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Westfassade Dom Trier
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Nicole Fleckinger
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Isometrie Dom Trier
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Forschungsarbeit Dom Trier
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Manfred Schuller
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Team Projekt Dom Trier
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Neue Forschungen zum Trierer Dom

Seit August arbeiten Kunsthistoriker der Universität Trier und Bauforscher der TU München in einem gemeinsamen Forschungsprojekt zur Bau- und Kunstgeschichte des Trierer Domes. 

Unter der Leitung des Kunsthistorikers Prof. Dr. Gottfried Kerscher der Universität Trier und Prof. Dr.-Ing. Manfred Schuller, Inhaber des Lehrstuhls für Baugeschichte, Historische Bauforschung und Denkmalpflege an der TU München, ermöglicht das DFG-geförderte Kooperationsprojekt den beiden Projektmitarbeitern Nicole Fleckinger M.A. (Kunstgeschichte) und Dr.-Ing. Dominik Jelschewski (Bauforschung) eine interdisziplinäre Zusammenarbeit und verspricht, bestehende Forschungslücken mit neuen Erkenntnissen über die komplexe Entstehungsgeschichte der Trierer Bischofskirche schließen zu können.

Der Dom St. Peter zu Trier gilt heute als die älteste Bischofskirche Deutschlands und wurde 1986 als bedeutendes Zeugnis abendländischer Baukunst in die UNESCO-Liste des Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Die kunsthistorische Wertschätzung des Bauwerks liegt mitunter in seiner einzigartigen Architektur begründet, die nicht auf eine einheitliche Gesamtkonzeption zurückgeführt werden kann, sondern das Resultat eines sich über Jahrhunderte vollziehenden Entwicklungsprozesses darstellt.

Im vierten Jahrhundert als Teil einer römischen Kirchenanlage errichtet, hat der Bau im Laufe seiner nun fast 1700-jährigen Geschichte zahlreiche Zerstörungen, Wiederaufbauten, Restaurierungen und Veränderungen erfahren. Neben seinem hohen Alter ist es gerade diese abwechslungsreiche Baugeschichte, welche das historisch gewachsene Baugefüge des Trierer Dom zu einem einzigartigen Kulturdenkmal macht. Es findet sich keine Epoche, die nicht ihre Spuren hinterlassen hätte. Damit stellt der Bau nicht nur ein Zeugnis der Trierer Stadt- und Kirchengeschichte dar, sondern spiegelt zugleich auch den historischen Wandel von liturgischen, stilistischen und denkmalpflegerischen Wertigkeiten wider.

Was den Trierer Dom für die Forschung besonders interessant macht, ist der Umstand, dass er historische Bausubstanz aus fast jeder seiner Entwicklungsstufen bewahrt hat. Bereits die Forschung des 19. Jahrhunderts erkannte, dass sich im Kernbau des heutigen Domes das Mauerwerk einer monumentalen Kirchenanlage aus dem 4. Jahrhundert erhalten hat. Es bildet heute noch einen Teil der Außenwände und lässt sich an der Nordfassade mit bloßem Auge von den jüngeren, frühromanischen und barocken Wänden unterscheiden.

Den römischen Bauperioden folgten die beiden nur schwer fassbaren Bauzustände der fränkischen und ottonischen Zeit, deren Rekonstruktionen einer erneuten Überprüfung bedürfen, da es noch einige Unklarheiten gibt. Die heutige Grundrissdisposition sowie das äußere Erscheinungsbild des Domes ist größtenteils das Resultat der in sich weiter zu differenzierenden romanischen Epoche. Ergänzt wird dieses Bild durch gotische und barocke Zutaten und Veränderungen, sowie durch die im 19. Jahrhundert einsetzenden historistischen Restaurierungen. Auch die Domrenovierungen des 20. Jahrhunderts, welche in Hinblick auf die Architektur vor allem Reparatur- und Sicherungsarbeiten umfassten, haben an dem Bauwerk Spuren hinterlassen.

Die im 19. Jahrhundert einsetzende, wissenschaftliche Erforschung dieser komplexen Baugeschichte des Trierer Domes ist noch nicht abgeschlossen. Sie beinhaltet heute noch mehr oder weniger große Forschungslücken, welche bisher nur unzureichend geklärt werden konnten. Neben konkreten Widersprüchen zwischen Forschungspostulaten und dem Baubefund, bleiben auch viele stilistische Einflüsse und liturgische Abhängigkeiten der Trierer Bischofskirche im Unklaren.

Diesen und weiteren Forschungsdesideraten wird nun in dem Kooperationsprojekt Abhilfe geschaffen. Das zentrale Ziel des Projektes wird es daher sein, eine neue, aktuellen wissenschaftlichen Möglichkeiten und Anforderungen entsprechende, baugeschichtliche Bearbeitung vorzulegen.

Die interdisziplinäre Ausrichtung des DFG-Projektes ermöglicht es, die komplizierte Baugeschichte des Trierer Domes zunächst auf einen klare Fakten von Hypothesen trennenden Stand zu bringen. Dabei soll der bisherige Forschungsstand ergänzt und gegebenenfalls korrigiert werden. Auf dieser Grundlage können darüber hinaus Einzelaspekte untersucht und neue Erkenntnisse gewonnen werden.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft finanziert das Vorhaben für den zeitlichen Rahmen von 36 Monaten mit einer Förderung von rund 180.000 € für die Universität Trier. Dank einer Anschubfinanzierung durch das Historisch-Kulturwissenschaftliche Forschungszentrum der Universität Trier konnten bereits 2013 im Rahmen des Projektes „Antikenrezeption im Dom zu Trier“ unter der Leitung von Prof. Dr. Kerscher wichtige Vorarbeiten geleistet werden. Wie sich herausstellte, hat sich die Forschung der vergangenen Jahrzehnte überwiegend auf die sehr gute Bearbeitung der antiken Befunde fokussiert, dabei jedoch vor allem die mittelalterliche Baugeschichte in den Hintergrund treten lassen.

Nicole Fleckinger M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin des DFG-Projektes und Doktorandin im Fach Kunstgeschichte, hat sich bereits in ihrer Master-Arbeit zur Domrenovierung von 1960 bis 1975 mit dem Trierer Dom befasst und wird sich nun, im Rahmen ihrer Promotion an der Universität Trier, der mittelalterlichen Baugeschichte der Bischofskirche widmen. Vor allem in Hinblick auf die verschiedenen mittelalterlichen Bauphasen sind Fragestellungen wie etwa derjenigen nach der nur allgemein postulierten, jedoch im Detail nicht genau definierten, mittelalterlichen Antikenrezeption nachzugehen.

Im Bereich der Bauforschung wird Dr.-Ing. Dominik Jelschewski als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsprojekt Bauuntersuchungen am Baubestand vor Ort durchführen. Dazu gehört nicht nur die fotografische und zeichnerische Aufnahme von Einzelbefunden, sondern auch eine erstmalige Vermessung von Bauelementen des Domes mittels modernem Laserscan-Verfahren.

Nach einer ersten Vorstellung des Forschungsvorhabens im Rahmen einer Sitzung des Domkapitels wurde das Projekt in Trier sehr begrüßt und fand zudem großen Zuspruch von Seiten der Kapitulare und des Dompropstes Prälat Werner Rössel. Zustimmend äußerten sich auch der Kunsthistoriker Prof. Dr. Franz Ronig, der sich in seiner Position als Diözesankonservator, Kustos der Schatzkammer und Mitverantwortlicher der letzten Domrenovierung ausgiebig mit dem Trierer Dom beschäftigt hat, sowie der Archäologe Prof. Dr. Winfried Weber, der als ehemaliger Direktor des heutigen Museums am Dom und Leiter der Domgrabungen, wichtige Erkenntnisse vor allem über die antike Baugeschichte des Domes erbrachte. Beide kennen die heutigen Forschungsdesiderata und zeigen sich an der Klärung bestimmter Fragestellungen besonders interessiert.

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