Wer darf bestimmen, was ich machen darf - soll - muss? Oder darf ich machen, was ich will?

Hallo liebe Kinder,

habt ihr euch schon einmal gefragt, wer eigentlich entscheidet, was man darf und was man nicht darf? Zu Hause sind meist die Eltern diejenigen, die bestimmen dürfen, wann ihr ins Bett müsst oder wie viel ihr im Haushalt helfen sollt. Sie entscheiden alles, was ihr dürft, sollt oder müsst. Dieses Recht, das alles zu entscheiden, gibt euren Eltern ein Gesetz, nämlich der § 1626 (elterliche Sorge).

Wenn ihr die Regeln zu Hause nicht befolgt, dürfen euch eure Eltern auch bestrafen. Ihr alle kennt Strafen wie Hausarrest oder Fernsehverbot, aber schlagen dürfen eure Eltern euch nicht! Zu der elterlichen Sorge gehört aber auch, dass sie sich Zeit für euch nehmen und euch bei euren Problemen helfen. Sie entscheiden für euch, weil sie euch lieb haben und euer Bestes wollen.

So wie es in einer Familie Regeln gibt, werden auch in einer Gemeinschaft, wo viele Menschen friedlich zusammen leben wollen, Regeln aufgestellt. Eine Gemeinschaftsregel ist zum Beispiel, dass man sich an der Kasse im Supermarkt hinten in die Reihe stellt und im Bus aufsteht, wenn sich eine alte Frau setzten muss. Diese Regeln stellt die Gemeinschaft zusammen auf. Wenn es keine Regeln gibt, entsteht ein großes Chaos, wie bei einem großen Verkehrsunfall.

Die ganz wichtigen Regeln, an die sich alle Menschen in Deutschland halten müssen, hat der Staat, genauer gesagt das Parlament aufgestellt. Diese Regeln sind in Gesetzen, z.B im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) aufgeschrieben. In der Veranstaltung durften wir das Gesetzbuch in die Hand nehmen und durchblättern. Mir ist aufgefallen, dass dieses Buch sehr dick ist und es ganz viele Gesetze gibt. Über 2500 Gesetze gibt es insgesamt. Außerdem habe ich gelernt, dass ein Gesetzbuch in Paragraphen gegliedert ist, so wie ein Roman in Kapitel aufgeteilt ist.

Auch in der großen Gemeinschaft gibt es Strafen, damit man nicht einfach so gegen die Regeln bzw. gegen die Gesetze verstoßen kann. Diese Strafen sind in den Gesetzbüchern aufgeschrieben. Wer einen anderen Menschen verletzt, muss ins Gefängnis oder ein Bußgeld bezahlen. Wenn man einen Gegenstand kaputt macht, der einem anderen gehört, zahlt man Schadensersatz. Ich wusste auch schon, dass es Sozialstunden als Form der Strafe gibt und man damit der Gesellschaft etwas Gutes tun muss. Es gibt verschiedene Leute, die aufpassen, dass man sich an die Gesetze hält: Die Polizei, das Gericht, den Zoll, das Ordnungsamt usw.

Lena und Anja, die diese Veranstaltung gehalten haben, sind Juristen. Sie arbeiten an der Universität. Andere Juristen arbeiten als Richter, Anwälte und Staatsanwälte. Sie erzählten genau, was sie in ihrem Beruf machen. Juristen kennen sich gut mit dem Gesetz aus und können als Anwälte andere Leute, die nicht alles so genau wissen, beraten oder z.B. als Richter entscheiden, ob jemand bestraft wird oder nicht.

Dann durften wir gemeinsam mit Lena und Anja einen spannenden Fall lösen, um einmal einen kleinen Einblick in den Beruf des Juristen zu bekommen. Dabei haben wir gelernt, dass sich Kinder über sieben Jahre von ihrem Taschengeld nur bestimmte Sachen kaufen dürfen wie z.B. eine Pferdezeitschrift. Wenn ein Kind aber ein Bier verkauft bekommt, ist dieser Kauf „unwirksam“ und der Händler muss das Geld zurückgeben. Das regelt der § 110 BGB.

Ich fand es total spannend, was wir alles gelernt haben. Wer weiß, vielleicht werde ich ja auch mal Jurist und löse ganz komplizierte Fälle? Auf jeden Fall weiß ich jetzt, warum man - egal ob Kind oder Erwachsener - nicht alles machen darf, was man will. Denn schließlich wollen wir ja nicht in einem großen Chaos leben.

Liebe Kinder, ich wünsche euch noch viel Spaß bei der Kinder-Uni 2009. Auf bald,

Euer kUNIbert Schlaufuchs.