Das sinologische Institut der Universität Trier

Das Sinologische Institut an der Universität Trier wurde im Jahr 1981 gegründet. Die Trierer Sinologie betont die Kontinuität der chinesischen Zivilisation im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne und stellt diese stets mit der geistig-kulturellen Auseinandersetzung zwischen China und dem westlichen Ausland in einen Forschungs­zusammenhang. Der fachkonzeptuelle Grundsatz war von jeher die Absicht, China sowohl aus der Innen- als auch aus Außenperspektiven heraus zu betrachten und zu verstehen. Das Fach wirkt somit an der Verständigung zwischen den Kulturen mit. Die Ausbildung der interkulturellen Dialogfähigkeit nimmt einen prominenten Platz in Lehre und Forschung ein.

Als Forschungsschwerpunkt in der Trierer Sinologie hat sich in letzten Jahrzehnten die Erforschung des Konfuzianismus als diejenige geistesgeschichtliche Richtung herauskristallisiert, die China kulturell bis heute am nachhaltigsten geprägt hat und die zurzeit eine Renaissance erfährt. In der Betonung der Kontinuität der chinesischen Kultur werden der Gesellschaftswandel Chinas in seinem Modernisierungsprozess und die damit einhergehenden geistigen Auseinandersetzungen im China des 20. und 21. Jahrhunderts behandelt.

Einen weiteren Schwerpunkt bildet die sprachwissenschaftliche und interkulturelle Beschäftigung mit dem Bereich des Chinesischen als Fremdsprache. Mit einer linguistisch fundierten Ausbildung in der chinesischen Gegenwartssprache legt die Trierer Sinologie großen Wert auf die sprachliche Kompetenz der Studierenden, die erst das Studium einschlägiger chinesischer Quellen und eine direkte Kommunikation und Kooperation mit China ermöglicht. Besondere Aufmerksamkeit erfährt dabei das Lernziel interkulturelle Kompetenz, die gerade im Zeitalter der Globalisierung von so zentraler Bedeutung ist. Die Theorie der Interkulturalität gehört gleichsam zum methodologischen Profil in der Trierer Lehre und Forschung.

Auf den genannten Gebieten wurden von der Trierer Sinologie bedeutende wissenschaftliche Leistungen vollbracht. Hierzu zählen Publikationen zur chinesischen Literatur, Philosophie, zur chinesischen Sprach- und Kommunikationskultur und insbesondere zum interkulturellen Dialog mit China. Die internationale Bedeutung der sinologischen Forschung in Trier belegen auch die philosophische Konferenz in Alet-les-Bains (Frankreich), die alle zwei Jahre unter dem Vorsitz des Fachvertreters der Trierer Sinologie stattfindet und die letzte Jahrestagung zum Chinesischunterricht, die unter dem von der Trierer Sinologie vorgeschlagenen Thema „Sprachliche und interkulturelle Kompetenz“ im Oktober 2006 an der Universität Trier stattfand. Über 100 internationale Fachkollegen/innen nahmen daran teil.

Weiterhin zu nennen ist das Projekt „Interkulturelle Kompetenz für den ostasiatischen Wirtschaftsraum“, das seit 1997 unter dem Namen „Europa Asien Service Trier“ (EAST) am Fach Sinologie angesiedelt ist und zahlreiche China-Seminare für deutsche Unternehmen und Institutionen anbietet. Auch sonst wurden von den Fachvertretern der Trierer Sinologie zahlreiche interkulturelle Trainingsseminare für die deutschen Wirtschaftsunternehmen, die in China investieren und mit chinesischen Partnern zusammenarbeiten, veranstaltet.

Die Sinologie in Trier kann seit Jahren auf ihre interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen der Universität verweisen. Dazu gehört u.a. das Zusatzzertifikat "Ostasiatische Studien", das in Kooperation mit zahlreichen Fächern vom Zentrum für Ostasien- und Pazifik-studien (ZOPS) organisiert wird. Erklärtes Ziel des ZOPS ist es, die Bereiche Politik, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft und weitere Aspekte in Bezug auf den ostasiatischen Raum interdisziplinär zu untersuchen. Zudem bestehen hinsichtlich des politischen und wirtschaftlichen Systems Chinas enge Beziehungen zum Fach BWL, VWL und Politikwissenschaft, auch vor dem Hintergrund, dass zahlreiche Sinologie­studenten ihr Fachstudium mit diesen Fächern kombinieren.

Die sinologische Ausbildung an der Universität Trier wird schließlich getragen von engen Kooperationen mit Partnerinstitutionen in China (Universitäten in Wuhan, Xiamen, Beijing, Shanghai, Qingdao etc.). So versteht sich die sinologische Forschung in Trier nicht nur als ein Forschen über, sondern auch und gerade mit China.