Sommerakademie in Antalya/Kemer

vom 14.-28. September 2003

 

Vom 14. bis 28. September 2003 fand in Antalya/Kemer die von der Kültür-Universität Istanbul (Prof. Dr. Bahri Öztürk), der Universität Trier (Prof. Dr. Hans-Heiner Kühne) und dem DAAD organisierte Sommerakademie zum Thema „Menschenrechte und ihre Berücksichtigung im Kontext von Zivilrecht, Verwaltungsrecht und Strafrecht“ statt. Die Akademie verstand sich als Fortsetzung der Veranstaltung aus dem letzten Jahr in Gümüldür/Izmir und sollte die dort gewonnenen Erkenntnisse zum Einfluss der Menschenrechte auf das nationale Recht vertiefen.

Das Renommee der Veranstaltung in der Türkei wird zusätzlich dadurch belegt, dass in diesem Jahr zehn türkische Universitäten ihre Studenten entsandten – sicherlich auch als Reaktion auf den Erfolg der ersten Sommerakademie in Izmir/Gümüldür im vergangenen Jahr. Von deutscher Seite nahmen insgesamt 20 Studierende der Universitäten Gießen, Osnabrück, Leipzig, FU Berlin und Trier teil.

Wie schon im Vorjahr bestand der wesentliche Teil des Programms für die Studenten in der Erarbeitung eines Referates zum europäischen Menschenrechtsschutz unter der Aufsicht der Assistenten und Professoren. Um eine vertiefte Auseinandersetzung mit den menschenrechtlichen Problemen zu gewährleisten, wurden Arbeitsgruppen für die Rechtsgebiete Strafvollzug, Strafrecht, Zivilrecht und Öffentliches Recht gebildet. Eine Herausforderung stellte die Aufgabe dar, alle studentischen Referate im Rahmen einer eigenen Tagungsorganisation einem größeren Auditorium vorzustellen und dabei auch die mitunter erforderliche Übersetzung zu gewährleisten.

Im Rahmen des 14-tägigen Zusammenlebens bildeten sich zahlreiche informelle Diskussionskreise, in denen Einzelprobleme aus den Vorträgen aufgearbeitet wurden. Polizei und Justiz – darunter Repräsentanten der Staatsanwaltschaft und des Yargetay (Oberster Gerichtshof) – waren auf der diesjährigen Veranstaltung ebenfalls vertreten. Der Polizeipräsident von Antalya hatte sich kurzfristig auf Anfrage bereit erklärt, den ausländischen Teilnehmern das Polizeipräsidium einschließlich der Arrest- und Vernehmungszellen vorzuführen.

Schon im Vorfeld der Veranstaltung war ins Auge gefasst worden, auch die Praxis des türkischen Strafvollzugs genauer zu betrachten. Zu diesem Zweck hatte Prof. Dr. Hans-Dieter Schwind vom niedersächsischen Justizministerium zwei Führungsbeamte des niedersächsischen Strafvollzugs als Tagungsteilnehmer eingeladen, die Kontakt zum türkischen Strafvollzug herstellen sollten. Unter Vermittlung von Prof. Dr. Timur Demirbas (Istanbul) kam sogar der Besuch der Strafvollzugsanstalt in Antalya zustande. Dies war um so bemerkenswerter, als die Türkei trotz oder gerade wegen der vielfältigen Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen im Strafvollzug sehr zurückhaltend ist, den Strafvollzug gegenüber Augen Fremder zu öffnen.

Auf der Abschlussveranstaltung referierten der Generalstaatsanwalt beim OLG Frankfurt Dieter Anders und Prof. Dr. Johann Gerlach als Vertreter des DAAD. Die beiden Vorträge fassten die Implementierungsprobleme des Menschenrechtsschutzes im nationalen Recht zusammen und stellten sie in einen breiteren wissenschaftlichen Zusammenhang.

Trotz der Enge des Programms hatten alle Teilnehmer hinreichend Zeit und Gelegenheit, einander kennen zu lernen, Freundschaften zu schließen und weitere Kontakte zu planen. Am Wochenende fuhren die Teilnehmer mit einem Boot von Kemer nach Phaselis, einer alten, ehemals persischen Stadtgründung, die zwischen 300 v. Chr. und 400 n. Chr. als Handels- und Militärhafen große Bedeutung im dortigen Seeraum hatte.

Prof. Dr. Hans-Heiner Kühne