Slavische Mythen und russische Märchen

Liebe Kinder-Uni-Studenten,

schon als kleines Kind konnte ich von Mythen und Sagen nie genug bekommen. Gerade im Winter, wenn es draußen stürmte. Kunibert und ich uns machten es uns dann so richtig gemütlich und lasen uns stundenlang Märchen aus längst vergangenen Zeiten vor... Umso mehr freute ich mich deshalb auf die Kinder-Uni-Veranstaltung „Slavische Mythen und russische Märchen“ mit Frau Inna Ganschow.

Zu Beginn der Veranstaltung galt es einige grundsätzliche Fragen zu klären. Wer waren denn überhaupt die Slaven und was haben slavische Mythen überhaupt mit russischen Märchen zu tun? „Was stellt ihr euch denn unter slavischen Mythen vor?“, fragte Frau Ganschow. „Eine Geschichte über Götter“, meinte eine kluge Kinder-Uni-Studentin. „Genau“, meinte die Dozentin und ergänzte noch, dass es um Geschichten über gute und böse Götter sowie Dämonen geht, die Einfluss auf menschliches Leben haben.

 

„Aber ich kenne leider keine slavischen Mythen“, stellte ich nach einigen Überlegungen fest. Daraufhin erklärte uns Frau Ganschow, dass slavische Mythen tatsächlich kaum überliefert sind, wofür es verschiedene Gründe gebe. Die Mythen wurden nur mündlich überliefert. Die Kenntnis einer Schrift war erst mit dem Christentum zu den Slaven gekommen. Unter der neuen christlichen Religion wurden jedoch die slavischen Götter-geschichten verboten. Wir erfuhren weiter, dass die Verehrung der Götter, Dämonen und Geister sich aus der Lebensweisen der Slaven ergab. Sie hatten eine gemeinschaftliche, aber auch offene Weltanschauung gehabt. Deshalb wurde alles von der Natur als generierende Kräfte verehrt, zum Beispiel die Sonne oder der Wind. Interessanter Denkansatz, oder?

Wir lernten die verschiedenen slavischen Götter kennen: Der höchste Gott war Perun, der Gott des Heeres. Seine Söhne waren die Götter der Sonne Daschbog und des Windes Stribog. Doch es gab natürlich noch viel mehr Göttergestalten, die sowohl faszinierend als auch unheimlich waren. Aber die Götter wurden bald durch die Christen verboten. Trotzdem verschwanden nicht alle religiösen Wesen, die Geister blieben in den Vorstellungen der Menschen verhaftet und bis heute bewachen Hausgeister (Domovoi) die Wohnungen der Menschen. Auch in einigen Sprichwörtern finden sich noch heute die alten Geister und Dämonen wieder. So zum Beispiel, wenn man sagt: Scher dich zum Leschij (Waldgeist)! Außerdem spielen in vielen Zeichentrickfilmen die Geister eine Rolle. Einige haben wir auch angeschaut, das war sehr lustig und auch ganz anderes als unsere Kinderfilme!

 

Vor allem aber in den russischen Märchen sind bis heute die slavischen Götter erhalten geblieben, wenn auch in etwas abgewandelter Form. Wir lernten Väterchen Frost, das gute Schneemädchen und die fiese Hexe Baba Jaga kennen. Besonders gut hat mir das Haus der Hexe Baba Jaga gefallen. Es sah nicht nur witzig aus, als ob es auf Hühnerbeinen stehen würde, sondern es reagiert auch auf Befehle. So etwas als zu Hause wäre doch super, oder?

Als krönenden Abschluss durften wir sogar noch echte russische Schokolade probieren! Das war vielleicht ein spannender Nachmittag. Wir haben so viel über die alte Welt der Slaven gelernt! Und ich verrate euch noch etwas: Abends kurz vor dem zu Bett gehen habe ich mir direkt wieder mein altes Märchen geschnappt. Schließlich ist man für Märchen nie zu alt!

Hoffentlich bis bald,

eure Klara Schlaufuchs