Ziel ist es, herauszufinden, welche Arten von Bildern und Videos jeweils eine bestimmte Wirkung auf Betrachtende in Deutschland ohne Vorbelastung durch Kriegs- oder Fluchttrauma haben. Dabei analysiert die Medienwissenschaftlerin mit ihrem Team Material über den Ukraine- und den Gaza-Krieg. Vornehmlich werden Medien online untersucht.
„Schon nach drei Wochen hatten wir über 400 Bilder gesammelt“, lässt Mitarbeiter Dr. Patrick Nehls die Größe der Aufgabe erkennen. Das Sammeln von Material ist aber nur der erste Schritt. Im Anschluss lassen die Forschenden Versuchspersonen Bilder ansehen und bewerten. Dabei verfolgt das Trierer Team einen neuen Ansatz. Die Teilnehmenden sollen nämlich auch die Gründe für ihre Bewertung erläutern. So erfahren die Forschenden, wie individuelle Vorgeschichten und Assoziationen zu den jeweiligen Einschätzungen führen.
„Im dritten Schritt suchen wir nach gemeinsamen Faktoren von Bildern, die ähnliche Wirkung haben, um Kategorien zu entwickeln“, führt Marion Müller aus. Dabei spielen auch die Gestaltungsebene und das jeweilige Medium eine Rolle. „Auf Social Media funktionieren zum Beispiel eher Nahaufnahmen von Gesichtern, während Fernsehen und Printmedien eher größere Szenen einfangen“, so Müller.
Praktische Anwendung in Medien & Therapie
Die Ergebnisse des Projektes könnten zum einen dazu dienen, Richtlinien für die Bildnutzung im Journalismus zu erstellen. „Wenn bestimmte Bildkategorien sich als besonders belastend erweisen, sollten Medien auf diese vielleicht besser verzichten“, meint die Medienwissenschaftlerin.
Eine weitere praktische Anwendung ist die Traumatherapie, etwa von Militärangehörigen. Denn ab einem gewissen Zeitpunkt in der Therapie kommt es zur Konfrontation mit dem Trauma. Hier könnte ermittelt werden, welche Art von Bildern dabei besonders hilfreich sind.
Neben der klassischen könnte auch die KI-gesteuerte Therapie vom Trierer Projekt profitieren. „Studien zeigen, dass Probanden gegenüber einer KI weniger Scham haben und offener sprechen. Außerdem ist ein KI-Avatar nicht an Behandlungszeiten und Termine gebunden“, benennt Marion Müller die Vorteile der neuen Technologie. „Solchen KI-Systemen könnten auf Basis unserer Ergebnisse mit passenderen Bild-Typen arbeiten.“