Projekt

Wanderkino in Echternach um 1910

Das Projekt "Crazy Cinématographe - Traveling Cinema in Europe" lässt eine längst vergangene Jahrmarktattraktion wieder aufleben: Das Wanderkino.


Die Blütezeit des Wanderkinos in ganz Europa war zwischen 1896 und 1914. Damals bereisten mittelständische Unternehmen mit großen Zelten die einschlägigen Jahrmärkte und Volksfeste. Die prächtigen, mit zahllosen bunten Glühbirnen geschmückten Fassaden dieser ‚elektrischen Märchenpaläste’ gehörten seinerzeit zu den größten Attraktionen auf dem Münchner Oktoberfest, dem Bremer Freimarkt oder der Luxemburger Schoebermesse. Die großen Zeltkinos fassten bis zu 2000 Zuschauer und waren auf festen Routen oft in mehreren Ländern unterwegs.

In kleinere Orte reisten so genannte Saalspieler: Sie hatten Projektoren und Filme dabei und mieteten einen Saal für ihre Vorführungen, zum Teil unabhängig von den festen Terminen der Jahrmärkte und Kirchweihfeste. Bekanntester Saalspieler in der Grande Région war ‚Edison’s Elektrisches Theater’ der Familie Marzen aus Trier.
     
Bei der Etablierung des neuen Mediums Kinematographie spielten die Wanderkinos die entscheidende Rolle. Selbst in Kleinstädte und Dörfer brachten sie die das ‚technische Wunder der lebenden Photographien’. Die Programme waren international: Die meisten Filme kamen aus Paris, viele auch aus Großbritannien, Italien und den USA. Die größte Attraktion waren aber stets Lokalaufnahmen: Die örtliche Bevölkerung wurde beim Verlassen der Kirche nach dem Sonntagsgottesdienst oder beim Verlassen einer Fabrik zum Feierabend gefilmt und konnte sich selbst ‚in lebender Größe und Bewegung’ auf der Leinwand bestaunen!

 Um dieses Attraktion vergangener Tage wieder erlebbar zu machen, schlägt unter dem Titel „Crazy Cinématographe” ein Wanderkino sein Kinozelt auf Festen und Märkten in Trier, Luxemburg, Saarbrücken, Thionville und Liège auf. Schaulustige Besucher werden von Musikanten, Animateuren und Kinoerzählern stündlich für eine kurzweilige halbe Stunde in die Zeit um 1900 entführt.

 

Die DVD "Crazy Cinématographe - Europäisches Jahrmarktkino 1896-1916" in der Edition Filmmuseum macht die Filme dieser Zeit für ein breiteres Publikum verfügbar.

Die internationale Konferenz "Travelling Cinema in Europe" widmet sich vom 6. bis 8. September 2007 dem lange vernachlässigten Thema.

Eine Publikationen zum europäischen Wanderkino sowie zum Kino in der Großregion runden das Projekt ab.