Rhein-Maas-Digital: Die Karte von 1789

Rhein-Maas-Digital (Rechte: Peter Pfeiffer, Trier) Zum Vergrößern klicken

In einem zweiten, weitaus umfassenderen Projektabschnitt werden die Grundkarte und daraus generierte Einzelkarten mit unterschiedlichen Informationen unterlegt, die aus einer Datenbank interaktiv über eine Bedienoberfläche abgerufen werden können. Das endgültige Projektergebnis wird im Spektrum historisch-geographischer Onlineangebote ein Novum darstellen.

Das interaktive Portal Rhein-Maas-Digital wird gemeinsam mit weiteren auf diese Weise zu erschließenden einschlägigen Kartenwerken vom Spätmittelalter bis ins 20. Jahrhundert die Grundlage für ein modular erweiterungsfähiges Informationsportal zur Region Rhein-Maas schaffen.
Für den Großraum der preußischen Rheinprovinz liegen exzellente Kartenwerke in gedruckter Form vor. 1894 hat Wilhelm Fabricius im Auftrag der „Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde e.V.“ eine „Karte der politischen und administrativen Eintheilung der heutigen Preussischen Rheinprovinz für das Jahr 1789“ vorgelegt. Er erstellte sieben regional ausgelegte Kartenschnitte im Maßstab 1:60.000 und zwei Überblickskarten zu 1:500.000. Geleitet von der Notwendigkeit, die von vielen Unsicherheiten behaftete Momentaufnahme des Jahres 1789 zu differenzieren, beschrieb Fabricius 1898 in einem Begleitband zur Karte („Erläuterungen“) die auf lokaler Ebene überaus komplexe politische und administrative Gemengelage.

1982 unternahm es Prof. em. Dr. Franz Irsigler, der vormalige Inhaber der Professur für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Trier, das Kartenwerk Fabricius’ in den von ihm herausgegebenen „Geschichtlichen Atlas der Rheinlande“ zu überführen. Die von Irsigler geleistete Revision und Neuherausgabe basiert auf den beiden von ihm zu einem einzigen Kartenblatt verbundenen Großmaßstabsblättern. Diese „Karte von 1789“ bildet nicht allein die alten Territorien an Rhein, Maas und Mosel und mithin das „Rheinland“ ab, vielmehr umfasst der von Fabricius gewählte rechteckige Ausschnitt den gesamten administrativen Umfang der nach 1815 so genannten preußischen „Rheinprovinz“ sowie die Peripherien. Bei einer Nord-Süd-Erstreckung der Rheinprovinz von 275 km Luftlinie etwa von Kleve (Niederrhein) bis Ottweiler (Saarland) ist somit von einem etwa 40.000 km2 großen Areal auszugehen. 

Aus der Sicht von Forschung und Lehre ist eine digitale Aufbereitung dieser Vorlagen schon seit langer Zeit ein ausgesprochenes Desiderat. Im Rahmen des Projekts wird zunächst die gesamte „Karte von 1789“ einschließlich auch der kleinsten territorialen Splitter in digitaler Form neu aufgesetzt. Danach erfolgt die Zuweisung von Herrschaftszugehörigkeiten in Feinarbeit. Eine solche Nachjustierung berücksichtigt erstens die schon teils von Fabricius selbst vorgenommenen, teils in jüngerer Zeit anfällig gewordenen Korrekturen, zweitens die grundsätzlich bei Mikroherrschaften, Kondominaten, En- und Exklaven zu beachtende herrschaftliche Kleinteiligkeit. Das IT-basierte Verfahren wird überdies die sieben Detailkarten von 1894 interaktiv in die Gesamtkarte einbinden. Der Detailreichtum der Regionalkarten bis hinunter auf die Ebenen der Ämter- und Gerichtsgrenzen, möglicherweise auch der Hydrographie und des Reliefs, lässt sich infolgedessen in hoher Auflösung reproduzieren. 

Die elektronische Karte des Jahres 1789 wird als politische, topographische und naturräumliche Matrix für die künftige Georeferenzierung unterschiedlichster Objekt- bzw. Datengruppen zur Verfügung stehen. Als Träger eines umfassenden Informationssystems für die Region lassen sich mit ihr sukzessive vorhandene wie auch neu zu gewinnende landesgeschichtliche Fachinformationen verbinden. Die interaktive Steuerung verknüpft auf dieser Kartenmatrix landesgeschichtlich relevante Inhalte in Text und Bild, die in individuell kombinierbaren Such- und Abfragemodi ausgewählt und über eine Datenbank recherchiert werden können. Die Korrelation unterschiedlicher oder gleichgerichteter Phänomene eröffnet weiterführende wissenschaftliche Erkenntnisse für die Netzwerk- und Verflechtungsforschung. 

Kartographie und technische Umsetzung liegen federführend bei Peter Pfeiffer M.A. am Lehrstuhl für Geschichtliche Landeskunde.