Exkursionen

Die zahlreichen Exkursionen und Ortstermine tragen zur besonderen Attraktivität des Studiums der Kunstgeschichte an der Universität Trier bei. Vor den Originalen werden so ganz neue Einsichten gewonnen. Exkursionen erlauben es, die Studierenden einerseits mit zentralen Arbeitsfeldern der Disziplin, mit weiteren Vertreterinnen und Vertretern der Museumsberufe, der Denkmalpflegeinstitutionen etc. bekannt zu machen und sie andererseits an die Analyse von und die Arbeit mit Originalen heranzuführen.

 

 

Exkursion "Französische Renaissance" 2023

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(Fotos (C) Andreas Thull)

Exkursionsbericht

Im Anschluss an das Seminar „Kunst der Macht – Macht der Kunst. Französische Renaissance“, welches im Wintersemester 2022/23 gelehrt wurde, reiste ein Dutzend Studierende mit JProf. Dr. Markus Rath, dem Dozenten der Veranstaltung, sowie Andreas Thull, dem Fotografen des Fachs  Kunstgeschichte, vom 14. bis zum 18. Februar zu einer großen Exkursion nach Reims, Fontainebleau, Écouen und Chantilly.

Dienstag morgens waren zwei kleine Reisebusse von Trier aus in Richtung Frankreich aufgebrochen und transportierten einen Haufen Gepäck sowie die zwölf Exkursionsteilnehmer:innen sicher bis nach Reims. Der erste Stopp, ein Besuch der berühmten Kathedrale, diente nicht unbedingt als Exkurs in die Epoche der Gotik, sondern ließ sich vielmehr als Auftakt in die Beobachtung eines Kunsttransfers verstehen. Kreuzrippengewölbe, Archivolten(figuren), Fialen, Krabben, Kämpferlinie, Couronnement, Dreipass – nur eine kleine Auswahl an gotischen Elementen, die sich an und in der Reims Kathedrale finden lassen. Die Lerninhalte begrenzten sich daher nicht nur auf das Curriculum des Seminars, sondern festigten durch praktische Observation das Gelernte aus dem Propädeutikum der Architektur. Gotik wie auch „rinascita“ als Begriffe finden ihre Ursprünge in der italienischen Renaissancetheorie. Dass Monarchen, wie Franz I. und Heinrich II., eine Verschmelzung der Kunstformen zur eigenen emblematischen Inszenierung nutzten, sollte die Exkursion beispielhaft veranschaulichen. So offenbarte sich der Leitspruch des Seminars „Kunst der Macht – Macht der Kunst“ auch in den italienischen Kunst- und Künstlerimporten, den Werken der Schule von Fontainebleau oder der vielschichtigen Bedeutung der Medici.

Nachdem wir uns noch ein wenig in der Sonne auf der Platte vor der Kathedrale entspannt hatten, reisten wir weiter zu unserer ersten Unterkunft. In Fontainebleau galt es an diesem Abend nur noch libanesisches Essen zu genießen und einen Blick auf die morgige Sehenswürdigkeit durch die Dunkelheit zu erhaschen.

Am zweiten Tag widmeten wir unsere Aufmerksamkeit dem Schloss Fontainebleau. Mit über 1500 Zimmern bot die weitläufige Anlage des möblierten Châteaus, das eine eigene Kunstgeschichte der Innenausstattung birgt. So facettenreich wie die Exkursion selbst waren auch die Referate der Kommiliton:innen. Von der Baugeschichte und Architektur, über den bedeutendsten Repräsentationsraum Franz I. – die „Grande Galerie“ –, bis hin zur Ikonographie eben jener Räumlichkeit sprach man ausführlich auch über die Seminarinhalte hinaus. Die Besichtigung der Galerie eröffnete aufgrund dem ihr zugeschriebenen profanen und mythologischen Kosmos einen ebenso ausgeprägten Raum für die Diskussion der politischen Relevanz in den verschiedensten Kunstgattungen. Zusätzlich blieb Zeit, um durch die riesige Schlossanlage zu schlendern, individuelle Schwerpunkte zu setzen und in Ruhe das Gelernte zu reflektieren. Der Ballsaal und die Chambre de la Duchesse d’Étampes waren besonders eindrucksvoll und eröffneten ebenfalls eine Konversation über das zeitgenössische Ideal des ‚manieristischen‘ Körpers.

Das Schloss in Écouen war  unser nächstes Ziel. Vor allem schmeichelte das Musée national de la Renaissance mit einer ruhigen Atmosphäre. Wir mussten das Museum mit nur wenigen Besucher:innen teilen. Besonders einprägsam gestaltete sich daher die Betrachtung der ausgestellten Tapisserien, auch Raritäten, wie bspw. Ledertapeten, und Keramiken. Die Emaillekunst stellte das politische Verhältnis sowie den Kunsttransfer zwischen Orient und Okzident dar. Ob eine Korallenstatue oder ein Uhrenschiff mit ausgeklügelter Mechanik – die Ausstellung des Schlosses Écouen überraschte mit ästhetischen, materiellen und technischen Innovationen und zeigte verschiedenste Formen der Bildenden Künste auf.

Zuletzt besuchten wir das Schloss Chantilly mit dem Musée Condé. Die Schlossanlage, mit einer weit zurückgreifenden Geschichte, beherbergt eine große Ausstellung von Kunstobjekten, die seit dem 19. Jh. testamentarisch durch Henri d‘Orléans festgelegt und unveränderbar ist. Für uns waren vor allem die Repräsentationsmalereien von Franz I. und Gemälde von Jean und François Clouet  interessant. Auch konnten wir Werke aus der Schule von Fontainebleau, wie bspw. die Schutzmantelmadonna der Familie Cadard von Enguerrand Quarton, betrachten. Aber auch eine tiefgreifende Auseinandersetzung mit einem weiblichen Aktporträt aus der Schule von Fontainebleau, dessen Wurzeln in der italienischen Kunst liegen [Brustbild?], konnte vor dem Original stattfinden. In dem Gemälde „Gabrielle d‘Estrées au Bain“ wird der weibliche Leib als artifizialisierter und fragmentierter Körper inszeniert. Viele Ausstellungsstücke der Porträtgalerie stammen aus Katharina de Medicis Sammlung, zudem gilt sie als eine der größten Grafiksammlungen der Renaissance! Das Cabinet des Clouet in Chantilly vollendete unseren Besuch und diente einigen Studierenden auch als ein Appetithäppchen für das Seminar „Das Selbstporträt. Bildliche und schriftliche Selbstzeugnisse in der Kunst“, welches in diesem Sommersemester (2023) von Herrn Rath angeboten wird.

Den letzten Abend verbrachten wir alle mit einem leckeren Abendessen in einer gemütlichen Crêperie. In einem gemächlichen Tempo reisten wir am nächsten Tag aus Frankreich ab und ließen uns von Herrn Rath und Andreas Thull wieder sicher nach Hause kutschieren. Eine kleine Reise nahm ihr Ende. Für die meisten war es die erste Exkursion gewesen, doch Folgendes war nun klar geworden:

Exkursionen leben von Neugierde und der Bereitschaft zu lernen. Durch Förderung des Faches wird eine erlebnisreiche Reise erschwinglich und ermöglicht ein Bildungs- und Lehrangebot, bei welchem Kontakte zwischen Studierenden geknüpft, Sprachkenntnisse unter Beweis gestellt und Lerninhalte auf besonders einprägsame Art vor den Originalen erprobt werden können.

Emilie Drees und Alina Prüfer

 

 

 

Exkursion 2022: Südfrankreich 

Unter der Leitung von Dr. Stephan Brakensiek, Dr. Andrea Diederichs und Dorothee Fischer, M.A. bereiste ein Dutzend Studierender vom 27. September bis zum 4. Oktober 2022 den Süden Frankreichs. 

Nachfolgend finden sich einige Impressionen der abwechslunsgreichen Fahrt von Andreas Thull, Fotograf des Faches, sowie ein Bericht von Anna Bilstein, einer teilnehmenden Studentin:

„Die beste Bildung findet ein gescheiter Mensch auf Reisen“, schreibt Goethe in seinem Werk Wilhelm Meisters Lehrjahre (1795/96). Auf der Südfrankreich-Exkursion des Faches Kunstgeschichte an der Universität Trier hat sich dieser Auszug bewahrheitet –– gerade hier zeigte sich wieder die Besonderheit des Faches, eine Kunstgeschichte am tatsächlichen Objekt erleben zu können. Den Studierenden wurde eine ganze Bandbreite künstlerischen Schaffens geboten, vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart. 15 Objekte waren die Stationen der Exkursion, darunter die Abbaye Fontenay bei Montbard, die Chapelle des Moines in Berzé-la-Ville, das LUMA in Arles, der Papstpalast in Avignon, das MUCEM in Marseille, die Fondation Carmignac auf der Île de Porquerolles oder das Musée des Beaux-Arts in Dijon. Es war eine große Bereicherung, eine solche Fülle von Objekten direkt vor Augen zu haben. Mit den originalen Kunstwerken in Reichweite übten die DozentInnen mit ihren StudentInnen täglich die Rezeption von Kunstwerken: Aus welchen Blickwinkeln sind sie zu betrachten, zu bewerten, und (auch) zu hinterfragen. Wichtig war auch die gemeinsame Diskussion über die Werke, die dazu beitrug, die Kunstwerke lesen zu lernen. Mit insgesamt über 20 Referatsthemen war das Programm zwar anspruchsvoll, ließ aber auch dem Savoir-Vivre, dem französischen Lebensgefühl, seinen Raum. Seien es die frisch gebackenen Croissants einer Patisserie in Cluny, die Picknicks mit Baguette, Wein, Käse und Macarons in Arles oder die Fisch-Restaurants in Marseille –– für alle TeilnehmerInnen war das Richtige dabei.

Aus dem schützenden Raum der Universität Trier herausgetreten, haben die StudentInnen mit den DozentInnen also sowohl die Kunstgeschichte als auch das Land Frankreich hautnah erlebt –– und somit eine Reise, die die beste Bildung für sie bereitgestellt hat."

von Anna Bilstein, teilnehmende Studentin

 

 

Impressionen Exkursion Südfrankreich 2022 (Fotos (C) Andreas Thull)

 

 

 

 

Impressionen Exkursion Bodensee 2021

Bodenseeexkursion 2021 - © Andreas Thull
Bodenseeexkursion 2021 - © Andreas Thull
Bodenseeexkursion 2021 - © Andreas Thull
Bodenseeexkursion 2021 - © Andreas Thull
Bodenseeexkursion 2021 - © Andreas Thull
Bodenseeexkursion 2021 - © Andreas Thull