Presseinformation: »Crazy Cinématographe«

»Crazy Cinématographe« ist ein Gemeinschaftsprojekt der Cinémathèque de la Ville de Luxembourg mit dem Fach Medienwissenschaft an der Universität Trier, dem KINtop – Jahrbuch zur Erforschung des frühen Films und der Stadt Trier im Rahmen des Jahres der Europäischen Kulturregion Luxplus, 2007

Großer Andrang beim historischen Wanderkino "Crazy Cinématographe" auf dem Trierer Altstadtfest: Pressemeldung vom 27.06.2007

Zum ersten Mal seit über 70 Jahren wurde auf dem Trierer Altstadtfest der Versuch in Deutschland gewagt, die untergegangene Kultur des europäischen Jahrmarktkinos wiederzubeleben: "Crazy Cinématographe", so stand es über dem Wanderkinozelt vor der Trierer Basilika während des Trierer Altstadtfestes vom 22. bis 24. Juni 2007. Die 80 Sitzplätze waren fast immer ausverkauft. Dieses aussergewöhnliche Kulturprojekt fand im Rahmen der "Kulturhauptstadt Europas 2007 - Luxemburg und Großregion" in Zusammenarbeit der Medienwissenschaft der Universität Trier mit der Cinémathèque de la Ville de Luxembourg statt.
 
Das Publikum der 18 durchweg ausverkauften Vorführungen staunte nicht schlecht: Die 35mm-Projektion frisch gezogener Filmkopien aus diversen europäischen Filmarchiven, die musikalische Begleitung durch den erfahrenen Stummfilmpianisten Ulrich Rügner und die einfallsreiche Kommentierung der kinematographischen Leckerbissen durch das Ensemble des Saarbrücker "TheaterTaxi" ließen die rund 100 Jahre alten Kurzfilme aus der Frühzeit des Kinos in ganz neuem Licht erscheinen. Der live aufgeführte 'Soundtrack' holte aus den prachtvoll kolorierten Stummfilmen ein ungeahntes Potential an Witz und Ironie heraus, die Kommentare brachten die Trickaufnahmen, Verfolgungsjagden und Akrobaten-Nummern in launige Beziehung zur Gegenwart und machten den Augenschmaus zu einem vergnüglichen Schauspiel. Speziell für die Trierer Zuschauer liefen zum Abschluss der beiden abwechslungsreichen Tagesprogramme jeweils Lokalfilme aus Trier, seinerzeit aufgenommen von dem Kinounternehmen der Familie Marzen. Kaum zu bewältigen war der Andrang des Publikums zum pikanten Spätprogramm "Erotik vor 100 Jahren". Das Ensemble des "TheaterTaxi" lieh den stummen Haremsdamen, Dienstmädchen und Porno-Darstellern ihre Stimmen und lief dabei zu Glanzleistungen auf.

Mit dem Erfolg der Ersten Station ihres Wanderkinos sind die Veranstalter hochzufrieden: "Mit den Aufführungen von 'Crazy Cinématographe' in Trier ist es gelungen, dem heutigen Volksfestpublikum die untergegangene Kultur des europäischen Jahrmarktkinos wiederzugeben", so Prof. Dr. Loiperdinger, "das Publikum hat dieses Angebot mit großem Vergnügen angenommen". Auf- und Abbau des in Belgien gefertigten Kinozelts sowie die Projektionstechnik besorgte die Firma Evented aus dem saarländischen Rehlingen.

Nächste Stationen
Die nächsten Stationen des Wanderkinos "Crazy Cinématographe" sind Saarbrücken (Landesfest "50 Jahre Saarland", 17. bis 19. August), Luxembourg (Volksfest "Schueberfouer", 23. August bis 11. September), Thionville in Lothringen (Foire d'automne, 21. bis 23. September) und das belgische Lüttich (Foire de Liège, 5. bis 21. Oktober).

Die Doppel-DVD "Crazy Cinématographe - Europäisches Jahrmarktkino 1896-1916" enthält 32 Kurzfilme aus internationaler Produktion und 18 Lokalfilme aus Luxembourg, Trier und Saarbrücken.

Vom 6. bis 8. September findet im Kinosaal der Cinémathèque de la Ville de Luxembourg die internationale Konferenz "Travelling Cinema in Europe" statt.

Saarbrückenfilm in London gefunden: Pressemeldung vom 11.06.2007

Früher Film über Saarbrücken wieder gefunden
Saarbrücker Straßenszenen aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert sind auf einem Film zu sehen, den die Medienwissenschaft der Universität Trier und die Cinémathèque de la Ville de Luxembourg jetzt auf ihrer DVD "Crazy Cinématographe" wieder zugänglich machen. Es handelt sich um den ältesten noch erhaltenen Saarbrücken-Film mit Aufnahmen die wohl zwischen 1905 und 1909 entstanden sind.
Die 5-minütigen Aufnahmen entdeckte der Filmhistoriker Uli Jung zufällig im Filmarchiv des British Film Institute (London): Bei der systematischen Sichtung dokumentarischer deutscher Filme aus der Kaiserzeit für ein Forschungsprojekt der Trierer Medienwissenschaft fiel Jung das Saarbrücker Rathaus auf. Zu sehen sind außerdem Aufnahmen der Luisenbrücke und vom St. Johanner Markt sowie eine lange Fahrt durch die Bahnhofstraße.

Der Saarbrücken-Film ist in London nur unter einer Archivnummer katalogisiert. Die Filmkopie hat keinen Titel. Es ist bislang nicht gelungen, den Film genauer zu identifizieren. So sind weder das genaue Aufnahmejahr noch der Name des Produzenten oder der Anlass für die Aufnahme bekannt. Klar hingegen ist, dass dieser Film nicht im offenen Filmmarkt gehandelt worden ist. Es handelt sich eindeutig um eine Lokalaufnahme, die vermutlich ein Saarbrücker Kinobetreiber zur ausschließlichen Vorführung in seinem Kino in Auftrag gegeben hat.

Auf der DVD "Crazy Cinematographe" wird dieser wieder gefundene frühe Saarbrücken-Film jetzt erstmals veröffentlicht. Die DVD ist Teil des Wanderkino-Projekts "Crazy Cinématographe", das die Cinemathèque de la Ville de Luxembourg und das Fach Medienwissenschaft der Universität Trier gemeinsam im Jahr der Europäischen Kulturregion Luxplus, 2007 durchführen.

Das Wanderkinozelt "Crazy Cinématographe" wird im Sommer und Herbst 2007 Jahrmärkte und Volksfeste der Großregion in Trier, Saarbrücken, Luxembourg, Liège und Thionville bereisen und die Frühzeit des Mediums Film wieder beleben und auch Saarbrücken besuchen. Der Start der Tournee ist vom 22. bis 24. Juni 2007 auf dem Trierer Altstadtfest. Anschließend gastiert "Crazy Cinématographe" am 17. und 18. August 2007 auf dem Saarlandtag in Saarbrücken.

Historisches Jahrmarktkino auf dem Altstadtfest

Eine längst vergangene Jahrmarktattraktion lebt wieder auf: Wie vor 100 Jahren schlägt ein Wanderkino sein Zelt auf Festen und Märkten in Trier, Luxemburg, Saarbrücken und Lüttich auf.

Schaulustige Besucher werden von Musikanten, Animateuren und Kinoerzählern stündlich für eine kurzweilige halbe Stunde in die Zeit um 1900 entführt: Klavier spielende Hunde, bis zur Schmerzgrenze biegsame Schlangenmenschen, Trierer Viehmarktszenen und zu vorgerückter Stunde erotische Pikanterien aus der Zeit zwischen 1896 und 1916 huschen mit Pianobegleitung über die Leinwand.

Um die Jahrhundertwende begeisterten die Trierer Filmpioniere Marzen ihr Publikum mit solchen abwechslungsreichen Kurzfilmprogrammen in Trier und Luxemburg. Eine große Attraktion waren vor Ort gedrehte Filmszenen: Auf diese Weise konnte sich das Publikum „in natürlicher Größe und Bewegung“ selbst bestaunen.

Begleitend zum Wanderkinoereignis erscheint im Juni 2007 eine Doppel-DVD, die neben Slapsticks und Trickfilmen aus dem Wanderkinozelt erstmals eine Reihe neu digitalisierter und kommentierter Lokalfilme aus Trier, Luxemburg und Saarbrücken aus der Zeit zwischen 1902 und 1914 bietet.
 

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