Bernd Elzer

Männliche Identität(en) zwischen Zentrum und Peripherie:
Zur Repräsentation/Konstruktion von Maskulinität und Alterität in und durch amerikanische Populärgenres des 19. und 20. Jahrhunderts

(Arbeitstitel)

In meinem Dissertationsvorhaben wende ich mich dem empfindsamen Roman (sentimental novel) um die Mitte des 19. Jahrhunderts und dem Hollywood-Melodram der 1950er Jahre unter dem Aspekt der Repräsentation/Konstruktion von Maskulinität und ethnischer bzw. kultureller Alterität zu. Bei beiden Gattungen handelt es sich um (zu ihrer Zeit) äußerst populäre Genres, die, um die "Gefühlsstruktur" (R. Williams) ihrer Publika zu treffen, vordergründig dominante Diskurse widerspiegeln, parallel dazu aber auch marginalisierte Stimmen zu Wort kommen lassen. Dabei sind es vor allem Geschlechterrollen und -identitäten, die in den betreffenden Texten immer wieder im Zentrum stehen, während die Repräsentation ethnischer bzw. kultureller Alterität eher als Randphänomen zu bezeichnen ist. Nichtsdestotrotz sind es gerade die punktuellen Überschneidungen zwischen Gender und Ethnizität, die auf subtile Weise die Konstitution des männlichen Subjekts in Differenz zu dominanter Maskulinität einerseits und marginalisierten Anderen andererseits verdeutlichen.
So finden sich in den generischen Texten auch Repräsentationen/Konstruktionen alternativer, nicht-dominanter Maskulinität. Diese sind aufgrund der Kommerzialität der Genres selten weit von den in der Gesellschaft existenten Konstrukten entfernt und geben somit Aufschluss über die potentielle Diversität von Maskulinitäten und Alteritäten der jeweiligen Epoche. Gleichzeitig können die literarischen und diegetischen Repräsentationen auch bestehende, dichotome Konzepte aufweichen bzw. erst angedachten Alternativen zum Durchbruch verhelfen; und indem das männliche Subjekt durch die Rezeption bzw. Produktion vermeintlich femininer Genres deren Gefühlsstrukturen verinnerlicht, konstituiert es nicht nur seine individuelle männliche Identität in Differenz zur dominanten maskulinen Kultur bzw. zum marginalisierten Anderen, sondern hat Teil am Wandel gesellschaftlicher Gender- und Alteritätskonstruktionen.
In meiner Analyse ausgewählter Texte soll anhand von Fallstudien ? unter Berücksichtigung des sozio-historischen Kontexts von Produktion und Rezeption des jeweiligen Genres ? die potentiell existente Vielschichtigkeit und Diversität von Modellen maskuliner Identität und Alterität demonstriert werden. Ich werde zeigen, dass die diachrone Verortung dieser Modelle in Zentrum oder Peripherie des "maskulinen Inventars" (Boscagli) sich in Abhängigkeit gesellschaftlicher Machtverhältnisse und polyvalenter Diskurse sowie sich wandelnder generischer und medialer Konventionen vollzieht.




Bernd Elzer - Kurzbiografie

Bernd Elzer studierte von 1996 bis 2002 Anglistik, Medienwissenschaft und Politikwissenschaft (M.A.) an der Universität Trier. Von 2000 bis 2001 absolvierte er ein Master's program in English an der Clark University in Worcester, Massachusetts (USA). Seine Magisterarbeit Out of the Shadow, into the Light: Exploring the Male Audience of American Daytime Soaps (2002) beschäftigt sich u.a. mit den Implikationen männlichen Soap-Fantums für Konstruktionen von Maskulinität. Von 2001 bis 2002 arbeitete er als wissenschaftliche Hilfskraft im VW-Projekt ?Regionale Kinoerfahrung und Identitätsbildung von Frauen in Südindien? (Dr. Brigitte Schulze, Medienwissenschaft Trier). Von 2002 bis 2003 war er an der Vorbereitung und Durchführung der DFG-Tagung zu ?historisch-kritischen Editionen von Filmen auf digitalen Trägern? (Prof. Dr. Martin Loiperdinger, Medienwissenschaft Trier) beteiligt und war mitzuständig für die wissenschaftliche Redaktion der Publikation der Konferenzergebnisse (Celluloid Goes Digital, 2003). Seit April 2003 ist er Stipendiat des von der DFG geförderten Graduiertenkollegs ?Identität und Differenz. Geschlechterkonstruktion und Interkulturalität?. Sein Forschungsinteresse gilt den Cultural Studies (insbes. Film und Fernsehen), der amerikanischen Literatur des 19. Jahrhunderts., Fragen von Genre und Gender, der Männlichkeitsforschung sowie den Queer Studies.