Welche Geschichten lernt man eigentlich im Geschichtsstudium?

Klara und kUNIbert Schlaufuchs on Tour

 

Hallo Kinder,


heute habe ich die Veranstaltung „Welche Geschichte lernt man im Geschichtsstudium?“ von Frau Weiss und Frau Giersch besucht und konnte live dabei sein, als ein Kriminalfall der Geschichte aufgedeckt wurde.
Wir befinden uns im Jahre 1349 in Straßburg, ein Jude namens Jakob wurde von anderen Männern getötet, weil er einen Brunnen vergiftet und damit die Pest in die Stadt gebracht haben soll.
Wir, als historische Kommissare, bekamen alle eine andere Version der Geschichte und mussten diese anhand der vorgegebenen Fragen „Wer hat was, wann, wo und warum getan?“ prüfen. Denn auch die wahren Historiker müssen sich die Geschichte mittels verschiedenster Quellen zunächst zusammenbauen, bevor sie diese veröffentlichen können.
Wir bekamen dafür einige Minuten Zeit, um aus den uns vorgegeben Informationen eine Geschichte zu schreiben, die alle Fragen beantwortet.
Im Anschluss musste nun jeder Detektiv seine Version der Geschichte vorstellen und mögliche Mordmotive der  Männer nennen. Da wäre zum einen das Motiv der Rache für den vergifteten Brunnen oder auch pure Angst vor der Pest, die Jakob in die Stadt geholt haben soll. In einer anderen Darstellung der Geschichte wurde zudem noch genannt, dass Jakob sowieso zum Tode verurteilt wurde, da er schon einmal etwas Unrechtes getan hatte und die Männer somit das Urteil einfach vorher schon durchgeführt haben.
Erst die letzte Fassung der Geschichte brachte endgültig Klarheit über den Fall, denn Jakob hatte vor seinem gewaltsamen Tod seinen Mördern Geld geliehen, was diese nicht zurückzahlen konnten. Deshalb haben sich diese an den Bischof und die Adeligen der Stadt gewandt und ihnen mitgeteilt, dass der Jude Jakob sehr viel Geld besitzen würde. Aus purer Geldgier wurde Jakob ermordet und sein Geld unter den Verursachern aufgeteilt!
Könnt ihr euch das vorstellen? Und gegen diesen Mord ging man natürlich nicht juristisch vor, da ja auch die obere soziale Schicht involviert war.

Man kann also eindeutige Schlüsse aus der Geschichte ziehen:
1. Der Jude Jakob hat nichts Böses getan und wurde wahrscheinlich Opfer der Judenfeindlichkeit.
2. Historiker haben immer viele verschiedene Quellen, wie beispielsweise Gerichtsakten, oder Stadtchroniken, aus denen sie sich Informationen holen können.
3. Die Arbeit der Historiker ist nicht immer einfach, da verschiedene Quellen auch unterschiedliche oder gar widersprüchliche Informationen beinhalten können, die der Historiker mittels weiterer Berichte aufklären muss.
4. Je mehr Informationen einem zur Verfügung stehen, desto abgesicherter wird auch eine Geschichte, sodass man aufpassen muss und nicht gleich der ersten Quelle blind vertrauen darf, da man durch Falschaussagen auch in die Irre geführt werden kann.

Am Ende der Stunde haben wir gemeinsam ein kleines Fazit festgehalten, was einen guten Historiker alles auszeichnet:
Ein guter Historiker begibt sich auf die Suche und hört nie auf, an der Geschichte zu feilen und sie zu verbessern!
Ein guter Historiker ist immer ehrlich bezüglich seiner Quellen und kann auch mal zugeben, wenn er etwas nicht herausgefunden hat.
Ein guter Historiker erfindet nichts, sondern stützt seine Ergebnisse auf ihm vorliegende Quellen.
Diese Stunde hat mir sehr viel Spaß gemacht, da ich nun auch selbst als Historiker tätig sein konnte und gesehen habe, was man im Geschichtsstudium wirklich macht.
Im Geschichtsstudium muss man eben nicht nur langweilige Daten auswendig lernen oder sich in verstaubten Archiven aufhalten, sondern sich auch mal als Detektiv in vergangene Zeiten begeben und mittels verschiedener Quellen eine Geschichte enthüllen.
So, nun schließe ich meinen Bericht, da noch eine Menge ungelöste Fälle auf mich warten :)

Euer Kunibert Schlaufuchs 

(Ludmilla Bangert)