Chancen und Risiken der Bewegung

„Warum bewegt sich eigentlich etwas und nicht vielmehr nichts?“ Einschlägig untersucht von Aristoteles, Newton, Einstein etc. etc., soll diese Frage hier keineswegs beantwortet, sondern lediglich unter einigen technischen, physikalischen, theologischen sowie sport-, medien- und verkehrsgeschichtlichen Gesichtspunkten betrachtet werden.

Von der Funktion Gottes als „erster Beweger“, der, der alles anstieß, weiß man seit jeher, von seinem eigenen spezifischen Fortbewegungsmittel aber erst seit Hesekiel. Keine Fragen blieben offen, nachdem schließlich der Philosoph Henry More (1614-1687) diesen „Merkaba“ genannten himmlischen Wagen in seiner Visionis Ezechielis sive mercavae expositio einer gründlichen Untersuchung aus technischer (kleines Bild) wie aus kabbalistischer Sicht unterzogen hatte.

More, Henry: Opera omnia
Ed. avec une introduction par Serge Hutin. Bd. 2,1: Opera philosophica 1. Nachdr. d. Ausg. London, 1679. Hildesheim: Olms, 1966. XXIV, 772 S.
Signatur: 12 = LP.MOR.1/b 2865-2,1

Den Traum von der unbegrenzten Bewegung ohne Energiezufuhr, also vom Perpetuum mobile (bereits von Leonardo widerlegt und schließlich vom 1. und 2. Hauptsatz der Thermodynamik definitiv untersagt), glaubte Villard de Honnecourt um 1230 noch mit einem Satz Hämmer und quecksilbergefüllten Speichen verwirklichen zu können.

Villard de Honnecourt: Album de Villard de Honnecourt, architecte du XIIIe siècle
Manuscrit publié en fac-simile. Annoté ... et suivi d'un glossaire par J. B. A. Lassus. Tafelband. 2. réimpr. fac-simile de la 1. éd., Paris 1858. Paris: Laget, 1976. LXXII Bl.: nur Ill.
Signatur: 33 = FK.VIL/pb 1621-Taf

Wenn der Rausch der Geschwindigkeit, der das 19. Jahrhundert ergriffen hatte, einmal über das Ziel hinausschoß, stand die Photographie bereit, um die gräßliche Bescherung auf der Platte zu fixieren – hier übrigens im gleichen Jahr 1895, in dem die Brüder Lumière das erste Kinopublikum der Welt mit einer heranrasenden Lokomotive in die Flucht schlugen (Gare Montparnasse, Paris).

Starl, Timm [u.a.]: Fotografie! Das 19. Jahrhundert
Herausgegeben und mit einer Einführung von Freddy Langer. München [u.a.]: Prestel, 2002. 126 S.: überw. Ill.
Signatur: 33 = BF.LAN/pb 21696

Die Aktivitäten des Menschen gaben schon immer Anlaß zum Staunen. Doch erst die Bewegungsphotographie ermöglichte es, die typischen motorischen Verhaltensweisen dieser Gattung sozusagen Zeitscheibe für Zeitscheibe zu betrachten.

Bogeng, Gustav A. E. [Hrsg.]: Geschichte des Sports aller Völker und Zeiten
Bd. 1. Leipzig: Seemann, 1926. VIII, 395 S.: zahlr. Ill.
Signatur: 70 = GA/pw 330-1

Irgendwie beängstigend eigentlich, diese beständige hektische Aktivität, diese fortwährenden Umkreisungen und Zu- sammenstöße im Innern der Materie, hier erläutert von dem auch als Science-Fiction-Autor bekannten Herbert W. Franke („Kollisionen zwischen Protonen und Antiprotonen, Neutronen und Anti- neutronen, in der Blasenkammer sichtbar gemacht“).


Franke, Herbert W.: Vorstoß ins Unbegreifliche: Brennpunkte der modernen Physik
Wiesbaden: Brockhaus, 1960. 230 S. : Ill., graph. Darst.
Signatur: d 383

Und Bewegung ward Schrift: Die choreographischen Kürzel des 18. Jahrhunderts, so kryptisch sie dem Laien erscheinen, geben doch immerhin eine Ahnung von rokokohaften Tanzfiguren, Schrittornamenten und Pirouetten.

Encyclopédie méthodique ou par ordre des matières. Recueil de planches de l'encyclopédie
Bd. 7. Paris: Panckoucke [u.a.], 1783. [2], [326] Bl.: 235 Ill.
Signatur: 99 = ag 401-39,7

„Es macht die Hitze ein Jeglich ding, das Schwartz ist, weiß, Und ein Jedes Weiß ding Roht“: die Transmutation der Stoffe in der alchemistischen Phiole, dargestellt in einem ihrer Stadien auf dem Weg zum Elixier als einander verschlingende Vögel in den Farben ihrer Grundsubstanzen (16. Jh.).

Das gegenwertige Büchlein wird genandt SPLENDOR SOLIS oder Sonnenglantz: teilet sich in siben Tractat durch welche beschriben wird die künstliche wirckunge des verborgenen Steins der Alten Weissen; wiewol alles, so die Natur erfordert, clärlich zu vollbringen, das gantze Werck in denen begriffen wird und mit sampt allen Mitteln der zugelegten ding: Noch dann ist sich keinem dorauff zu versehen, die Heimligkeit der Edelen Kunst aus Aigenem verstande zu ergreiffen
Faksimile-Ausgabe der Handschrift der Berliner Staatsbibliothek (codex germ. fol. 42). Wiesbaden: Optimum, 1972. 70 ungez. Bl.: Ill.
Signatur: a 14968

Option Akinese: das Opossum (Mitte) gilt als Meister im täuschend echt wirkenden Sich-Totstellen bei Gefahr, andere Beuteltiere wie Wombat und Koala stehen der Idee der Bewegung generell skeptisch gegenüber.

Meyers Konversations-Lexikon: eine Encyklopädie des allgemeinen Wissens
3., gänzlich umgearbeitete Auflage. Bd. 3: Berlin – Bureja. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1874. 1018 S.: Ill., Kt.
Signatur: a 1213(3)-3

Die Risiken des rollenden Verkehrs zeigten sich schon 1844 im Bois de Boulogne. Das unverantwortliche Fahrverhalten jugendlicher Raser auf ihren passenderweise mort subite oder tuette genannten Sportwagen führt der Autor übrigens auf den schädlichen Einfluß des „swinging London“ zurück.

Kock, Paul de (u.a.): La grande ville: nouveau tableau de Paris, comique, critique et philosophique
Ill. de Gavarni (u.a.). Bd. 1 + 2. Paris: Marescq, 1844. 412, 418 S.: Ill.
Signatur: ag 501-1/2

Ein derartiger Aufwand an Kraft und Bewegung, nur um diesen kleinen Wasserstrahl in die Höhe zu pressen (der anschließend wieder in die Tiefe fällt)? Da erscheint der geniale Renaissanceingenieur Agostino Ramelli (1531-1600), Konstrukteur manieristisch überkomplexer, nie verwirklichter Maschinen, weniger als ein Nachfahre Leonardo da Vincis denn als ein Vorfahr von Tinguely, M. C. Escher und Miyazaki Hayao.

Ramelli, Agostino: Le diverse et artificiose machine
Reprint der Ausgabe Paris, 1588. Farnborough: Gregg, 1970. 338 Bl.: zahlr. Ill.
Signatur: 33 = AQ.RAM/pb 9624

Der Stuntman unter der Himmelskuppel – ratlos? Die Dramaturgie des bewegten Bildes setzte, wie man sieht, schon früh auf atemberaubende Actionszenen.

Gad, Urban: Der Film: seine Mittel, seine Ziele
1.-2. Tsd. Berlin: Schuster & Loeffler, [1920] 283, 32 S.: Ill. (Übersetzung von: Filmen, dens midler og maal, Kopenhagen, 1919)
Signatur: me 2699

Daß auch in unserem wohlgeordneten Sonnensystem nicht alle Himmelskörper den von Kopernikus, Kepler und Galilei vorgegebenen Regeln der kreisförmigen bzw. elliptischen Bewegung folgen, beweisen die leider immer wieder auftretenden Fälle kosmischer Karambolagen – hier an einer 1863 entdeckten prähistorischen Unfallstelle (Eisenmeteorit Bacubirito, Bundesstaat Sinaloa, Mexiko).

Haro, Jose C.: Las meteoritas mexicanas: generalidades sobre meteoritas y catálogo descriptivo de las meteoritas mexicanas
México: Instituto Geológico de México, 1931. II, 104 S.: zahlr. Ill.
Signatur: g 9731

„Der Berg bewegt sich nicht”: Die Mißachtung dieser eisernen militärischen Familienregel führt bei Kurosawa bedauerlicherweise zum Untergang des Hauses Takeda (Kagemusha, 1980).

Richie, Donald: The films of Akira Kurosawa
Revised edition. Berkeley [u.a.]: Univ. of California Pr., 1984. 255 S.: Ill.
Signatur: 27 = MGK/od 3839NE