Ich bin dann mal fremd!

Hallo Kinder,

„Ich bin dann mal fremd“, war das Thema der Veranstaltung der Kinder-Uni. Aber was ist denn eigentlich fremd? Das wollte unser Dozent Dr. Schwarting heute mit uns diskutieren.  Wenn jemand anders aussieht?  Wenn man sich anders verhält?

In unserem Begrüßungsspiel sollten wir alle Zettel ziehen, in denen uns Länder und deren bestimmte Begrüßungen zugeteilt wurden, dann sollten wir so tun als wären wir am Flughafen und sollten unsere Partner finden. Es war etwas seltsam, sich so anders zu begrüßen. Zum Beispiel mit den Küssen auf die Wange, wie die Franzosen oder sich gegenseitig an den Wangen riechen, wie die Mongolen. Bei den Kupfer-Eskimos schlagen sie sich sogar mit der Faust leicht gegen den Kopf und die Schulter.

Oder ist es, wenn jemand etwas anderes isst? Aber Pizza, Nudeln und Döner sind gar nicht aus Deutschland. Unser Dozent erzählte uns, dass es das vor 50 Jahren noch gar nicht hier gab, die Grenzen waren damals fester gezogen und der Transport war ziemlich teuer.

Aber wer ist denn jetzt fremd? Sind wir das vielleicht selber? Zusammen klebten wir Punkte auf eine Karte auf all die Länder, wo unsere Eltern oder Großeltern her kamen, dann noch mehr Punkte für die Länder, in denen wir selbst schon länger als ein Jahr gelebt haben. Die Karte wurde ziemlich zugeklebt.

Bei einem Kind sind alle Verwandten aus dem Saarland, aber der Vater ist Sachse. Die Eltern von anderen Kindern sind aus China, Russland oder Holland, zum Teil sind sie aber hier geboren. Also ist man nicht einmal mit einer anderen Hautfarbe unbedingt fremd. Zumindest heute nicht. Früher, da waren die Distanzen anders, da gab es keine Flugzeuge oder Autos und sogar die Nachbarn waren einem manchmal fremd.

Wir fragten uns also weiter, was denn nun fremd sei. Ein Kind meinte, dass man nicht fremd ist, wenn man in Deutschland geboren wurde. Ein anderes sagte, dass wir an den Orten nicht fremd sind, an denen wir die meiste Zeit unseres Lebens verbracht haben. Oder ist man dann nicht fremd, wenn man den Pass des Landes hat? Aber man kann auch zwei Pässe haben. Vielleicht erkennen wir die Fremden auch am Namen.

Müller und Meier klingt Deutsch, aber in unseren Schulklassen gibt es oft Kinder, deren Nachname wir erst einmal üben müssen bevor wir ihn aussprechen können. Also haben wir uns gefragt, wie das eigentlich in Trier ist und unser Dozent hat uns erzählt, dass ein Drittel nicht aus Deutschland kommt, aber die Mehrzahl eben einen deutschen Pass besitzt. Hier leben vor allem viele Franzosen und Luxemburger, aber das hat uns wenig überrascht, die meisten Punkte auf unserer Karte waren in Frankreich.

Nach einer kurzen Pause machten wir eine Gruppenarbeit. Wir wurden verschiedenen Ländern zugeteilt: Türkei, Südafrika, Frankreich, Brasilien und Australien. Zusammen sollten wir die Umrisse von Deutschland und unserem Land auf Plakate malen und dazu schreiben, was uns zu dem Land einfällt und was wir an Deutschland vermissen würden. Uns fielen vor allem Dinge wie die Temperaturunterschiede und das Meer von manchen Ländern ein. Ein Kind hatte auch Angst vor den afrikanischen Ritualen, aber dazu erzählte uns Frau Duran-Kremer später mehr. Was wir vermissten war uns aber schnell klar: Unsere Freunde, unsere Hobbies und unsere Traditionen.

Zum Abschluss, nachdem wir alle unsere Gruppenarbeiten vorgestellt haben, erzählte uns Frau Duran-Kremer, die im Migrationsbeirat ist mehr über das „fremd sein“. Sie kommt selbst ursprünglich nicht aus Deutschland, sondern aus Portugal und hat keinen deutschen Pass. Aber für fremd hielten wir sie alle nicht. Sie meinte, dass es keine Ausländer gibt, nur Menschen aus anderen Ländern. Die Menschen, die nicht aus Deutschland kommen vermissen hier das gleiche, was wir in anderen Ländern auch vermissen würden. Und die Rituale, vor denen eines der Kinder Angst hatte, die hatten früher alle ihren Grund, manchmal müssen wir darüber einfach nur genauer nachdenken und Eltern oder Lehrer fragen um sie zu verstehen.

Die Hautfarbe ist dabei nicht wichtig, viele Deutsche liegen ja dauernd in der Sonne, damit sie selber braun werden. Wichtig ist, was die Menschen, wo auch immer sie herkommen im Kopf haben. Wir sollten also alle gleich behandeln, egal welche Haut-, Augen- oder Haarfarbe jemand hat.

Euer Kunibert Schlaufuchs