Wie Kinder Täuschen, Tricksen, Flunkern lernen - und wie sie lernen, dass man das nicht soll!

Hallo Kinder,

ich war am Wochenende an der Uni Trier zu einer wirklich super interessanten Veranstaltung. Sie hieß: Wie Kinder Täuschen, Tricksen, Flunkern lernen - und wie sie lernen, dass man das nicht soll.

Holger, Daniel und Carolin - sie sind alle drei Entwicklungspsychologen an der Uni Trier - haben uns ganz viele Sachen erzählt. Aber ich wusste gar nicht genau, was ein Psychologe oder ein Entwicklungspsychologe macht! Gut, dass ich nicht alleine da war. Die anderen Kinder wussten, dass ein Psychologe Menschen untersucht. Was viele aber nicht wussten ist, dass der Psychologe nicht nur kranke Menschen untersucht, sondern eigentlich viel öfter das, was ein Mensch fühlt, wie er sich verhält und warum er das tut, was er tut. Klingt ziemlich kompliziert. Aber Holger hatte zum Glück ein Beispiel für uns: Er zeigte uns ein Bild von einem Kind mit einem Fußball. Dann erklärte er, dass der Junge aus unterschiedlichen Gründen gerne Fußball spielt, zum Beispiel, weil er gerne mit anderen Kindern zusammen ist oder er gerne draußen spielt.

Holger und die anderen Entwicklungspsychologen untersuchen nun die Veränderungen darin, wie Menschen denken, sich fühlen und sich verhalten. So gibt es viele Sachen, die wir als kleine Kinder oder Füchse noch gar nicht konnten, die aber jetzt selbstverständlich sind. Als ich ein kleiner Fuchs war, konnte ich noch gar nicht schreiben und sprechen. Doch heute ist das alles gar kein Problem. Ein Kind hat von seiner kleinen Schwester erzählt, dass sie noch gar nicht laufen kann, aber wir können das ja ganz ohne Probleme.

Und genau wie das Laufen, Rechnen oder Schreiben, müssen Kinder erst das Lügen lernen. Das können kleine Kinder nämlich gar nicht.

Was eine Lüge ist, das wussten wir eigentlich alle: eine Ausrede, wenn man etwas verheimlichen will, die Unwahrheit... Holger hat das noch einmal in einem Satz aufgeschrieben: Eine Lüge ist, wenn man etwas sagt, von dem man weiß, dass es nicht stimmt, aber glaubt, dass der andere nicht weiß, dass es nicht stimmt. Da merkt man erst einmal, wie schwer das Lügen eigentlich ist. Bei einer Lüge muss man nämlich ganz schön viel im Kopf behalten und Kinder müssen verstehen, dass andere Menschen andere Dinge als sie wissen oder denken. Ein kleines Kind von bis zu 4 Jahren denkt nämlich, dass anderen Menschen genau das wissen, was es selbst auch weiß - nicht mehr und nicht weniger. Um das zu untersuchen, gibt es verschiedene Experimente. Holger hat uns zwei davon gezeigt und auch ein Video dazu. Das Video zeigt das Experiment Maxi und die Schokolade. Schaut doch mal rein!

http://www.youtube.com/watch?v=Z1o4-6HP1HY&hd=1

Ich hätte nicht gedacht, dass das kleine Mädchen nicht versteht, dass Maxi gar nicht wissen kann, dass seine Mama die Schokolade in einen anderen Schrank gelegt hat, weil er auf dem Spielplatz war. Dieses Mädchen kann also noch nicht unterscheiden zwischen dem, was man selbst weiß, und dem, was die andere Person weiß. Das Mädchen hat ja schließlich gesehen, was Maxis Mama mit der Schokolade gemacht hat. Aber Maxi war gar nicht da und kann das nicht wissen. Wenn Kinder das schon können, nennen Wissenschaftler das die Theorie des Geistes.

Wenn Kinder nun gelernt haben, wie man lügt, müssen sie natürlich auch lernen, dass man das nicht soll. Dazu sind wir mit Carolin in einen anderen Raum gegangen. Dort hat sie uns verschiedene Geschichten erzählt, zum Beispiel von Sven und Lena. Die beiden sind Geschwister und ihre Mutter will, dass sie bei der Hausarbeit helfen. Sven soll staubsaugen und Lena die Wäsche zusammenlegen. Sven hat da aber gar keine Lust drauf und erzählt seiner Mutter, dass er ganz viele Hausaufgaben aufhabe und für einen Test lernen müsse und deswegen nicht staubsaugen könne, obwohl das gar nicht stimmt. Nun muss Lena staubsaugen und die Wäsche zusammenlegen. Dadurch hat sie keine Zeit für ein verabredetes Treffen mit ihren Freundinnen. Sven aber geht in sein Zimmer und spielt Computer. Als Carolin gefragt hat, ob wir das richtig finden, waren wir uns alle einig. Das war sehr unfair von Sven und wir hätten alle ein schlechtes Gewissen gehabt. Kinder, die bis zu 4 Jahre alt sind, wissen zwar, dass das nicht richtig war, aber sie empfinden keine Schuld. Das nennen Wissenschaftler das Phänomen des fröhlichen Täters - das hört sich sehr lustig an.

Also können kleine Kinder noch gar kein schlechtes Gewissen haben. Das entwickelt sich erst später. Mit dem schlechten Gewissen entwickelt sich aber noch etwas anderes: das Gefühl für Fairness. Kinder bis ungefähr 4 Jahre denken egoistisch und teilen nicht. Kinder von 4-6 Jahre teilen hingegen schon gerecht und Kinder ab 8 Jahren sind schon so weit, dass sie einer Person, die mehr gearbeitet hat dann auch mehr Lohn als sich selbst geben.

Fairness gibt es sogar bei Tieren! Das wusste ich gar nicht. Dazu hat uns Carolin auch ein Video gezeigt. Ab 1:20min geht es richtig los! Sehr lustig anzusehen:

http://www.youtube.com/watch?v=HL45pVdsRvE&hd=1

Zum Abschluss sind wir dann mit Daniel in ein Beobachtungslabor gegangen. Ich dachte immer, Labore seien grau und eintönig. Das Labor war aber ganz hell, mit bunten Möbeln und einem großem Teppich und Spielzeugen. Hier konnte man sich richtig wohlfühlen. Daniel hat uns gefragt, warum dieses Labor so aussieht. Die Kinder haben sich schon das richtige gedacht: wenn die Kinder, mit denen ein Experiment durchgeführt wird, in ein dunkles Labor kommen, haben sie bestimmt Angst. In diesem Labor jedoch muss man keine Angst haben und dann kann das Experiment auch erfolgreich stattfinden. Damit man die Probanden - so heißen die Kinder, mit denen ein Experiment gemacht wird - auch gut sehen kann, gibt es in dem Labor 3 Kameras und in der Decke sind Mikrophone, damit man auch alles hört. In einem kleinen Raum neben dem Labor stehen 3 Bildschirme. Hier kann man das genau sehen und hören, was im Labor alles passiert. Die Kameras kann man von hier aus auch steuern. Wenn man auf dem großen Chefsessel sitzt, kommt man sich ein bisschen vor als würde man ein Raumschiff steuern - so viele Knöpfe und Hebel sind auf dem Schreibtisch! Dann durften sich zwei Kinder im Labor verstecken und wir anderen haben die Kameras bedienen dürfen, damit wir die Verstecker finden können.

Der Tag an der Uni hat wirklich großen Spaß gemacht und wir haben alle sehr viel gelernt!

Bis zum nächsten Mal!

Eure Klara Schlaufuchs

 

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