Vortragsreihe Wintersemester 2015/16 - "Kulturen und Politiken der Sinneswahrnehmung"

 

Öffentliche Vortragsreihe des Centrums für Postcolonial und Gender Studies (CePoG) der Universität Trier

Wintersemester 2015/16                                                                                                                          [18.12.2015 - 12.01.2016]

Veranstaltungsorganisation: Jun.-Prof. Dr. Franziska Bergmann

"Kulturen und Politiken der Sinneswahrnehmung"

Sehen, Schmecken, Riechen, Hören und Fühlen stellen nicht nur Forschungsgegenstände der Biologie und Psychologie dar, sondern wurden in den vergangenen Jahren zunehmend auch von den Kulturwissenschaften in den Blick genommen. Angestoßen durch das im angloamerikanischen Raum bereits etablierte interdisziplinäre Feld der Sensory Studies, dessen wesentliche Impulsgeber die Ethnologie und Anthropologie sind, folgen neuere Forschungen zur Sinneswahrnehmung überwiegend einem konstruktivistischen Ansatz und gehen von der soziokulturellen Verfasstheit des Sensorischen aus. Auf Grundlage dieser Neuperspektivierung lassen sich Sinneswahrnehmungen als ein Phänomen beschreiben, das über eine Historie verfügt und als Politikum stets divergierenden Machtstrukturen unterworfen ist.

 

In Westeuropa sind beispielsweise Fragen danach, wer Wahrnehmungssubjekt bzw. Wahrnehmungsobjekt ist, wer wen wie anschauen darf, wer wie riecht, wem erlaubt ist, sein Gegenüber zu berühren oder in welcher Weise wessen äußeres Erscheinungsbild gestaltet sein soll, Bestandteil einer entlang geschlechtlicher und ethnisierter Identitätsgrenzen organisierten Geschichte der Sinne. Dass Geschlecht und Ethnizität dabei stets auf komplexe Weise miteinander verschränkt sind, zeigt sich unter anderem in einer spezifischen Codierung des Blicks, wird doch seit der Aufklärung die mit Autorität, Macht und Erkenntnis assoziierte Position des Betrachters vorzugsweise als europäisch-männliche Position entworfen. In der Geschichte des Olfaktorischen findet sich ebenfalls ein aufschlussreiches Beispiel, anhand dessen sich der Zusammenhang zwischen Sinneswahrnehmung, Geschlecht und Ethnizität deutlich machen lässt. So konnten Sander Gilman zufolge medizinische und anthropologische Diskurse um 1900 Frauen und Juden einen strukturell homologen Ort innerhalb der europäischen Wissensordnung zuweisen, indem weibliche und jüdische Körper gleichermaßen aufgrund ihres vermeintlich unangenehmen Geruchs als krankhaft und minderwertig markiert wurden.

 

Die Vortragsreihe wird vor diesem Hintergrund Ansätze aus dem Bereich der Genderforschung und der Critical Race Studies mit Perspektiven der Sensory Studies in einen fruchtbaren Dialog bringen, um zu fragen, wie Konstruktionen geschlechtlicher und ethnisierter Identität an die Regulierung und die Semantisierung des Sensorischen gekoppelt sind.

 

Terminübersicht

 

Mittwoch, 18. November 2015, Raum A 7, 18 Uhr c. t.

Prof. Dr. Robert Jütte (Stuttgart)

Die fünf Sinne und die Folgen der industriellen

Revolution. Der Einfluss der Urbanisierung

und Technisierung auf die sinnliche Wahrnehmung

 

Mittwoch, 16. Dezember 2015, Raum A 7, 18 Uhr c. t.

Jun.-Prof. Dr. Thomas Wortmann (Mannheim)

Bagdad, Blicke. Visualität und

Geschlechterkonfigurationen

in Kathryn Bigelows Hurt Locker

 

Dienstag, 12. Januar 2016, Raum A 11, 18 Uhr c. t.

Jun.-Prof. Dr. Jenny Schrödl (Berlin)

Politiken des Akustischen in Theater und Performance

 

Interessierte Zuhörer*innen sind herzlich willkommen!

 

Kontakt:

Jun.-Prof. Dr. Franziska Bergmann

Universität Trier


FB II Germanistik


Neuere deutsche Literaturwissenschaft


D-54286 Trier


bergmannf@uni-trier.de

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