Garantiert echt! Handzeichnungsreproduktion 1600-1830

Echt oder nur gut nachgemacht? Original oder Reproduktion? Dass solche Fragen schon lange vor dem Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit von Kunstwerken aktuell waren, zeigt jetzt eine hochspannende Ausstellung in der Universitätsbibliothek Trier, die ein kaum bekanntes Kapitel in der Geschichte der Druckgraphik beleuchtet. „Garantiert echt“ sind die dort vom 5. Juli bis zum 30. September 2010 ausgestellten Blätter, denn es handelt sich in der Tat um Originalgraphiken aus vier Jahrhunderten. Ihre Vorlagen waren jedoch die Handzeichnungen anderer großer Meister, und der Ehrgeiz ihrer Schöpfer lag darin, deren Arbeiten einem weiten Kreis von Liebhabern in möglichst exakter Nachbildung zugänglich zu machen.

Die Ausstellung zeigt die ingeniösen Verfahren, die lange vor der Zeit der fotografischen Kunstreproduktion entwickelt wurden, um unterschiedliche Zeichentechniken in täuschend echter Mimikry wiederzugeben – als Kupferstiche, Radierungen oder Lithographien. Sie dokumentiert damit auch, wie im Laufe der Jahrhunderte die Handzeichnung neben der Malerei in den Rang einer eigenständigen Kunst rückte. Vor allem aber ist die Schau ein Fest für das Auge, das hier künstlerische Meisterschaft in rarer Perfektion bewundern kann.

Entstanden ist die Ausstellung als Frucht einer studentischen Projektarbeit zu diesem speziellen Aspekt der Reproduktionsgraphik am Fach Kunstgeschichte der Universität Trier: hervorragende Blätter aus der Graphischen Sammlung des Fachs Kunstgeschichte, der alle Exponate entstammen, wurden wissenschaftlich bearbeitet (ein Online-Katalog ist in Vorbereitung) und die Creme der Bestände für die Schau ausgewählt. Der Projektleiter und Kustos der Graphischen Sammlung, Dr. Stephan Brakensiek, hat zudem ein Begleitheft verfasst, das kostenlos in der Ausstellung ausliegt.