Wie kommt das Bild auf den Schirm (Tag 2)

„Hock nicht so viel vorm Bildschirm! Du bekommst noch ganz quadratische Augen!“

Habt ihr das auch schon mal von euren Eltern gehört? Ich, Kunibert, habe diesen Satz selbst schon manchmal zu Klara Schlaufuchs, meiner Freundin gesagt, als sie mal wieder den ganzen Tag lang Computer gespielt hat...

Ob das mit den quadratischen Augen so stimmt, das bezweifele ich ja ganz stark. Denn sonst hätte Klara schon längst welche haben müssen! Letztens, als ich mit ihr ein Kartenspiel spielen wollte, sie aber wieder vor dem Computer saß, da hab ich einfach den Stecker gezogen! „Hey!“, hat Klara gerufen, „das Bild ist weg! Haben wir einen Stromausfall? Aber das Licht brennt ja noch... nur das Bild ist weg! Kunibert?“

Nachdenklich hat Klara auf den schwarzen Bildschirm gestarrt. Doch anstatt nun mit mir zu spielen, kam sie ins Grübeln. „Das Bild ist weg... aber weißt du eigentlich wie das Bild überhaupt auf den Bildschirm kommt?“

Wie immer, wenn uns eine Frage unter den Nägeln brennt, haben wir uns an unsere Freunde an der Universität gewandt - und noch 12 Kinder dazu eingeladen! Herr Vogl-Bienek und seine Frau Karin Bienek kennen sich aus und sollen uns heute weiterhelfen.

Alles fing erst einmal ganz ungewöhnlich an. Als alle Kinder im Raum waren, dessen Fenster mit einer Folie komplett abgedunkelt wurde, hat Herr Vogl-Bienek erst einmal das Licht ausgeschaltet! Wir standen komplett im Dunkeln!

Dann hat er ein kleines, aufgeschnittenes Fenster in der Folie geöffnet, durch das ein kleiner Lichtstrahl drang. Nun, da unsere Augen sich bereits an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erschien uns dieser Lichtstrahl geradezu hell! Für uns war es erst einmal nur ein Lichtstrahl. Doch dann wurden wir darauf hingewiesen, dass da nicht einfach nur Licht, sondern auch ein paar ganz verschwommene Farben zu erkennen waren! Jetzt konnten wir es alle sehen. Aber warum ist das jetzt so besonders?

Herr Vogl-Bienek verkleinerte das Loch. Der Lichtstrahl fiel auf eine weiße Leinwand, die hinter dem Fenster aufgestellt war. Und nun konnten wir sogar ganz verschwommen die Form der Bäume vor dem Fenster erkennen. Eines der Kinder durfte noch eine optische Linse vor das Loch halten – und siehe da, jetzt konnten wir das Bild ganz klar auf der Leinwand erkennen. Jeden einzelnen Baum! Allerdings … das Bild war kopfüber! Kopfstand wollten wir aber jetzt nicht machen.

Herr Vogl-Bienek erklärte uns, dass das ein Grundprinzip war, auf dem die allerersten Kameras beruhten: Camera Obscura! Ein Kind kannte den Begriff sogar bereits! Das ist italienisch und heißt dunklerer Raum. Denn früher hat man wirklich einen Raum abgedunkelt, Licht drang nur durch das Loch und eventuell eine Linse. Dann wurde das Bild, das auf ein weißes Blatt geworfen wurde, genauso abgemalt. Später wurde die Camera immer kleiner. Zeichnen musste man auch nicht mehr, stattdessen wurde das Bild auf stark lichtempfindliches Papier geworfen.

Es gab aber noch viel mehr zu entdecken: Herr Vogel-Bienek hatte eine Laterna Magica dabei, die war schon über hundert Jahre alt. Magische Laterne heißt das. Mit der konnte man die alten Bilder, die sich auf Glasscheiben befanden, an die Leinwand werfen. Toll sah das aus. Dann gab es noch eine neuere Laterna magica. Dort wurden bemalte Folienstreifen durchgezogen – das Bild erschien wieder auf der Leinwand.

Wie spannend! Und jetzt kam der beste Teil: Wir teilten uns in drei Gruppen auf und durften selbst die Camera obscura und die zwei verschiedenen Laternen ausprobieren. Nun waren alle Kinder schwer beschäftigt, schließlich hatten wir Großes vor: Für die Eltern wollten wir eine kleine Vorführung einstudieren. Bei den Vorbereitungen haben uns alle Donzenten mit Tipps geholfen.

Schließlich war es so weit, die Eltern fanden sich in dem abgedunkelten Raum ein und: Licht aus! Aktion! Eine Gruppe Kinder zeigte, was für tolle Sachen man mit der Camera obscura alles machen konnte! Das war vielleicht ein tolles Schattenspiel!

Die nächste Gruppe hatte eine kleine Weltreise mit der alten Laterna Magica einstudiert - dazu wurden sogar die passenden Instrumente gespielt. Augen und Ohren durften staunen ... Mit der moderneren Laterna Magica zeigte uns die letzte Gruppe eine ganze Menge Geschichten, die sie sich selbst ausgedacht hatten und auf die Folienstreifen gezeichnet hatten. Klara und ich haben nicht schlecht gestaunt, wie kreativ die Kinder waren. Toll!

Es folgte ein tobender Applaus. Auch die Eltern waren schwer begeistert! Und die Kinder, Klara und ich wissen jetzt endlich, wie wir selbst ein Bild auf einen Bildschirm zaubern können.

Euer Kunibert Schlaufuchs  

 

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