Fibeln und Fabeln

Eine kleine Auswahl beider Gattungen bietet diese Ausstellung. Sie dokumentiert sowohl das vielfältige Nachleben der äsopischen Fabeln (etwa im Mittelhochdeutschen, im Spanischen und im Jiddischen) als auch Versuche, die Welt anhand des Alphabets zu partitionieren und dieses wie jenes dem Lebens- und Leseanfänger simultan nahezubringen - von Comenius’ Orbis pictus über die ironischen Bebilderungen des „engelländischen Alephbeths“ (egeresu iroha) durch den Japaner Kawakami Sumio bis zu Wolf Erlbruchs Neuillustration der Moritzschen Fibel aus dem Jahr 2000. Déjà-vu-Erlebnisse bleiben nicht aus (eine Fibel vom Anfang des 20. Jahrhunderts musste „nach der neuen Rechtschreibung umgearbeitet“ werden). Wer weitere Einsichten gewinnen möchte, sei auf die folgenden Seiten verwiesen, auf denen einige Stücke der Ausstellung zu inspizieren sind.

S steht für „Seil“: Schon vor 100 Jahren wurden nichtsahnenden ABC-Schützen die Fallstricke einer neuen Rechtschreibung gelegt.

Abbildung: Wichmann, A.: Fibel auf der Grundlage der Schreiblese- und Normalwortmethode: Ausg. B 21., nach der neuen Rechtschreibung umgearbeitete Auflage. Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing, 1905. 64 S., III., Signatur: nc 24100(21)

 

Hier muss der kleine Schüler eine Pause einlegen: die englisch-japanischen Instruktionen über die rising inflection, notiert in drei Schriftsystemen, sind „for the use of the teacher only“.   Abbildung:
Uiruson shi daini rîdoru dokkeiko ("Mr. Wilsons Leseübungen zum Selbststudium, Stufe 2") Masano Hideo sôyaku. Tôkyô: Shinbunkan, 1885. 4, 403 S., Ill.,
Signatur: 99 = af 968

 

Das alles war er, und noch viel mehr: der Urvater der Fabeldichtung als multifaunales Kompositporträt im Stil spätantiker Abraxas-Gemmen.   Abbildung:
Phaedrus: Phaedri Augusti liberti fabulae Aesopiae novissime recognitae et emendatae ... Biponti, 1809. XXIII, 208 S.,
Signatur: ma 2184 RA

 

Si el burlador fuere burlado sufre el desegrado: Auch im spanischen Äsop hat der Fuchs gegenüber dem Kranich das Nachsehen.   Abbildung:
Aesopus: Fabulas de Isopo, filosofo moral preclarissimo y de otros famosos autores…Barcelona : Altés, [1759]. 378 S., Ill.
Signatur: mt 6202 RA

 

Das alles war er, und noch viel mehr: der Urvater der Fabeldichtung als multifaunales Kompositporträt im Stil spätantiker Abraxas-Gemmen.

  Abbildung: Phaedrus: Phaedri Augusti liberti fabulae Aesopiae novissime recognitae et emendatae ... Biponti, 1809. XXIII, 208 S., Signatur: ma 2184 RA

 

Spätestens beim Buchstaben N droht Kawakami mit seinem nostalgischen Rückblick, in Fibelform, auf das Tôkyô um 1900 den ABC-Schüler auf Abwege zu bringen. Abbildung: Kawakami, Sumio: Egeresu iroha jinbutsu ("Figuren des engelländischen Alephbeths") Tôkyô: Nami Shobô, 1974. [31] Bl., zahlr. Ill., Signatur: 99 = af 967