Durfte man den Kaiser duzen?

Hallo Kinder!

Es gibt eine wahnsinnig tolle Neuigkeit!!! Ich bin Kaiser! Ihr habt richtig gelesen Kaiser- zwar nicht der von China, aber immerhin Kaiser! Glaubt ihr nicht? Dann fragt doch mal Marcel Simonis und Miriam Weiss.

Die beiden waren vor kurzem hier an der Uni Trier und haben über Benehmen und Anstand bei den Römern und im Mittelalter erzählt. Ich habe mich ja schon immer gefragt, ob man den Kaiser duzen durfte. Da kamen mir die beiden Experten gerade recht. Aber woher weiß man eigentlich, was bei den Römern gutes Benehmen war? Die anderen Kinder wussten, dass man alte Schriften und Texte von damals gefunden hat und in diesen Texten kann man Hinweise auf das Benehmen der Römer und anderer antiker Völker finden. Aber ein Gesetz für gutes Benehmen gab es - und gibt es bis heute - nicht. Es sind eher die Menschen in unserem Umfeld, die uns zeigen und sagen, wie man sich verhalten sollte. Daher ist gutes Benehmen für jedes Volk etwas unterschiedlich.

Dann hat Herr Simonis von den Römern erzählt und wie sie sich begrüßt haben. In einem Asterix- Comic sieht man zum Beispiel ganz häufig das Wort Ave. Dieses Wort riefen sich die Römer zur Begrüßung zu. Dann haben sich die Römer - genau wie wir heute noch - die Hand gegeben. Dies war ein Zeichen besonderer Freundschaft und sogar der Ehe. Dann hat Herr Simonis gefragt, wie wir uns heute gegenseitig zuwinken würden. Da haben wir natürlich alle ganz wild drauf losgewunken. Die Römer haben damals auch schon gewunken, allerdings nicht so wie wir. Herr Simonis hat uns ein Bild einer Statue von Kaiser Augustus gezeigt. Da hebt er die rechte Hand und streckt den Zeigefinger nach oben. Sieht für mich ja ein bisschen so aus, als würde er in der Schule aufzeigen und warten, dass der Lehrer in drannimmt. Habt ihr schon einmal gesehen, dass sich zwei Menschen zur Begrüßung auf die linke und rechte Wange küssen? Das haben die Römer auch schon gemacht. Einen Wangenkuss zeigte man nur in der Öffentlichkeit, weil der Kuss auf den Mund für den engsten Familienkreis reserviert war. Hat ein Mensch einem anderen Menschen die Füße oder Knie geküsst, war das ein Zeichen der Unterwerfung. Das mochten die Römer gar nicht gerne. Zur Verabschiedung sagten die Römer Vale.

Wusstet ihr eigentlich, dass die Römer im Liegen gegessen haben? Wenn ich das mache, schimpft Mama immer und sagt, ich solle mich gerade hinsetzen. Vielleicht sollte ich ihr mal von den Römern erzählen. Die Römer haben nämlich auch oft Freunde zu einem Gastmahl eingeladen, 2 bis 3mal in der Woche wurde dann zusammen gegessen. Es gab sogar eine Sitz- beziehungsweise Liegeordnung, die bei jedem Gastmahl, egal bei wem, eingehalten werden musste. Vielleicht veranstalte ich auch einmal so ein Gastmahl. Wenn die Römer dann gegessen haben, lagen sie auf der Liege, den linken Arm auf ein Kissen gestützt und die rechte Hand wurde zum Essen benutzt. Suppen wurden mit einem Löffel gegessen. Gabeln kannten die Römer noch nicht, hat Herr Simonis erzählt. Dann benutzten die Römer einfach ihre Finger. Zur Vorspeise gab es damals Eier, Salate, Gemüse oder Pilze und als Hauptgang immer viel Fleisch - hauptsächlich Schweinfleisch und Hühnchen. Rindfleisch war den Römern zu zäh. Gewürzt haben die Römer ihre Speisen mit einer besonderen Fischsoße namens garum. Die Soße war besonders scharf und wurde aus Fischabfällen gemacht. Fischabfällen? Jetzt habe ich keinen Hunger mehr auf mein Pausenbrot... Zum Nachtisch haben die Römer viele Speisen mit Honig gesüßt. Das Lieblingsdessert war der Honigkuchen.

Herr Simonis hat uns wirklich sehr viele Dinge über die Römer und ihr Benehmen erzählt. Bevor es weiterging, hat er deshalb mit uns einen kleinen Test geschrieben. Erst hatte ich etwas Angst, aber die Fragen waren ganz einfach, wenn man gut zugehört hatte. Das hatte ich! Deshalb konnte ich alle Fragen richtig beantworten und wurde zum Kaiser! Jetzt wisst ihr also, wie ich Kaiser geworden bin.

Zum Abschluss hat Frau Weiss mit uns noch ein Theaterstück einstudiert, in dem gezeigt wurde, wie im Mittelalter ein König gekrönt wurde.  Da waren ganz schön viele Leute beteiligt: 7 Kurfürsten, der König und die Königin natürlich, der Magistrat und auch das Gefolge war immer dabei. Ein ganzer Festzug zog durch die Stadt, und in der Kirche wurde der König dann gekrönt, nachdem er schwor, ein guter König zu sein und er vom Erzbischof gesalbt wurde. Dann musste er noch mit seinem Reichsschwert einen Mann zum Ritter schlagen. Wichtig waren auch - ach, wie hieß das schwere Wort noch - die Reichsinsignien: ein Reichsapfel und das Zepter wurden dem König in der Kirche überreicht. Nach der Krönung ging es zum Krönungsmahl. Auch hier gab es Regeln: Der König und die Königin saßen erhöht. Am Tisch reichte zuerst der Erzkämmerer dem König eine Schüssel mit Wasser und ein Tuch zum Händewaschen. Danach durfte der Erztruchsess den ersten Teller auf die Tafel des Königs stellen und der Erzmundschenk schenkte dem König Wein ein. Nach einem Gebet begann das Festmahl. Also mussten bei einer Krönung sich alle gut benehmen, damit auch alles richtig ablief. Unser Theaterstück, das wir den Eltern dann vorgespielt haben, war ein voller Erfolg und hat sehr viel Spaß gemacht.

So, jetzt muss ich aber los! Bis zum nächsten Mal!

Euer Kunibert Schlaufuchs

 

PS: Durfte man den Kaiser duzen? Ja, weil die alten Römer die Sie- Form, wie wir sie heute benutzen, noch gar nicht kannten ;-)

 

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