Wie kommt das Bild auf den Schirm?

Hallo liebe Kinder,

eigentlich wollten mein Freund Kunibert und ich am Samstag eine ausgedehnte Wanderung durch den Trierer Stadtwald unternehmen, schließlich ist gerade April und im Frühling ist die Natur am schönsten. Aber die Sonne hat uns wieder im Stich gelassen! Im Regen spazieren gehen macht doch keinen Spaß!

„Mmh, dann lass uns doch einen Film gucken“, meinte Kunibert. Da hatte ich natürlich nichts dagegen. Doch statt des erwarteten, klaren Bildes wurde nur ein Zerrbild mit weißen Streifen angezeigt. „Oh nein, so ein Pech!“, rief ich aus, „jetzt ist auch noch der Fernseher kaputt!“ Kunibert überlegte. „Vielleicht liegt es auch nur am Bildschirm.“ - „Weißt du denn, wie das Bild auf den Schirm kommt?“ - „Nein, leider nicht, aber ich kenne jemanden, der es uns erklären kann: Herr Vogl-Bienek ist Experte im Fach Medienwissenschaft und ich habe gelesen, dass er, zuammen mit seiner Frau Karin Bienek und deren Assistentin Ira Figueroa, nächste Woche eine Veranstaltung für die Kinder-Uni macht“, erklärte Kunibert. „Da müssen wir unbedingt teilnehmen!“ Gesagt, getan.

Eine richtig spannende und abwechslungsreiche Veranstaltung erwartete uns. Am Anfang wurden alle Kinder-Studenten in ein Zimmer mit abgedunkelten Fenstern geführt, die so genannte „Camera Obscura“.

Hier war es ganz dunkel. Wir sahen die Hand vor unseren Augen nicht. Ehrlich gesagt, habe ich mich direkt ein wenig gefürchtet. Aber Herr Vogl-Bienek beruhigte uns und erklärte, dass sich die Augen erst an die Finsternis gewöhnen müssten und wir bald erste Umrisse erkennen können. Er öffnete ein kleines, ausgeschnittenes Fensterchen, durch das ein Lichtstrahl eindrang.

Das Licht fiel auf ein aufgestelltes Transparent, eine weiße Baumwollleinwand, worauf wir verschwommene Formen und Farben erkennen konnten. „Fast wie auf unseren Bildschirm“, flüsterte Kunibert mir zu. Doch als ein Kind eine optische Linse vor das Loch hielt, schärften sich die Formen plötzlich zu richtigen Abbildungen: Bäume und Himmel, die umgekehrte Umgebung von draußen.

Wie konnte das nur passiert sein, Zauberei? Natürlich nicht, gemeinsam fanden wir Antworten. Auch erklärte uns der Dozent, wie die Menschen es geschafft hatten, die Abbildung in einem Foto dauerhaft festzuhalten. So erfuhren wir auch, dass „Camera“ Italienisch ist und „Zimmer“ heißt und „obscura“ „dunkel“ bedeutet. Die Menschen hatten also bei den ersten Fotoapparaten ein Miniaturzimmer für das Bild geschaffen.

Doch es gab noch viel mehr zu entdecken. So zum Beispiel die Bildervorführung einer echten „Laterna magica“, einer Zauberlaterne, die schon über hundert Jahre alt war!

Das Allerbeste kam im letzten Teil der Veranstaltung, denn da konnten wir selbst aktiv werden und unsere kreativen Kräfte frei entfalten. Wir teilten uns in drei Gruppen auf: die erste Gruppe sollte eine Vorführung mit der „Camera obscura“ vorbereiten. Die zweite Gruppe eine Geschichte mit Hilfe der Bilder der „Laterna magica“ erzählen. Die dritte Gruppe konnte Folienstreifen selbst gestalten und kommentieren, die über einer moderneren Laterna gezeigt wurden. Herr Vogl-Bienek, seine Frau und Frau Figueroa gaben uns Tipps und unterstützen uns dabei.

Nachdem wir hochkonzentriert und fleißig an unseren Projekten gearbeitet hatten, kamen unsere Eltern zu der Vorführung. Oh je, was waren wir aufgeregt. Doch eigentlich ganz umsonst, denn es klappte ganz wunderbar und unsere Eltern kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus, was wir alles Tolles innerhalb weniger Stunden gelernt hatten. Da soll doch die Mama nochmal sagen: „Ach Kinder, jetzt hockt ihr schon wieder vor dem Schirm!“

Natürlich könnte ich jetzt noch immer nicht den Bildschirm unseres Fernsehers reparieren, doch warum immer nur mit modernen Bildschirmen arbeiten? Kunibert und ich haben uns fest vorgenommen, zu Hause einen eigenen „Camera obscura“-Raum zu bauen und weiter mit Licht und Formen zu experimentieren. Vielleicht habt ihr ja auch Lust?

Eure Klara Schlaufuchs

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