Fenster zur antiken Welt – 30 Jahre Trierer Papyrussammlung

Geht im Dorf Nesoi ein Mörder um? Wer stahl die Steuerakten aus dem Finanzamt von Herakleopolis? Wird der Soldat Ptolemaios seine Schulden je zurückzahlen können? Wie gründet man eine Stadt? Solche und viele andere Fragen begegnen dem Betrachter der über 40 Papyri, mit denen eine Ausstellung in der Universitätsbibliothek Trier vom 14. Mai bis zum 31. Juli 2012 das 30. Jubiläum der Trierer Papyrussammlung begeht.

Die 1982 begründete Sammlung, die zum Bestand der Universitätsbibliothek gehört, mittlerweile über 800 Stücke umfasst und ihr stetiges Wachstum der Unterstützung zahlreicher Geldgeber verdankt, wird vom Fach Papyrologie der Universität Trier betreut – einer bundesweit einzigartigen Institution, da nur an der Universität Trier die Papyrologie als eigenständiges Fach existiert.

Ein „Fenster zur antiken Welt“, so der Ausstellungstitel, sind die Exponate in der Tat, geben sie doch einen unvergleichlichen Einblick in den Alltag einer Region, die wie wenige andere in der alten Welt einen Kreuzungspunkt der Sprachen und Kulturen bildete. Das gilt ganz besonders für die Dokumente zum Wirtschaftsleben, in denen ein geradezu modern anmutendes Kredit- und Bankwesen neben den archaischen Praktiken der Sklavenhaltung steht.

Andere Schriftstücke geben Auskunft über Rechtsfälle, über Militär und Verwaltung, über Religion und städtische Angelegenheiten, aber auch das christliche Mönchtum, denn die ausgestellten Papyri umfassen einen Zeitraum vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis zum 4. Jahrhundert n. Chr., also von der ptolemäischen Zeit bis in das Römische Reich der Spätantike. Ergänzt wird die Ausstellung durch umfangreiche Text-und-Bild-Tafeln, die in die Thematik einführen und Wissenswertes über die ausgestellten Papyri und ihren Inhalt vermitteln, sowie eine Dokumentation über die Publikationstätigkeit der Trierer Papyrologie. Eine Begleitbroschüre ist in der Ausstellung oder unter 0651-201-2503 / -2504 bzw. unter kramer@uni-trier.de erhältlich.