Was essen Menschen in anderen Ländern?

Hallo liebe Kinder,

Ihr habt doch bestimmt schon mal etwas gegessen, was aus einem anderen Land stammt, chinesisches Essen zum Beispiel? Und habt ihr euch da nicht auch gefragt, warum das so ganz anders schmeckt, als die Sachen, die man hier in Deutschland traditionell isst? Tja, ich war in der Kinder-Uni und da habe ich ganz genau gelernt, warum das so ist. Das hat Frau Hoferichter nämlich mir und meinen Kommilitonen (so heißen Mitschüler in der Uni, ganz schön kompliziertes Wort!) erzählt. Frau Hoferichter ist Ethnologin, das heißt, sie lehrt das Fach Ethnologie; das ist die Lehre vom Menschen. Ethnologen erforschen also Völker und wie sie leben. Dabei konzentrieren sie sich ganz auf die Gegenwart - das Erforschen früherer Menschen überlassen sie den Geschichtswissenschaftlern.

Um möglichst viel über ein Volk herauszufinden, lesen die Ethnologen erst ganz viel über die Gruppe von Menschen, die sie erforschen wollen, sie lernen die betreffende Sprache und dann besuchen sie das Volk und bleiben möglichst lange dort. Sie leben dann auch nicht im Hotel, sondern unter gleichen Bedingungen zusammen mit den Menschen, die sie erforschen. Das nennt man dann Feldforschung. Und bei dieser Feldforschung finden sie natürlich auch etwas darüber heraus, was die Völker überall auf der Erde essen. Dabei haben sie herausgefunden, dass es bestimmte Dinge gibt, von denen abhängt, was wir essen. Kurz zusammengefasst kann man sagen: Was wir essen hängt davon ab:

  • Was wir mögen.
  • Wo wir wohnen.
  • Wer wir sind.
  • Wie alt wir sind.
  • Wie wichtig wir sind.

Was wir mögen entscheidet unser Geschmackssinn zusammen mit dem Geruchssinn. Dabei können wir mit der Zunge nur 5 grobe Geschmacksrichtungen wahrnehmen: Salzig, süß, sauer, bitter und umami (umami ist etwas, was wir als herzhaft empfinden und man schmeckt es am Gaumen). Feinere Aromen erkennen wir mit der Nase. Hätten wir die nicht, wäre Schokolade immer nur süß, wir würden aber nicht genau sagen können, was wir da gerade Süßes essen. Deshalb schmeckt man auch immer weniger, wenn man einen Schnupfen hat. Was wir geschmacklich mögen, lernen wir als kleine Kinder von unseren Eltern. Wir gewöhnen uns an das, was die Mama immer kocht und es schmeckt uns.

Wo wir wohnen ist deshalb wichtig, weil auf der Erde nicht überall die gleichen Pflanzen wachsen und die gleichen Tiere leben. Das liegt vor allem am unterschiedlichen Klima. In Wüstenregionen isst zum Beispiel niemand Salat, weil der viel Wasser zum Wachsen braucht und das gibt es in Wüsten eben nicht. Jeder kocht grundsätzlich mit den Zutaten, die um ihn herum existieren, auch wenn wir heute tropische Früchte und Kängurufleisch kaufen können, typisch deutsches Essen kann man damit nicht kochen.

Wer wir sind, hängt in ethnologischem Denken vor allem damit zusammen, welchem Geschlecht wir angehören, ob wir also Junge oder Mädchen, Mann oder Frau sind. Überall auf der Welt wird nämlich meistens von Frauen gekocht und wie eure Mama wissen auch die Mamas auf der ganzen Welt, was ihre Kinder und Männer gerne essen. So bekommt (meistens) jeder das, was er mag und das ist nicht immer das Gleiche. Männer essen zum Beispiel durchschnittlich mehr Fleisch als Frauen und Kinder mögen bestimmte Sachen oft nicht so gerne, die Erwachsene gerne essen. Daran kann man sehen, dass es auch wichtig ist, wie alt wir sind. Unser Geschmackssinn entwickelt sich nämlich wenn wir älter werden und es kann sein, dass uns in 5 Jahren etwas schmeckt, das wir jetzt total eklig finden.

Die letzte Sache, von der abhängt, was wir essen, ist unser Status in der Gemeinschaft. Das heißt, man kann an dem, was jemand isst, erkennen, wie angesehen er ist. Wenn ihr zum Beispiel Geburtstag habt, wird extra zu euren Ehren ein ganz besonders toller Kuchen gebacken. Ihr habt also an diesem Tag den höchsten Status in eurer Familie. Und wenn ihr dann eure Freunde zum Feiern einladet, dann bekommt euer bester Freund bestimmt das erste Stück vom Geburtstagskuchen. Das zeigt allen, dass er euer bester Freund ist - er hat den höchsten Status unter den Gästen.

So hat Frau Hoferichter uns erklärt, dass es viele Gründe dafür gibt, warum das Essen aus anderen Ländern oft ganz anders schmeckt als das deutsche. Und um das auch denen zu beweisen, die noch nie etwas Fremdes gegessen haben, hat sie dann mit uns gekocht: Es gab Popcorn und vegetarisches Sushi und wir durften alles selbst machen. Das Rummatschen mit dem Reis hat mir am meisten Spaß gemacht! Und zum Schluss wurde unser Essen natürlich auch probiert. Das Popcorn hat natürlich allen geschmeckt - das kennt ja auch schon jeder. Aber beim Sushi waren wir schon etwas misstrauisch...und haben es dann doch lieber für unsere Eltern zu Hause mitgenommen :o).

Ganz liebe Grüße aus der Kinder-Uni sendet euch euer

kUNIbert Schlaufuchs

[Claudia Schmitt]