MEDIENKULTURANALYSE ALS GESELLSCHAFTSANALYSE

Ausgangspunkt für Lehre und Forschung an dieser Professur ist die Feststellung, dass sich gesellschaftliche Normen, Werte, Themen, Diskurse und Konfliktlinien besonders deutlich im Feld der (populären) Kultur artikulieren und sich genau hier soziale Aushandlungs- und Transformationsprozesse gewinnbringend untersuchen lassen. Eine besondere Rolle kommt hierbei den (digitalen) Kulturmedien zu, insofern sie für die Öffentlichkeit einflussreiche Sinn- und Identifikationsangebote bereitstellen, die einerseits aus gesellschaftlichen Wissensbeständen schöpfen, andererseits mit ihren Konstruktionen über die Rezeption und Medienaneignung wieder auf die Orientierungen und Praktiken rückwirken können. Spannende Fragen, die sich aus dieser wechselseitigen Bezogenheit von Gesellschaft, Medien und Akteur*innen ergeben, zielen dann u.a. auf die Repräsentation und Aushandlung von Gesellschaftsthemen wie Rassismus, Migration und Geschlecht in visuellen und audiovisuellen Medien sowie die Art und Weise, wie sie in der soziokulturellen Anschlusskommunikation (von den Social Media bis zum Feuilletontext) behandelt werden oder aber in speziellen Gruppen (Szenen, Subkulturen, digitale Neo-Gemeinschaften) Verarbeitung finden.

Forschungsschwerpunkte

Ein besonderer Fokus der Professur liegt auf der Frage, wie sich gesellschaftliche Transformation im Feld der Medienkultur artikuliert und welche theoretischen, insbesondere aber methodisch-qualitativen Zugänge, der Analyse dienlich sind. Kennzeichnet sich die Gegenwartsgesellschaft u.a. durch einen intensiv debattierten Zuwachs an ethnisch-kultureller Diversität (Migration, Flucht) und geschlechtlich-sexueller Diversität (veränderte Geschlechterbilder, neuere Lebensformen- und Praktiken), so findet sich dieser Wandel nicht nur in Unterhaltungsangeboten wie Spielfilmen, Musikvideos und Serien, sondern auch in journalistischen Berichterstattungen. Die kommunikativen Resonanzen, die diese Medien im Zeitalter eines erneuten Strukturwandels der Öffentlichkeit erzeugen, eignen sich dann ebenso für gezielte Analysen, die Verfasstheiten der Gegenwartsgesellschaft – d.h. Polarisierungen und Affekte, aber auch Dynamiken und Beharrungskräfte – aufzeigen können.

Mediensoziologie studieren: Schwerpunkte in der Lehre

In der Lehre vermitteln wir theoretische und methodische Kompetenzen für die Analyse medialer Produkte (insbes. Filme, Musikvideos, Serien, Social-Media- und Netzformate, Werbebilder), angrenzender Diskurse sowie Prozessen der Medienrezeption. Im Zentrum stehen hierbei die qualitativen Methoden der empirischen Sozialforschung, wobei ein besonderes Augenmerk auf neueren Methoden (Visuelle und Audiovisuelle Grounded Theory Methodologie, soziologische Film- und Fernsehanalyse) liegt, aber auch klassische Erhebungsmethoden (insbes. Interviews) und Auswertungsverfahren (Grounded Theory Methodologie, Dokumentarische Methode, Diskursanalyse) zum Zug kommen. Die theoretischen Schwerpunkte liegen bei uns im Bereich der visuellen Soziologie, des Symbolischen Interaktionismus und Strukturalismus sowie den Cultural Studies und Teilen der soziologischen Zeitdiagnose.

 


Profilfoto Marc Dietrich
rundes Portrait Heidi Süß
Foto Jacqueline Geib

Aktuelles aus der Professur

  • Seit dem 01.12.2023 ist Dr. Heidi Süß wissenschaftliche Mitarbeiterin/Postdoc im Fachbereich IV Soziologie. Die von ihr angebotenen Lehrveranstaltungen finden ab dem Sommersemester 2024 statt. Angemeldete Teilnehmer:innen erhalten Materialien und Informationen vorab per Mail oder auf Stud.Ip. Die Modalitäten der nachzuholenden Sitzungen werden im Rahmen der Veranstaltungen besprochen.

  • Anlässlich der Veröffentlichung des Buchs "Rap & Rassismus: Zur Aushandlung von Rassismus in Musikvideos, (Szene-)Medien und Social Media" findet am 9.11.2023 um 18:00 Uhr ein moderiertes Gespräch im Gästeraum der Universität mit Marc Dietrich und Heidi Süß statt. Das Buch basiert auf einem dreijährigen DFG-Projekt. Interessierte sind herzlich eingeladen!

  • Soeben ist bei Beltz/Juventa die Monografie "Rap & Rassismus: Zur Aushandlung von Rassismus in Musikvideos, (Szene-)Medien und Social Media" von Marc Dietrich und Heidi Süß erschienen. Das auf einem DFG-Projekt basierende Buch befasst sich mit der Art und Weise, wie Rassismus im deutschsprachigen Rap thematisiert und ausgehandelt wird, wobei nicht nur Musikvideos (von Advanced Chemistry bis OG Keemo) untersucht wurden, sondern auch YouTube-Kommentare und Beiträge in Szenemedien und dem Feuilleton. Mehr dazu lesen Sie hier.

  • Aufgrund eines Stellenwechsels entfallen die für das Sommersemester 2023 geplanten Veranstaltungen von Dr. Gerrit Fröhlich. Begonnene Abschlussarbeiten können in jedem Fall regulär beendet werden.
  • Seit dem 01.12.2021 wird die Professur von PD Dr. Marc Dietrich vertreten. Die von ihm angebotenen Lehrveranstaltungen finden ebenfalls ab diesem Zeitpunkt statt. Angemeldete Teilnehmer:innen erhalten Materialien und Informationen vorab per Mail oder auf Stud.Ip. Die Modalitäten der nachzuholenden Sitzungen werden im Rahmen der Veranstaltungen besprochen.