Wie lebte ein Mönch im Mittelalter?

Hallo liebe Kinder!

Neulich war ich bei einer ganz besonderen Veranstaltung der Kinder-Uni. Da gab es nämlich nicht nur einen Dozenten, auch nicht nur zwei, es gab gleich mehrere Dutzend! Naja, eigentlich waren das keine richtigen Dozenten, es waren Studenten. Dafür aber richtige, die sind schon an der Uni am studieren. Alle haben sie in Gruppen verschiedene Stationen für uns vorbereitet und wir konnten bei jeder einmal vorbeischauen und was lernen.
Jetzt fragt ihr euch sicher, was ich dort alles gelernt habe. Ich habe ja auch noch gar nicht erzählt, was das überhaupt für eine Veranstaltung war. Sie hieß „Wie lebte ein Mönch im Mittelalter?“ Klar, von Mönchen habe ich schon oft gehört, ich habe sogar schon einmal einen gesehen. Im Kloster leben die, und so alt, wie die Gebäude aussehen, lebten sie damals bestimmt auch schon im Kloster. Dass es mal eine Zeit gab, die man Mittelalter nennt, habe ich auch schon gehört, nur hatte ich keine Ahnung vom Leben eines Mönchs damals. Wie lange ist das eigentlich her? Und was machen Mönche denn so den ganzen Tag lang? Ich hatte ganz viele Fragen, die ich am liebsten gleich zu Beginn an die Veranstaltungsleiterin, Frau Weiss, losgeworden wäre. Aber hübsch der Reihe nach. Zunächst einmal erzählte die Dozentin uns ein bisschen von der Zeit, die schon 1000 Jahre zurück liegt. Dann wurden wir in sechs Gruppen aufgeteilt, so viele Stationen gab es nämlich, und schon wurde jede Gruppe von einem Studenten in den jeweiligen Raum geführt, wo die großen Studenten ihre Station vorbereitet hatten.
Zuerst kam ich ins Skriptorium – ein ziemlich schwieriges Wort, finde ich. Damit bezeichneten die Mönche die Schreibwerkstatt. Die Mönche haben nämlich viel geschrieben, vor allem aus der Bibel, aber auch allerlei Nützliches für den Alltag. Nun hatten sie aber keine Computer, in die sie eingetippt haben, oder eine Druckerei, in der sie Bücher drucken konnten. Damals gab es das alles natürlich noch nicht. Sie schrieben mit Tinte und Feder und mussten deswegen sehr sauber und ordentlich arbeiten. Geübt haben sie das vorher auf kleinen Wachstafeln, auf denen man Fehler wieder entfernen konnte. Schreiben oder lesen konnte zu der Zeit auch kaum ein Mensch, nicht einmal jeder Mönch. Hier im Skriptorium wurden sie also extra dafür ausgebildet und fertigten über Jahre ganze Bücher an, indem sie die Texte vorhandener Bücher einfach abschrieben. Ich durfte das selbst einmal ausprobieren, das war echt anstrengend. So viel Geduld könnte ich nicht aufbringen, ganze Seiten oder gar Bücher so zu schreiben.
Danach wurden wir in einen anderen Raum geführt zur nächsten Station. Hier roch es ganz eigenartig und als ich auf die Tische blickte, sah ich überall seltsame Kräuter und Blätter. Klar, ich war im Klostergarten gelandet. Die Mönche hatten damals keinen Garten mit Rasen zum Fußball spielen, eine Sonnenterrasse oder ein Trampolin. Sie hatten einen Nutzgarten, in dem sie verschiedenste Pflanzen anbauten. Viele haben auch heute noch kleine Gärten, in denen sie Gemüse wie zum Beispiel Kartoffeln, Salate oder Tomaten anbauen. Natürlich besaßen die Mönche damals ganze Äcker, auf denen sie alles anbauten, was sie zum Leben brauchten, doch der Klostergarten war für etwas anderes vorgesehen. Er war wie so eine Art Apotheke. Hier waren Pflanzen, die für Heilmittel benötigt wurden. Ich durfte dann ein Medikament gegen Husten herstellen und sogar probieren. Ich bin aber unheimlich froh, dass wir heute Hustensaft kaufen können, der schmeckt dagegen wie Himbeereis mit Sahne.
Doch es gab noch viel mehr zu sehen. An einer Station erfuhr ich, wie die Mönche damals gekleidet waren. Ziemlich schlicht, wenn ihr mich fragt, aber auch einheitlich, damit man sie erkennen kann. Apropos einheitlich – was meint ihr, gab es unter den Mönchen eine Rangordnung? Gab es wichtige und weniger wichtige Aufgaben? Oder machten sowieso alle das gleiche? Die großen Studenten erklärten, dass zwar manche Aufgaben anspruchsvoller, schwieriger und auch wichtiger sein konnten als andere, aber dass kein Unterschied zwischen den Mönchen gemacht wurde, egal was für eine Aufgabe sie hatten. Diese war meistens ganz genau bestimmt, jeder machte das, was er am besten konnte. Nur ein Mönch stand über allen anderen, und das war der Abt, also der Klostervorsteher.
An einer anderen Station konnten wir uns mal einige Bilder von Mönchen aus dem Mittelalter anschauen und überlegen, was sie darauf gerade taten. Ganz häufig waren singende oder betende Mönche abgebildet. Ich erfuhr, dass die Mönche neben der Arbeit immer wieder gebetet haben, sieben Mal am Tag und einmal in der Nacht, um genau zu sein. Zu ganz bestimmten Tageszeiten haben sich alle Mönche im Kloster getroffen, um gemeinsam zu singen, also zu beten. Der restliche Tagesablauf war auch ganz fest geregelt. Es gab Zeiten zum arbeiten, essen und schlafen. Wobei mir die Zeit zum schlafen viel zu kurz vorkam. Nachts wurde ja auch gebetet und bei Sonnenaufgang schon wieder und anschließend wurde gearbeitet und dann wieder gebetet und so weiter. Puh, bin ich froh, dass ich noch Zeit habe mich mit meinen Freunden zu treffen. Viel Spaß hatten die Mönche sicherlich nicht, sie durften ja gar keinen Quatsch machen. Nicht einmal reden durften sie, weil beim Reden schließlich böse Worte, Sünden, den Mund verlassen können. Die Mönche mussten sehr vorsichtig sein, wenn sie gegen diese Regel verstießen, weil einer von ihnen, der Zirkator, die Einhaltung der Regeln überwachte und Strafen verteilen konnte. Ganz schön hartes Leben, oder?
Viel angenehmer war es bei der Station Klosterküche. Wie es hier duftete! Schon auf dem Flur auf dem Weg dorthin konnte man es riechen. Nachdem ich selber beim Backen von Krapfen helfen durfte, musste ich erst einmal lernen, was man beim Essen beachten sollte. Das wichtigste war, dass man – wie könnte es anders sein – schweigen musste. Während des Essens wurde von einem Mönch aus der Bibel vorgelesen. Wollte man sich trotzdem verständigen, beispielsweise um Brot oder Wasser gereicht zu bekommen, benutzte man fest vereinbarte Handzeichen. Schnell lernte ich die wichtigsten und es konnte nichts mehr schief gehen. Und lecker waren sie, die frisch gebackenen Krapfen, mjam!
Bei der letzten Station ging es um die Klosteranlage. Auf einem Plan wurde uns gezeigt, welche Gebäude es im Kloster so gab, wozu sie genutzt wurden und was ihre Namen bedeuteten. So hieß das Esszimmer, aus dem ich eben raus kam, Refektorium, und das Schlafzimmer der Mönche hieß Dormitorium. Das gesamte Kloster bestand natürlich aus noch viel mehr Gebäudeteilen und ich konnte mir auch schon ansehen, was die anderen Kinder vor mir schon alles nachgebaut haben. Denn jede Gruppe durfte einen Teil des Klosters basteln, sodass Stück für Stück die gesamte Anlage fertig gestellt wurde. Fleißig begann ich die letzten Teil zu kleben und schnell war die Zeit auch hier vorüber.
Wir trafen uns alle zum Abschluss bei Frau Weiss, um das Erlebte noch einmal durchzugehen. In einem Punkt waren wir uns alle einig: Wir haben es heute doch viel besser als die Mönche im Mittelalter.

Liebe Grüße,
Euer kUNIbert Schlaufuchs