sollten Sie sich aber auch nicht verrückt machen lassen; ein oder zwei (und bevor Sie mich jetzt für einen Spießer halten: auch drei, vier oder fünf) Semester länger zu studieren als vorgesehen, ist gewiss kein Makel, solange man die Zeit gut nutzt – sei es für ein längeres Praktikum, für einen Nebenjob, fürs Hineinschauen in andere Fächer. Und auch wenn es fast immer hilft, strategisch vorzugehen, ist doch der beste Rat: Tun Sie, was Ihnen Freude macht – denn Menschen, die etwas aus Leidenschaft tun, sind meist gut darin, ohne dass es ihnen eine besondere Anstrengung ist. Anstrengen muss man sich dann natürlich trotzdem, doch das ist wieder etwas anderes.